Damit sie richtig Krach machen

Neipel/Dorf/Limbach · Wenn ab Gründonnerstag bis zur Osternacht die Glocken schweigen, kommt die Zeit der Kläppern und Raspeln. Jungen und Mädchen künden mit dröhnenden Instrumenten Gebets- und Gottesdienstzeiten an.

 Noah hat kräftig mitgebaut. Kurz danach kurbelte er bereits an seiner Ratsche. Foto: B&K

Noah hat kräftig mitgebaut. Kurz danach kurbelte er bereits an seiner Ratsche. Foto: B&K

Neipel/Dorf/Limbach. Die kalte Scheune des Bauernhauses in der Kantstraße, die ursprünglich für diesen Nachmittag vorgesehen war, konnte an dem sonnig-warmen Frühlingstag verschlossen bleiben. Jungs und Mädchen aus Neipel, Scheuern, Theley, Tholey, Dorf und Limbach hatten viel mehr Freude daran, die Raspeln und Kläppern im Freien hinter dem Haus zusammenzubauen. An zwei Kartagen wollen sie damit durch die Straßen ziehen."Das alte Brauchtum muss erhalten bleiben", sagt der Neipeler Ortsvorsteher Aloisius Berwanger. "Ich hatte festgestellt, dass in den vergangenen Jahren immer weniger Kinder mit Raspeln und Kläppern durch das Dorf gegangen sind." Deshalb habe der Ortsrat im Vorjahr erstmals zum Bau dieser Holzinstrumente eingeladen. Das Echo sei so groß gewesen, dass die Aktion jetzt vor Ostern wiederholt wurde.

Die Vorarbeit für die neun Raspeln und acht Kläppern leistete Rudi Blug. Er kaufte Holz ein, schnitt die einzelnen Teile zu, bohrte Löcher vor und besorgte Schrauben. Für die Kinder war es dann nicht mehr so schwer, die Teile unter Anleitung von Rudi Blug, Aloisius Berwanger, Uwe Michely und Ralf Schlachter zusammenzuschrauben. An den Tischen, die mit Leimflaschen, Hämmern, Akkuschraubern, Schmirgelpapier, Schrauben, Nägeln und den nummerierten Holzteilen vollgelegt waren, arbeiteten die kleinen Handwerker. Philipp Dewes aus Dorf im Bohnental bewies viel Geduld, bis er sein lärmendes Holzinstrument fertig hatte. "An jedes Hämmerchen an der Raspel kommen drei Schräubchen, sonst hält es nicht", erklärte Rudi Blug den Kindern.

 Noah hat kräftig mitgebaut. Kurz danach kurbelte er bereits an seiner Ratsche. Foto: B&K

Noah hat kräftig mitgebaut. Kurz danach kurbelte er bereits an seiner Ratsche. Foto: B&K

Der siebenjährige Gavan Schütz aus Limbach bastelte mit seinem Vater emsig an seiner Raspel, deren Herzstück eine Walze ist und die mit einem Gurt über die Schulter getragen wird. Sorgfältig steckte er die Schräubchen in die Löcher. Auf die Frage, warum Karfreitag mit Holzinstrumenten so viel Lärm gemacht wird, erklärte der Junge: "Sie ersetzen die Kirchenglocken, die bis zur Osternacht nicht läuten." In dieser Zeit schweigen sie aus Trauer um den Tod Christi. Karfreitag und -samstag ist Gavan mit seinen Kameraden sieben Mal im Einsatz. In Neipel gehen die Kläpper- und Raspelkinder Karfreitagmorgen, um die Mittagszeit, vor der Karfreitagsliturgie in der Scheuerner Kirche und am Abend durchs Dorf. Karsamstag ziehen sie von Haus zu Haus und nehmen ihren Lohn in Empfang: Ostereier, Süßigkeiten und gerne ein paar Münzen.

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