Diskussion Chefin oder Chef fürs Rathaus?

Eisweiler · Judith Jung, Sascha Hilpüsch und Konrad Haßdenteufel haben sich den Wählern bei einer Diskussion gestellt. Knapp 500 Gäste kamen.

 Blick ins Publikum während der Podiumsdiskussion der Bürgermeisterkandidaten  der Gemeinde Namborn am Dienstagabend.

Blick ins Publikum während der Podiumsdiskussion der Bürgermeisterkandidaten der Gemeinde Namborn am Dienstagabend.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos

Die Menschen in der Gemeinde Namborn haben am Sonntag, 27. Mai, die Gelegenheit, mit ihrer Stimme die Weichen für die Zukunft ihrer Heimat zu stellen. Dann nämlich soll entschieden werden, wer künftig die Geschicke im Rathaus der etwa 7200 Einwohner zählenden Kommune mit ihren zehn Ortsteilen lenken wird. Drei Kandidaten stellen sich der Wahl zum Bürgermeister: Judith Jung (CDU), Sascha Hilpüsch (Einzelkandidat) und Konrad Haßdenteufel (Freie Liste Namborn). Die sind schon fleißig in ihrer Gemeinde auf Stimmenfang unterwegs. Wer sie einmal gemeinsam erleben wollte, hatte dazu am Dienstagabend Gelegenheit – bei der gemeinsamen Podiumsdiskussion von Saarländischem Rundfunk und Saarbrücker Zeitung.

Diese ging in Konkurrenz mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen wie im Hochsommer. 500 Stühle wurden für die Veranstaltung in der Liebenburghalle aufgestellt. Und kaum einer davon blieb am Ende leer. Die Gäste erlebten einen durchaus unterhalt-
samen Abend. Bewiesen doch die drei Kandidaten sowie die Moderatoren Thomas Gerber (Saarländischer Rundfunk) und Thorsten Grim (Saarbrücker Zeitung), dass eine politische Diskussion nicht immer staubtrocken vonstatten gehen muss. So wurde zwischendurch auch mal gelacht, floss ein Scherz in die Debatte ein. Die Konkurrenten gingen fair miteinander um, versuchten hier und da mit neuen Ideen zu punkten.

Ehe aber das erste Thema auf den Tisch kam, galt es zunächst die Parteiverhältnisse zu klären, die durchaus interessant und verworren sind. Am einfachsten ist die Frage nach der Partei bei Kandidatin Judith Jung zu beantworten. Die trägt nicht nur den schwarzen Gürtel im Ju-Jutsu, sondern steht auch offen zur CDU, für die sie als Bürgermeisterkandidatin antritt. Etwas komplizierter ist es bei Sascha Hilpüsch. Der Baltersweiler Ortsvorsteher, der Mitglied in der SPD ist und auch für die Sozialdemokraten im Gemeinderat sitzt, tritt als Einzelbewerber an. „Etikettenschwindel?“, bohrt SR-Moderator Gerber nach. „Nein“, sagt Hilpüsch und erklärt, dass er ein Bürgermeister für alle sein wolle und daher als Einzelkandidat antrete. Das sei kein leichter Weg gewesen, und nicht allen SPD-Mitgliedern gefalle diese Entscheidung. Dennoch unterstütze ihn die Partei. Einen Wechsel von der CDU zur Freien Liste Namborn (FLN) hat Konrad Haßdenteufel nach mehr als 20 Jahren als Christdemokrat im Vorfeld der Wahl vollzogen. Viel sagte er dazu nicht. Nur, dass es von Seiten der CDU geheißen habe, wenn er kandidiere, würde man sich trennen. „Da kam ich ihnen zuvor“, so der 61-Jährige.

Bei einer Vielzahl an Themen herrschte bei den Kandidaten Einigkeit. So wollen sie alle Gewerbeflächen erschließen, um mittelständische Betriebe in der Gemeinde anzusiedeln. Trotz Sparzwang würde keiner von ihnen einfach Friedhofshallen schließen oder Dorfgemeinschaftshäuser aufgeben. Als Chef der Gemeinde würden sie in Zukunft den Versuch unternehmen, mehr Förderprogramme anzuzapfen. An dieser Stelle wurde Kritik laut, dass dies in der Vergangenheit nicht genügend passiert sei. Immer wieder mal – auch motiviert durch Fragen aus dem Publikum – wurde der Blick zurück gerichtet statt nach vorne. So musste der amtierende Bürgermeister Theo Staub (SPD), der unter den Gästen war, den ein oder anderen Seitenhieb ertragen.

