„Ich bin so stolz auf meine Stadt“

Winterbach · Flüchtlinge unterbringen, Hilfestellung leisten, die Integration fördern: Für die Gemeinden im Landkreis St. Wendel gilt es, einiges zu schultern. Wir fragen nach, wie die Verwaltungen mit den Mehrbelastungen klar kommen und wo es hakt. Dieses Mal im Gespräch mit St. Wendels Bürgermeister Peter Klär.

 In Winterbach seien die Flüchtlinge mit einer Party begrüßt worden. Foto: Weiand

In Winterbach seien die Flüchtlinge mit einer Party begrüßt worden. Foto: Weiand

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Foto: B&K

Ein Arbeitskreis "Flüchtlingshilfe " hat sich in Winterbach etabliert. Mittlerweile ist der Personenkreis auf rund 15 Ehrenamtliche, darunter Pädagogen, angewachsen. Die Ehrenamtlichen bieten Deutschunterricht an, helfen bei Behörden- oder Arztbesuchen und üben mit den Flüchtlingen Alltagssituationen, wie Bus fahren oder einkaufen. Die meisten der Flüchtlinge sprechen kein Wort Deutsch, wenige Englisch oder Französisch. Geplant ist in naher Zukunft eine Willkommens-Veranstaltung.

Wer sich engagieren möchte, kann sich bei Melanie Brill, Tel. (0 68 51) 7 07 06, oder Ortsvorsteher Weiand, Tel. (0 68 51) 55 19, melden.

Bei aller Arbeit und großem Verwaltungsaufwand - für St. Wendels Bürgermeister Peter Klär ist die Flüchtlingswelle auch ein "kleines Konjunkturpaket". Denn die Wohnungen müssen hergerichtet, saniert, möbliert und renoviert werden.

Meist seien die Kosten dafür so gering, dass keine Ausschreibung notwendig sei. Davon profitierten dann die Handwerker in nächster Nähe, die "schnell verfügbar" sind, wie Klär lobt.

Die Stadt St. Wendel stelle ihre Flüchtlingspolitik auf drei Säulen: Kaufen - Bauen - Mieten. Seit Dezember 2014 habe die Stadt rund 4000 Quadratmeter Wohnraum in 30 Objekten für die Unterbringung von Flüchtlingen angemietet. Zwei städtische Wohnhäuser - in der Berzbergstraße in St. Wendel und in der Hirtenstraße in Werschweiler - werden mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Sonderprogramm des Innenministeriums saniert. Das ehemalige Hotel Hans in Winterbach hat die Stadt gekauft und für zwölf Personen hergerichtet. Diese sind bereits eingezogen. Spontan habe es eine kleine Willkommens-Party gegeben, was Klär zu der Aussage kommen lässt: "Ich bin stolz auf meine Stadt." Und er fügt hinzu: "Die Stimmung in der Bevölkerung zeigt, dass St. Wendel eine Stadt ist, in der man gerne lebt - und dieses gute Leben wollen die Bürger mit anderen teilen."

Außerdem plant die Stadt, in der Bertha-von-Suttner-Straße ein Mehrfamilienhaus zu bauen. Nicht nur für Flüchtlinge , sondern allgemein für Menschen mit geringem Einkommen. Kosten: rund 1,5 Millionen Euro. Dieses Haus mit acht Wohneinheiten für jeweils fünf Personen soll Ende des ersten Halbjahres 2016 fertig sein.

Bis dahin - so schätzt Klär - reicht wohl noch der Wohnraum. Derzeit leben 182 Flüchtlinge aus Syrien und Eritrea in St. Wendel. Bis Ende des Jahres sollen es 300 sein. "Und fürs nächste Jahr rechnen wir mit mindestens genauso vielen", sagt Klär.

Bis auf Leitersweiler sind in allen Stadtteilen Flüchtlinge untergebracht (siehe Grafik). Zwar erscheine die Zahl in Osterbrücken mit 22 sehr hoch, aber Klär weist darauf hin, dass die Unterbringung auch an dem Angebot an Leerständen hänge. Und er sagt: "Die Zahlen in den anderen Ortsteilen werden sich angleichen." Übrigens: Auch im ehemaligen Internat der Steyler Missionare sei die erste Etage bezugsfertig; fünf Flüchtlinge seien bereits eingezogen. Klär hat dieses Angebot der Missionare besonders beeindruckt: "Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, zu helfen."

Lob für Ehrenamtler

Voll des Lobes ist Klär auch, spricht er vom ehrenamtlichen Engagement und von der Akzeptanz in St. Wendel. "Es ist ein gutes Gefühl, dass unsere Bevölkerung das Thema so offen und vorurteilsfrei angeht." Dabei helfe auch das Netzwerk, dem mittlerweile 110 Personen angehören: 48 sind Willkommenspaten, 35 Sprachpaten, zwölf für Geselligkeit, Kultur und Sport zuständig. Die restlichen 15 fallen unter "Sonstige". Diese Gruppe umfasse in erster Linie Personen aus Institutionen, Behörden, Kirchengemeinden und Schulen.

Aber auch seiner Verwaltung macht er ein dickes Kompliment. Keiner schließe sich aus, jeder Mitarbeiter sei in irgendeiner Weise mit dem Thema beschäftigt: "Das ist ein komplett durchdringendes Thema."

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