„Wir treten den Boden mit Füßen“

St Wendel · Wie es unter der Erdoberfläche aussieht, zeigen Bodenprofile. Der Bonner Bodenexperte Michael Veerhoff demonstrierte auf dem Wendelinushof sein Konservierungsverfahren. Mit den von dem Geologen entnommenen Bodenprofilen plant das saarländische Umweltministerium eine Wanderausstellung.

 Michael Veerhoff legt die Bodenprofile im Rohzustand am Rand der Grube ab. Foto: Frank faber

Michael Veerhoff legt die Bodenprofile im Rohzustand am Rand der Grube ab. Foto: Frank faber

Foto: Frank faber

Seine aus Speziallack gegossenen Bodenprofile geben einen Einblick in den Aufbau der Böden. Landesweit hat der Bonner Bodenexperte Michael Veerhoff an insgesamt zehn Bodenstellen Lackprofile erstellt. Wie ein derartiges Präparationsverfahren funktioniert, demonstrierte der Geologe in einer ausgehobenen Grube auf einer Wiese des Wendelinushofs. Dazu stieg der Geologe in seine bereits vorbereitete Ausgrabungsstätte hinab. Das bei seinen Bodenentnahmen teilweise bis 55 Millionen Jahre alte Erdreich hatte er zuvor mit einem Kunstharz überzogen, welches die Oberfläche konserviert und aushärtet. "Die dem Hang zugewandte Seite ist die Oberfläche", sagte der 56-Jährige. Kurz darauf zog er die Harzschicht samt dem damit verbundenen Erd-Querschnitt vorsichtig auf ein Holzbrett ab.

"Wichtig ist, dass es, nachdem ich die Seitenwand mit Kunstharz gegossen habe, nicht regnet. Wenn man so will arbeite ich nur bei schönem Wetter", scherzte er im gut ein Meter tiefen Erdloch. Für den Bonner ein Verfahren, das in der Geologie zur Dokumentation und Konservierung von Erdschichten dient, und für Veerhoff jedes Mal eine neue Überraschung parat hat. "Das, was am Ende der Betrachter sieht, ist die eine Seite, die vor dem Abziehen dem Erdreich zugewandt ist. Es ist also auch für mich eine Unbekannte", meinte Veerhoff. Das mit einem Meißel abgestemmte Bodenprofil im Rohzustand legte an den Rand der Grube.

"Es ist Braunerde aus Tonstein", typisierte Bodenkundlerin Katja Drescher-Larres vom Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) die Bodenentnahme auf den ersten Blick. Ein richtiges Bodenprofil sei jedoch noch nicht zu erkennen, klärte Veerhoff auf. "Das Bodenprofil muss getrocknet und imprägniert werden, was manchmal einen Zeitraum bis zu sechs Wochen in Anspruch nehmen kann. Je nach Materialbeschaffenheit kann es zu einem Geduldsspiel werden", betonte er. Jedes typisierte Bodenprofil bedeutet für Matthias Beck, Bodenschätzer beim Finanzamt St. Wendel , dass er ganz neue Erkenntnisse zum differenzierten Aufbau der Böden gewinnt. "Damit wird Ertragsfähigkeit nach landwirtschaftlicher Kartierung von landwirtschaftlichen genutzten Flächen ermittelt, welches die Wertzahl des Ertragspotenzials des Standorts widerspiegelt", klärte Beck auf.

Die Bodenkundlerin Drescher-Larres ergänzte: "Ein Bodenprofil ist Zeugnis der Natur- und Kulturgeschichte". Allerdings werde der Boden als Schutzgut nicht so anerkannt, weil wir ihn von oben sehen. "Wir treten den Boden mit Füßen", bemängelte deshalb die Bodenkundlerin. Böden erfüllten unverzichtbare Aufgaben, sie fungierten als Wasser-und Nährstoffspeicher, die riesige Mengen von Kohlenstoff festhalten würden. "Auf vielseitige Art und Weise sind Böden ein Lieferant nachwachsender Rohstoffe", stellte Drescher-Larres fest. Die landesweit zehn erstellten Bodenprofile will das Umweltministerium mit einer Wanderausstellung in den Landkreisen präsentieren.

Zum Thema:

HintergrundDas Jahr 2015 ist von den Vereinten Nationen (UN) zum internationalen Jahr der Böden erklärt. Damit will die UN die Aufmerksamkeit auf diese für das natürliche Ökosystem, die Landwirtschaft, den damit verbundenen Gefährdungen und einhergehenden Problemen sowie deren Lösungsansätzen aufzeigen. frf

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