Tierlose Küche ist im St. Wendeler Land angekommen

St Wendel · Braucht es koffeinfreien Kaffee, um Veganer zu sein? Sicher nicht. Aber der Café au lait sollte schon mit Sojamilch zubereitet sein. Das ist auch bei uns Standard. Die restliche Küche haben sich zwei St. Wendelerinnen vorgeknöpft.

Gefüllte Klöße ganz ohne Fleisch? Hoorische ohne Speckrahmsoße? Kann so etwas überhaupt munden? Und ob! Davon gehen jedenfalls Inka Warner und Simone Meyer aus. Sie sind bekennende Hausmannskost-Fans, wie sie in den Steckbriefen zu Beginn ihres Kochbuchs "Messer, Gabel, Stift - Abenteuer Vegan" offenbaren. Und darüber hinaus prangt auf dem Einband wie ein Stempel "Extra-Bonus Saarland-Gerichte!"

Damit hat auch das St. Wendeler Land sein erstes Werk zur fleisch-, mehr: zur tierlosen Küche jeglicher Art. Denn wer sich der veganen Küche verschrieben hat, verzichtet gänzlich auf tierische Zutaten, weder Fleisch noch Milch und Produkte, die daraus erwachsen. Dass darunter mehr als grüner Salat mit homöopathischen Dosen zu verstehen ist, wollen die beiden Autorinnen beweisen. Mit veganem Ersatz für Sahne, Butter und Joghurt sowie für Speckwürfel und Schweineschnitzel wollen sie uns die fleischlichen Genüsse abtrainieren und uns auf neue Wege führen. Das Ganze allerdings ohne erhobenen Zeigefinger. Es handelt sich bei dem Band nicht um ein Sammelsurium der Rezepte. Nicht nur in Kapitel nach Vor-, Haupt- und Nachspeisen sowie regionalen Schmankerln sortiert, sondern um jede Menge Hinweise und Begriffserklärungen ergänzt. Und das erfolgt nicht wie in einem Lexikon, sondern ist grafisch teils wie eine handgeschriebene Kladde, teils wie ein rustikaler Holztisch mit Notizzetteln aufbereitet. So erfährt der Leser, der bislang vielleicht desinteressiert am Supermarktregal mit Tofu-Produkten Richtung Fleischtheke vorbeischritt, woraus das pflanzliche Bratstück besteht. Es geht dann um mehr: um Seitan, Lupinen und Tempeh - Zutaten, die auch in die saarländische Regionalküche Einzug gehalten haben und nun den Veganern munden sollen. Schales beispielsweise ist nach dieser Variante durchaus für Vegetarierer wie für Fleischesser eine schmackhafte Alternative. Für Einsteiger in diese Küche ist das Buch recht nützlich, verzichtet es doch auf Schnörkel und aufwendige Zubereitungsphasen. Überschaubare Zutatenlisten, einfach angerichtet - das gefällt auch dem Laien. Was allerdings ein wenig wie aus dem Kochstudio eines globalen Gewürzspezialisten anmutet, ist die ab und zu einfließende Nutzung von Fertigingredienzien wie Kloßteig aus der Packung und Gemüsebrühe aus dem Glas.

Komplettiert wird das Werk mit als Logbuch-Eintrag titulierten Einwürfen: Sie befassen sich unter anderem auf ulkige Weise damit, wie die Küchenmeisterinnen zur veganen Lebensart kamen. Und zu Milchkaffee - auf Sojabasis. Und dann auch noch entkoffeiniert. Letzteres hat aber nichts mit veganer Haushaltung zu tun.

Die St. Wendeler Buchhandlung Klein stellt "Messer, Gabel, Stift - Abenteuer Vegan" an diesem Samstag, 12. Dezember, ab 11 Uhr vor. Es soll auch einige Kostproben daraus geben, kündigt das Verfaser-Duo Inka Warner und Simone Meyer an.

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