Griebel gibt Vollgas

St. Wendel · Dem Shakedown hat Opel-Pilot Marijan Griebel aus Hahnweiler bei der Rallye Deutschland keine große Bedeutung geschenkt. Denn für ihn steht heute die schwierigste Etappe des WM-Laufes an – die Wertungsprüfung Moselland.

Eine Bäckerei gibt es in dem rheinland-pfälzischen Dorf Hahnweiler nicht mehr. Marijan Griebel fährt deshalb am Mittwochmorgen mit dem Auto ins Nachbardorf nach Freisen, um frische Brötchen zu holen. Gestärkt setzt sich der schnellste Bürger des 220-Seelen-Ortes Hahnweiler nach dem Frühstück hinter das Steuer des Straßenwagens und fährt quasi um die Ecke zur Arbeit Richtung Panzerplatte nach Baumholder. Mit dem Aufschrieb der dortigen Wertungsprüfung (WP) beginnt die Schicht des Opel-Werkspiloten Griebel. "Wir rollen alle gemütlich über die Strecke, das dauert dann eine gute Stunde", sagt der 27-Jährige. Doch 48 Stunden später muss er in seinem 190 PS starken Opel Adam R2 bei den 18 Wertungsprüfungen der ADAC Rallye Deutschland das Gaspedal richtig durchtreten. Und das ist für ihn etwas Besonderes, obwohl er von der heimatlichen Landschaft wenig zu sehen bekommt. "Die Rallye geht nahe an meinem Heimatort vorbei, und wir wollen uns dabei gut präsentieren", sagt Griebel. Nur einen Fußmarsch von der Haustür entfernt wird er an diesem Samstag bei der wieder in den Streckenplan zurückgekehrten WP Freisen-Westrich über die Piste rasen. "Die WP sollte ich eigentlich gut kennen. Es werden viel mehr Menschen an der Strecke stehen, als bei der Saarland-Pfalz-Rallye", sagt er.

Trotz der Nähe zu den Wertungsprüfungen ist er kein Heimschläfer. Seit gestern übernachtet er in einem Hotel in Trier, dem Shakedown in Konz schenkt er keine große Bedeutung. Das große Kino kommt am Donnerstagabend - die Zeremonie beim Showstart an der Porta Nigra in Trier. Und die will der Polizeikommissar genießen. Man kennt sich in der Szene. Seit ein paar Jahren ist Griebel auf Rennstrecken in Deutschland, Portugal, Estland oder anderswo in Europa unterwegs. "Ich freue mich, im Feld der weltbesten Piloten mitfahren zu können. Da ich aber dieses Jahr um den Titel in der Junioren-Europameisterschaft kämpfe, ist der WM-Lauf für mich nur ein Zusatzlauf", erklärt er seine Prioritäten.

Bei der Junior-Europameisterschaft FIA ERC Junior rast er mit elf Punkten Rückstand in Tschechien und Litauen mit dem Briten Chris Ingram noch um den Titel. Dennoch will er wie in den beiden Vorjahren bei der Deutschland-Rallye die Klasse R2 gewinnen. "Im vergangenen Jahr bin ich auf den 24. Gesamtrang gefahren, und wir waren das zweitschnellste frontangetriebene Fahrzeug im gesamten Klassement", schaut er gerne zurück. Beim Blick voraus stuft er die WP Moselland als größte Herausforderung ein. "Da sind unzählige Kurven auf 23 Kilometern und nur ganz wenig Platz für Fehler", weiß Griebel. Dagegen würde die WP "Panzerplatte" dem Material alles abverlangen, ihn und seinen Co-Piloten Stefan Kopczyk ordentlich durchrütteln. In der "Tyre Fitting Zone" in St. Wendel im Bosenbachstadion werden dafür nach der WP Bosenberg neue, raue Reifen für die Panzerplatte montiert. "Die brauchen wir, um ans Ziel zu kommen", meint er. Außerhalb der Stempelzeit könne er sich in der Reifenwechselzone dann ein paar entspannte Minuten gönnen. Und laut ADAC könnten die Fans dort die WM-Stars in ihren Autos aus nächster Nähe erleben.

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