Menschlichkeit bringt Licht ins Dunkel

St Wendel · Einen besonderen Gottesdienst in der Adventszeit initiierte Pfarrerin Christine Unrath. Unterstützt wurde sie dabei von Mitgliedern der Amnesty International-Gruppe, die menschliche Schicksale vorstellten.

 Schicksale von Menschen aus aller Welt trug die Amnesty International-Gruppe vor. Fotos: Sick

Schicksale von Menschen aus aller Welt trug die Amnesty International-Gruppe vor. Fotos: Sick

"All ihr Reichen mit eurem Geld, kämpft für eine bessere Welt", hallt es am Sonntag durch die evangelische Stadtkirche. Es ist die Stimme der 14-jährigen Kira Bronder, die da erklingt und die Worte als Teil eines Friedensliedes vorträgt. Ganz alleine steht Kira mit ihrer Gitarre am Altar und singt den Song "Unsere Welt". Text und Musik stammen von ihr selbst.

Mit ihrem Vortrag ist sie Teil eines besonderen Gottesdienstes, denn Pfarrerin Christine Unrath wird an diesem Tag nicht nur von Kira Bronder unterstützt, sondern auch von sechs Mitgliedern der Amnesty International Gruppe St. Wendel . "Das haben wir im vergangenen Jahr schon in der Adventszeit so gemacht", erklärt Unrath. Für sie passt die gemeinsame Aktion gut in die Adventszeit hinein, denn es geht darum, die Welt zu einem besseren Ort zu machen: "Wir wollen dazu beitragen, ein Licht anzuzünden, damit die Welt nicht im Dunkeln bleiben muss."

Zu diesem Zweck stellen die Mitglieder von Amnesty International während des Gottesdienstes zwölf menschliche Schicksale vor. In leuchtend gelbe Warnwesten gehüllt, berichten sie von Menschen, die Opfer von Unrecht und Ungerechtigkeit geworden sind. Dazu gehört die 13 Jahre alte Maria aus Burkina Faso, die 170 Kilometer zu Fuß in eine Schutzeinrichtung zurücklegte, um vor der Zwangsheirat mit einem 70-Jährigen zu fliehen. Oder auch Karikaturist Zunar, der wegen seiner Werke in Malaysia zu einer Jahrzehnte langen Gefängnisstrafe verurteilt wurde.

Briefe sollen Unrecht mildern

 Kira Bronder berührte mit ihrem selbstgeschriebenen Song die Besucher.

Kira Bronder berührte mit ihrem selbstgeschriebenen Song die Besucher.

Im Anschluss an die Vorstellung der Opfer rufen die Mitglieder zu einem Briefmarathon auf. Die Kirchenbesucher bekommen, wenn sie das denn möchten, vorgefertigte Schreiben ausgehändigt, die sie nur noch mit einigen persönlichen Daten versehen. Diese Briefe werden dann an die jeweiligen Länder, Regierungen, Behörden und Machthaber geschickt, die für die Notlagen der zwölf vorgestellten Schicksale verantwortlich sind. "Mit diesen Briefen setzen wir ein Zeichen des Nachdrucks an die politisch Verantwortlichen und auch ein Zeichen der Solidarität an die Opfer", so Amnesty International . In den vergangenen Jahren habe man damit einiges bewirken können. Krieg, Armut, Seuchen, leidende Kinder. Es ist kein leichter Stoff, mit dem sich die 14-jährige Kira Bronder aus Heiligenwald da auseinandergesetzt hat. Doch die Themen sind ihr wichtig. Ebenso, dass auch andere sich damit beschäftigen und so beschließt sie, ein Lied für den Frieden zu komponieren.

Das Ergebnis durften die Besucher des Adventsgottesdienstes in der evangelischen Stadtkirche erfahren. Dort nämlich spielt Kira ihr Lied "Unsere Welt", um Pfarrerin Christine Unrath und die Amnesty International-Gruppe St. Wendel , die ebenfalls den Gottesdienst mitgestaltet, im Kampf für eine bessere Welt zu unterstützen.

Ganz alleine, nur von sich selbst mit der Gitarre begleitet, singt Kira ihr Friedenslied. Darin berichtet sie von Missständen aller Orten, prangert die Machthabenden an und fordert auf: "Das ist unsere Welt, schau sie dir an . . . nur wir zusammen können das beenden." Von den Besuchern der Stadtkirche erhält sie im Anschluss an ihren Auftritt viel Lob. Kaum einer kann glauben, dass eine 14-Jährige nicht nur ganz alleine einen Song schreibt und ihn so souverän vorträgt, sondern sich darin auch noch mit so ernsten Themen beschäftigt. Ganz bescheiden nimmt Kira die lobenden Worte an und erzählt, wie es überhaupt dazu kam.

"Eigentlich wollte ich immer schon mal einen Song schreiben", erzählt sie. "Aber mir hat immer die Idee für ein gutes Thema gefehlt." Dann wurde sie von der stellvertretenden Leiterin ihrer Schule auf einen Wettbewerb aufmerksam gemacht. Unter dem Motto "Eine Welt" konnten junge Musiker Lieder schreiben und einreichen. Das Thema wurde vorgegeben: Globale Entwicklung. Die 14-Jährige nahm die Herausforderung an.

"Ich wusste von gar nichts", erinnert sich Kiras Mutter Andrea Wagner-Bronder. "Plötzlich stand Kira da und meinte, sie hätte einen Text geschrieben, ich solle ihn mir mal anhören." Im Anschluss an die Worte folgte dann auch alsbald die Melodie und relativ schnell war Kiras Friedenslied geboren.

Bei dem Wettbewerb reichte es nicht für einen der ersten Plätze, doch in der Stadtkirche berührt die Musikerin die Besucher des Gottesdienstes. Das liegt aber nicht nur an dem Lied und seiner eindringlichen Botschaft, sondern auch an Kira selbst. Erst ganz bei sich, mit geschlossenen Augen, wendet sie sich im Laufe des Songs offen ans Publikum und fordert: "Hilf dabei, die Trümmer aufzuheben, sieh die Kinder, wie sie leiden, versuche dieses Schicksal zu vermeiden."

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