Werschweiler Turm soll tierische Mieter beheimaten

Werschweiler · Der Bund Naturschutz Ostertal hat am einstigen Feuerwehrhaus Nistkästen für bedrohte Vogelarten und einen Storchenhorst anbringen lassen.

 Mit Hilfe eines Steigers wird der neue Storchenhorst auf dem Dach des ehemaligen Werschweiler Feuerwehrturms angebracht. Fotos: B&K

Mit Hilfe eines Steigers wird der neue Storchenhorst auf dem Dach des ehemaligen Werschweiler Feuerwehrturms angebracht. Fotos: B&K

82 Jahre hat das alte Feuerwehrhaus im St. Wendeler Stadtteil inzwischen auf dem Buckel. Nachdem die eigentliche Aufgabe als Standort für die örtlichen Retter schon lange weggefallen ist, bekommt es jetzt eine neue Aufgabe. Und zwar als Ökoturm und somit als Zuhause für verschiedene Vogelarten und Fledermäuse. 1935 errichtet, war das Gebäude nahe der Kirche knapp sechs Jahrzehnte die Heimat des Werschweiler Löschbezirks. 1994 zog dieser ins neue Gerätehaus Auf der Höh. Das alte Feuerwehrhaus, das noch immer im Besitz der Kreisstadt St. Wendel ist, wurde beispielsweise als Abstellraum für Vereine genutzt. Diese Funktion bleibt erhalten, es kommt nur eben eine neue dazu.

Dass sich am alten Turm etwas tut, das konnten die Anwohner spätestens dann erkennen, als zwei Mal der Steiger anrückte, mit dessen Hilfe Nistkästen angebracht wurden. Inzwischen seien die Bauarbeiten soweit abgeschlossen, sagt Jürgen Mennig, Vorsitzender des Bundes Naturschutz Ostertal (BNO).

Etwa ein halbes Jahr hat der Verein hierfür gebraucht. Entstanden ist die Idee zum Ökoturm aber bereits vor einem Jahr. "Die alte Sirenenanlage am Turm war baufällig", erinnert Peter Volz vom BNO. Aus Sicherheitsgründen hätte dort sowieso etwas passieren müssen. Daher fragte Ortsvorsteherin Karin Schönwald bei den Naturschützern nach, ob sich auf dem Turm kein Storchenhorst platzieren ließe. Die Mitglieder des BNO gingen daraufhin noch einen Schritt weiter und entwarfen Skizzen zu dem Ökoturm. "Darin sollten Brutmöglichkeiten für bedrohte Vogelarten geschaffen werden", so Volz.

Um die Anschaffung und das Anbringen der verschiedenen Nistkästen kümmerte sich der BNO. Kosten von zirka 5000 Euro sind dabei entstanden. Unterstützung gab es unter anderem von einem privaten Spender, der laut Volz 2000 Euro beisteuerte. Statt Geschenke zum runden Geburtstag habe er sich Geld zugunsten des Storchenprojektes gewünscht. Die Stadt St. Wendel hat die Arbeiten in Sachen Verkehrssicherung übernommen und unter anderem das Dach teils neu gedeckt. Bürgermeister Peter Klär (CDU) freut sich, dass ein Gebäude der Stadt eine neue Nutzung bekomme. "Hier zieht die Natur ein und schließt somit einen Leerstand."

Auf dem Dach des Feuerwehrturms ist weithin sichtbar ein Storchennest angebracht. Ein Weißstorch ist in der vergangenen Woche bereits beim Überflug gesichtet worden. Niedergelassen hat er sich allerdings noch nicht. Unterm Dach sind Nisthilfen für Mauersegler und Mehlschwalben angebracht. Außerdem gibt es im Innern Brutkästen für Turmfalken und Schleiereulen. Sie können durch Öffnungen in den Schall-Jalousien einfliegen. Ebenfalls im Innern entstehen sogenannte Wochenstuben für die Fledermäuse. Dort können die nachtaktiven Säugetiere ihre Jungen aufziehen.

Im und am Ökoturm ist somit alles vorbereitet für die tierischen Mieter. Jetzt müssen die nur noch einziehen. "Ich bin gespannt, wie der Ökoturm angenommen wird", sagt Werschweilers stellvertretender Ortsvorsteher Mike Recktenwald. Jedenfalls bewertet er das Naturschutzprojekt bereits als neue Attraktion fürs Dorf.

Es könne eine Weile dauern, bis solche Nisthilfen angenommen werden, bremst Jürgen Mennig ein wenig die Euphorie. Früher, so der Experte, fanden Schleiereule und Co. an den Dächern alter Häuser oder in Scheunen reichlich Rückzugsmöglichkeiten zur Brut. Die moderne Bauweise nehme den Vögeln Nistplätze. Hinzu kommen besondere Ansprüche, die manche Arten an ihre Unterkunft stellen. So braucht der Mauersegler beispielsweise freien Anflug auf sein Nest. Was den eigenen Schlafplatz betrifft, ist er mitunter nicht so wählerisch. Wie Mennig berichtet, ruht der Segler auch gerne mal in der Luft. Als Nahrung braucht er Fluginsekten. Diese stehen auch auf dem Speiseplan der Fledermäuse. Für die Säugetiere sind ebenfalls Rückzugsplätze im Turm eingerichtet. So könnte ab Frühjahr reichlich Leben im Ökoturm Einzug halten. Viele Werschweiler werden wohl besonders der Ankunft des Weißstorchs entgegenfiebern. Ein Paar hat das Dorf im Ostertal ja bereits als Sommerwohnsitz auserkoren.

 Bevor der Storchenhorst aufs Dach kommt, legt Peter Volz noch einige Äste rein. Den weiteren Nestbau überlässt der Naturschützer dem Storch.

Bevor der Storchenhorst aufs Dach kommt, legt Peter Volz noch einige Äste rein. Den weiteren Nestbau überlässt der Naturschützer dem Storch.

 Blick vom Steiger auf den Turm und zur Kirche.

Blick vom Steiger auf den Turm und zur Kirche.

Foto: B&K

Jetzt gibt es Wohnraum für ein weiteres tierisches Paar. "Mit Hilfe des Storches kann man den Bürgern Umweltschutz prima vermitteln", lobt Richard Linxweiler vom Rotary Club St. Wendel-Stadt den PR-Effekt Adebars. Der Verein unterstützt seit zwei Jahren das Projekt Aktion Storch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort