Wahrer Reichtum an Melodien

St Wendel · Beste Stimmung im ausverkauften Konzertsaal des Kurhauses Harschberg. Das Quartett Echoes of Swing bestach mit einer Spiellaune, gepaart mit ausgetüftelten Arrangements, technisch perfekt und äußerst unterhaltsam.

 Mit dabei: Chris Hopkins am Altsaxofon. Foto: Michael Dorscheid

Mit dabei: Chris Hopkins am Altsaxofon. Foto: Michael Dorscheid

Foto: Michael Dorscheid

Bei der Präsentation ihrer neuen CD im Kurhaus Harschberg riss das Quartett Echoes of Swing das Publikum förmlich mit. Umgekehrt hat der Abend den Musikern riesigen Spaß gemacht: "Einen tollen Raum habt ihr da und ein überaus nettes Publikum."

Aber der Reihe nach: bereits 2002 und 2004 hatte der Jazzförderkreis St. Wendel die Edeltruppe des gepflegten Swing eingeladen, damals noch völlig unbekannt, inzwischen mit etlichen Lorbeeren bekränzt: Sieben internationale Auszeichnungen etablierten Echoes of Swing an der Spitze der internationalen Jazzszene.

Der Pianist Bernd Lhotzky, der Altsaxofonist Chris Hopkins, der Trompeter und Sänger Colin Dawson sowie der Schlagzeuger Oliver Mewes sind alles andere als eine Tanzkapelle, wie der Titel der neuen CD "Dancing" vermuten lässt. Obwohl sie sich dem klassischen Jazz widmen, haben sie auch mit Retrotrends oder Neoswingern nichts gemein. Mit ihrer Begeisterung für den harmonischen und den melodischen Reichtum des Jazz bringen sie die Musik selbst zum Tanzen. Von den stets intelligenten Arrangements über den Einsatz der Soli ist alles auf das spontane Miteinander dieser in der traditionellen Jazzgeschichte einmaligen Besetzung mit Klavier, Schlagzeug und zwei Bläsern ausgelegt. Und weil hier vier Meistersolisten spielen, von denen jeder in seinem Fach zur Weltklasse der raren Spezialisten des frühen Jazz gehört, wird die Tradition stets topaktuell, ja mitunter "hip" in die Gegenwart überführt. Makellose Spieltechnik, umfassende Kenntnis der Musikgeschichte, ein erlesener Geschmack und der Sinn für Humor gehen Hand in Hand.

Gleich mit dem ersten Titel "Hipster's Hop" hatten sie das Publikum auf ihrer Seite. Und sie blieben am Ball: Schlag auf Schlag folgten 19 äußerst abwechslungsreiche Titel, gleich einem Ballett durch die Jazzgeschichte. 20 Jahre gemeinsame Bühnenerfahrung hat die Band zusammengeschweißt: "Wir verstehen uns immer weniger als vier Solisten, sondern vielmehr als eingeschworenes Team." So hinterließen sie nicht zuletzt durch ihre humorvoll spritzige Moderation und spontane Bühnenpräsentation ein begeistertes Publikum: das war Unterhaltung im besten Sinne.

Mit zwei Zugaben verabschiedeten sich die sympathischen Musiker: Bernd Lhotzky und Chris Hopkins gaben mit "Ain't Misbehavin" von Fats Waller nochmal alles, eine furios akrobatische Performance zu zweit am Piano und ein stimmungsvolles Finale im Quartett mit dem quasi-Folksong "La Paloma Azul" von Sebastián Yradier.

SR 2 Kultur-Radio sendet den Mitschnitt am Sonntag, 13. März, ab 20.04 Uhr in der Sendung "Jazz-Now".

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