Mister Volleyball wird 80 „Mister Volleyball“ wird heute 80

Hülzweiler · Gerhard Strauß aus Hülzweiler blickt zurück auf seine Zeit als Sportlehrer, Vereinsvorsitzender, Trainer, Verbandsgründer und Mitorganisator des Olympischen Volleyballturniers in München. Sport war und ist sein Leben.

 Als Hobby hat sich Gerhard Strauß aus Hülzweiler etwas Technisches ausgesucht, er bastelt gerne am Motorrad-Oldie seines Sohnes.

Als Hobby hat sich Gerhard Strauß aus Hülzweiler etwas Technisches ausgesucht, er bastelt gerne am Motorrad-Oldie seines Sohnes.

Foto: Jörg Strauß

Gerhard Strauß hat heute Geburtstag. „Mister Volleyball“ ist ein Jahr älter geworden. Auch der fitte Sport-Oldie aus Hülzweiler kann die Uhr nicht anhalten – oder kann er doch? 22. September 1937 – das Datum stimmt, aber dieser durchtrainierte Typ mit dem festen Händedruck soll achtzig sein? Strauß ist der lebende Beweis: Wichtiger als das kalendarische ist das biologische Alter – und der Lebensstil.

„Sport ist mein Leben“, sagt der zweifache Vater und Opa von zwei Enkeln und blickt zurück. Seit 1948 ist Strauß Mitglied im TV Hülzweiler, wo er Geräteturner, Handballer, Leichtathlet, Volleyballer und bereits früh 1. Vorsitzender war. „Ich kam mit 24 Jahren gerade von der Meisterschule und konnte nicht nein sagen“, grinst der gelernte Polsterer.

Nach dem Sportstudium in Frankfurt unterrichtete er an der Realschule in Dillingen Sport, technisches Zeichnen und Werken. Zur tragenden Stütze seines sportlichen Lebenswerks wurde Volleyball. Das schnelle Rückschlagspiel begeisterte ihn. Unzählige Stunden widmete er seiner Passion. „Die Aufstiegsspiele zur 2. Bundesliga zählen zu meinen schönsten Momenten als Aktiver“, verrät der frühere Allrounder.

Nach der Gründung der Volleyball-Sparte im Jahr 1963 wurde Strauß im Verein auch Trainer und baute eine Jugendmannschaft auf, die zig Saarlandmeister-Titel abräumte. Mit dem Turnfest-Sieg in Berlin und der Vizemeisterschaft bei den deutschen Meisterschaften in Schweinfurt trumpfte Hülzweiler unter seiner Regie groß auf – 1968 war ein Hammer-Jahr. 1970 gab er den Vorsitz im Turnverein ab, dessen Mitgliederzahl unter seiner Führung von 156 auf 602 hochgeschnellt war.

Fortan war er als Abteilungsleiter und auf Landesebene sehr aktiv: Gauspielwart, Mitbegründer des Saarländischen Volleyballverbandes (1970), Landessportwart. „Ich war für die Trainerschulung und das Auswahl-Team verantwortlich“, erzählt der Tausendsassa. Als Mitglied des Lehrausschusses im Deutschen Volleyballverband (DVV) war er 1972 Mitorganisator des Volleyballturniers bei den Olympischen Spielen von München. „Ich hatte die Trainingsabläufe betreut und so Kontakt zu den weltbesten Spielern. Unvergessen bleibt leider auch der Terroranschlag. Er fand direkt neben der Volleyball-Halle statt“, erzählt Strauß.

 Gerhard Strauß war im Jahr 1958 beim deutschen Turnfest in München dabei.

Gerhard Strauß war im Jahr 1958 beim deutschen Turnfest in München dabei.

Foto: Jörg Strauß
 Glorreiche Zeiten: Hülzweilers Zweitliga-Mannschaft in den Siebzigern mit Trainer Gerhard Strauß vorne links.

Glorreiche Zeiten: Hülzweilers Zweitliga-Mannschaft in den Siebzigern mit Trainer Gerhard Strauß vorne links.

Foto: Jörg Strauß

Der mit Unterschriften übersäte Ball vom Olympischen Finale hing jahrelang in seinem Partykeller. Hier feierte auch das Männerteam seine Erfolge, unter anderem die Vizemeister-Titel in der 2. Bundesliga und den Fast-Aufstieg ins Bundesliga-Oberhaus. „Das Entscheidungsspiel gegen Stuttgart vergesse ich nie“, sagt Strauß. Gerne denkt er an die Duelle Deutschland gegen Kuba (1990), die USA (1993) und die Niederlande (1994) zurück. Die Ausrichtung der Länderspiele fiel in seine Zeit als Abteilungsleiter – und ein weiterer Meilenstein: Das von ihm initiierte V&B-Turnier avancierte zum größten Jugendturnier Deutschlands. 2008 gab Strauß den Trainerstab weiter. Seitdem hat er sein privates Training wieder stark angezogen. Derzeit düst der Roller-Fan drei Mal wöchentlich ins Fitness-Studio, spielt Volleyball, Tennis, fährt Rad und als ausgebildeter Skilehrer im Parallelschwung über steilste Pisten.
Unglaublich: Der Mann hat achtzig Lenze auf dem Buckel, aber den Organismus eines 60-Jährigen. Sport hält eben jung, und er ist der Jungbrunnen, aus dem Gerhard Strauß seine Energie schöpft. „Ich will sportlich fit bleiben und mit Freunden feiern“, sagt der Jubilar. Letzteres wird er heute Abend mit Ehefrau Theresia, seiner Familie und alten Weggefährten in der Kulturhalle Hülzweiler ausgiebig tun, die Party genießen und dabei bestimmt nicht auf die Uhr schauen.

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