Dirk Ballof aus dem Publikum fragte nach Konzepten in Sachen Tourismus. „Hier müssen wir nacharbeiten“, sagte die 37-jährige CDU-Kandidatin. Ferienwohnungen müssten vermarktet werden, und es gelte, Pakete zu schnüren und sich beispielsweise an Veranstaltungen in der Kreisstadt St. Wendel dranzuhängen. Ihr Kontrahent, der 47-jährige Hilpüsch, möchte den Premiumwanderweg „Schmugglerpfad“ pushen und eine Möglichkeit zur Einkehr an der Liebenburg schaffen – vergleichbar mit der Alm auf dem Schaumberg. Nach seiner Vorstellung sollten die Skulpturen auf der Baltersweiler Höhe in der Dunkelheit beleuchtet werden. Dem 61-jährigen Haßdenteufel schweben beispielsweise Genusswanderungen vor, die den Wanderweg und die Liebenburg verbinden.

Nachbessern wollen alle drei auch in puntco Kommunikation mit den Ortsvorstehern. Zu wenige turnusmäßige Treffen habe es zuletzt gegeben. Das hatte auch der Gehweiler Ortsvorsteher Lars Haßdenteufel aus dem Publikum heraus bemängelt.

Bis 2024 dauert die Amtszeit des künftigen Namborner Bürgermeisters. Eine Jahreszahl, die in die Historie eingehen wird? Nach Auffassung von Konrad Haßdenteufel könnte dann die Ära Namborns als eigenständige Gemeinde enden. Darüber brach eine kurze Debatte aus, denn seine beiden Konkurrenten glauben nicht an eine Gebietsreform – zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt.

Aber wie genau wird die Gemeinde 2024 aussehen? Mit dieser Frage animierten die Moderatoren zu einem Blick in die Zukunft. Ein neues Gewerbegebiet, wenige Baulücken, wenige Leerstände – so beschreibt Judith Jung die Gemeinde der Zukunft mit ihr als Rathauschefin. Hilpüsch möchte seine Kommune bis dahin in eine attraktive Wohngemeinde verwandelt haben, in der sich Jung und Alt wohlfühlen. Der Kandidat der Freien Liste Namborn hofft, dass 2024 alle Ortsvorsteher zufrieden sind, eine gute Infrastruktur vorhanden ist und die Kitas ausgelastet sind.

 Das Podium in der Liebenburghalle (von links):  Sascha Hilpüsch, Judith Jung, SR-Moderator Thomas Gerber, SZ-Redakteur Thorsten Grim und Konrad Haßdenteufel.

Das Podium in der Liebenburghalle (von links):  Sascha Hilpüsch, Judith Jung, SR-Moderator Thomas Gerber, SZ-Redakteur Thorsten Grim und Konrad Haßdenteufel.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos
 Sonja Heinrich brachte das Thema Kindertagesstätte in die Diskussion ein. Stichworte: flexible Öffnungszeiten und Beiträge. 

Sonja Heinrich brachte das Thema Kindertagesstätte in die Diskussion ein. Stichworte: flexible Öffnungszeiten und Beiträge. 

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos
 Dirk Ballof aus Mauschbach wollte von den Kandidaten wissen, ob sie konkrete Tourismus-Konzepte haben.

Dirk Ballof aus Mauschbach wollte von den Kandidaten wissen, ob sie konkrete Tourismus-Konzepte haben.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos
 Bernd Becker aus Gehweiler blickte bei seiner Frage zurück und wollte von den Bürgermeister-Kandidaten wissen, was sie bislang für ihre Heimatorte getan haben. 

Bernd Becker aus Gehweiler blickte bei seiner Frage zurück und wollte von den Bürgermeister-Kandidaten wissen, was sie bislang für ihre Heimatorte getan haben. 

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos
 Um Bildung ging es Berthold Mees aus Furschweiler. Konkret fragte er nach der Grundschule und deren Ausstattung.

Um Bildung ging es Berthold Mees aus Furschweiler. Konkret fragte er nach der Grundschule und deren Ausstattung.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos
 Sascha Hilpüsch tritt als Einzelbewerber bei der Wahl an.

Sascha Hilpüsch tritt als Einzelbewerber bei der Wahl an.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos
 Judith Jung tritt als CDU-Kandidatin bei der Wahl an.

Judith Jung tritt als CDU-Kandidatin bei der Wahl an.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos
 Konrad Haßdenteufel tritt für die Freie Liste Namborn an.

Konrad Haßdenteufel tritt für die Freie Liste Namborn an.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos

Zum Abschluss der Diskussion hatte jeder Kandidat noch einmal 30 Sekunden Zeit, um für sich zu werben. Wer am Ende mehr Wähler von sich überzeugen konnte, entscheidet sich am 27. Mai.

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