Mit dem Porsche auf die Wiese

Mosberg-Richweiler · An Pfingstsonntag ist in Mosberg-Richweiler so manchem sicher das Herz aufgegangen. Das erste Traktorentreffen im Ort bot eine Fülle an alten Landmaschinen. Allesamt liebevoll gepflegt.

 Björn Judenhuth von den Schlepperfreunde Freisbachtal mit einem „Hela“ aus der Produktion von Hermann Lanz, Aulendorf, samt Erntewagen und fröhlicher Besatzung. Fotos: Heino Bernhardt

Björn Judenhuth von den Schlepperfreunde Freisbachtal mit einem „Hela“ aus der Produktion von Hermann Lanz, Aulendorf, samt Erntewagen und fröhlicher Besatzung. Fotos: Heino Bernhardt

 Helmut Schuch aus Rimsberg kam mit seinem Kramer K12, Baujahr 1951, dem ältesten Fahrzeug beim Traktorentreffen.

Helmut Schuch aus Rimsberg kam mit seinem Kramer K12, Baujahr 1951, dem ältesten Fahrzeug beim Traktorentreffen.

Eine Geräuschkulisse wie sie früher zur Hochphase der Ernte im kleinen Dorf zu hören war: Es knatterte und pochte heftig an allen Ecken und Enden, als sich am Pfingstsonntag die Freunde alter Ackerschlepper und Landmaschinen anlässlich der Kirmes in Mosberg-Richweiler ein Stelldichein gaben. Rund 30 Teilnehmer hatten sich mit ihren Zugmaschinen am Sportplatz eingefunden, um sich dort zu einem Umzug durch den Ort zu formieren.

Sie führten die Kirmesbesucher und die Zuschauer am Wegesrand zurück in eine Zeit, als die Traktoren noch "Dieselross" oder "Bulldog" hießen - eben jene Zeit, als es im 400-Einwohner-Ort noch über 30 landwirtschaftliche Betriebe gab, ausgestattet mit ebenso vielen Zugmaschinen.

Gemessen an der heutigen Zeit, in der in der Landwirtschaft vielfach nur die Größe zählt, wurde beim ersten Mosberger Traktortreffen eher den Kleinen die allgemeine Bewunderung zuteil. Die größte Aufmerksamkeit zogen die auf sich, die mit heutzutage vergleichsweise lächerlichen PS-Zahlen aufzuwarten hatten. Elf Pferdestärken etwa werden aktuell mühelos von jedem Rasentraktor überboten.

Aber dennoch, das konnte man sehen, üben die alten Maschinen eine gewisse Faszination aus auf den Betrachter. Und sie bieten Überraschendes auch für die Jüngeren: Vor 50 Jahren war es durchaus nicht ungewöhnlich mit einem ferrari-roten Porsche auf den Rübenacker zu fahren oder im Stoppelfeld seine Furchen zu ziehen. Traktorgeschichte live, und es gab jede Menge Anschauungsmaterial.

Angeführt wurde der Tross von der Mosberger Straußjugend, die einen alten Holder-Einachser als Zugmaschine präsentierte. Das größte Teilnehmerkontingent hatten die "Schlepperfreunde Freisbachtal" aus dem benachbarten Wolfersweiler geschickt, gefolgt von den Oldtimerfreunden aus Dienstweiler, Kreis Birkenfeld. Zu sehen gab es auch Raritäten, die schon zu Zeiten ihrer aktuellen Produktion nicht eben in großen Stückzahlen auf den Äckern und Wiesen zu finden waren: Ein Deutz "Intrac" beispielsweise, gesteuert von Thorsten Martin, oder ein "Hela" aus den 50er Jahren aus der Produktion von Hermann Lanz, Aulendorf, den Björn Judenhuth als Zugmaschine für seinen Erntewagen präsentierte. Auch ein unverwüstlicher Unimog von Mercedes fehlte nicht. Ein exotisches Gefährt hatte auch Markus Mattes zu bieten. Er steuerte einen Schanzlin Kleintraktor mit passendem Anhänger, auf dem eine fröhliche Kinderschar die sonntägliche Umzugsfahrt sichtlich genoss.

Nach der Runde durch den Ort war ausreichend Gelegenheit, noch einmal die aufgereihten Parade der historischen Zugmaschinen auf dem Sportplatz zu begutachten. Hier ging es dann schon sehr ins Detail, als die stolzen Oldtimer-Eigentümer Rede und Antwort standen. Wie zündet man einen Motor mit Kurbel und Schwungrad? Oder: Warum gibt es hier keinerlei ablesbaren Instrumente? In Zeiten der GPS-gesteuerten Agrarboliden ein schier unerklärliches Phänomen. Aber gelaufen sind sie doch und sie tun es heute noch.

Den ältesten Traktor hatte Helmut Schuch aus Rimsberg bei Birkenfeld dabei - einen Kramer K 12, Baujahr 1951. Nur wenig jünger war der Hanomag R 19 von Hartmut Hinsberger aus Marpingen, der die weiteste Anreise zum Treffen hinter sich hatte. Beide erhielten vom Vorsitzenden der Mosberg-Richweiler Vereinsgemeinschaft, Dietmar Luther und von Jochen Klee, dem Sprecher der Vereinsgemeinschaft Pfingstkirmes, eine Urkunde und als Wegzehrung ein Fässchen Gerstensaft.

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