Die Rappeln rufen zum Gebet

Schwalbach. Wenn an Gründonnerstag die Kirchenglocken nach Rom fliegen, wie es der Legende nach heißt, dann sind die Jungs und Mädels aus der Pfarrei Heilig Kreuz Schwalbach gut gerüstet. Bis zur Osternacht werden anstatt Kirchenglocken Ratschen, Rappeln oder Kläppern die Katholiken in der Gemeinde auf die Gottesdienste aufmerksam machen

 Hermann Josef Rupp zeigt Pauline Gauer, Sebastian Dessloch und Moritz Kreis (vorne von links) in seiner Werkstatt in Schwalbach, wie eine Rappel gebaut wird. Foto: Heike Theobald

Hermann Josef Rupp zeigt Pauline Gauer, Sebastian Dessloch und Moritz Kreis (vorne von links) in seiner Werkstatt in Schwalbach, wie eine Rappel gebaut wird. Foto: Heike Theobald

Schwalbach. Wenn an Gründonnerstag die Kirchenglocken nach Rom fliegen, wie es der Legende nach heißt, dann sind die Jungs und Mädels aus der Pfarrei Heilig Kreuz Schwalbach gut gerüstet. Bis zur Osternacht werden anstatt Kirchenglocken Ratschen, Rappeln oder Kläppern die Katholiken in der Gemeinde auf die Gottesdienste aufmerksam machen. "Beetglock, Beetglock, wenn't nit laut, dann rappelt et doch", rufen die Kinder dann zum Beispiel lautstark durch die Straßen und drehen dabei tüchtig an ihrer Rappel, die einige von ihnen wenige Tage zuvor selbst gebaut haben. 20 Kinder beim Rappelbau In der Werkstatt von Hermann Josef Rupp aus Schwalbach herrschte an zwei Samstagen reges Treiben, als dort über 20 Kinder das Angebot zum Rappelbau der Pfarrei und des Vereins "Museen in Schwalbach" gerne annahmen. Diese hölzernen Instrumente geben beim Drehen der Kurbel ein lautes knarrendes und rumpelndes Geräusch ab, das schon von Weitem zu hören ist. Um sie zu bauen, braucht es etwas Geschick und einiges an Material. Holz, Nägel, Schrauben, Leim gehören zum Arbeitsmaterial, Hammer, Schraubenzieher, Feile und Sandpapier unabdingbar zu den Werkzeugen. "Das hat richtig Spaß gemacht", schwärmte Leon, als er nach knapp zwei Stunden sein fertiges Ergebnis in den Händen hielt und mit anderen Kindern vor der Tür ausprobieren wollte, ob die selbst gebauten Rappeln auch funktionieren. Mitglieder vom Verein "Museen in Schwalbach" halfen den Mädchen und Jungs beim Bau, aber auch so mancher Papa legte Hand an die Rappel. Für fünf Euro Materialkosten war man dabei, außerdem sponserte Pastor Hans-Georg Müller die Aktion. Während in vielen Orten ausschließlich die Messdiener für die Rappel-Aktion zuständig sind, dürfen in Schwalbach auch die Kinder aus ihren Straßen mitmachen, weil ansonsten viele Straßenzüge nicht mehr abgedeckt werden können, wie der Vereinsvorsitzende Hermann-Josef Rupp weiß.Viele Straßen verwaist Ohnehin seien viele Straßen bereits verwaist, weil der Nachwuchs ausbleibe oder Kinder kein Interesse mehr an diesem Osterbrauch zeigten. "Mittag, Mittag, Hahnenkrach, moar is Osterdach", ist ein weiterer Spruch, den die Kinder aus der Pfarrei Heilig Kreuz rufen werden, nachdem an Gründonnerstag die Glocken verstummen. Warum die Glocken nach Rom fliegen, dazu gibt keine eindeutige Überlieferung. Im Volksmund heißt es zum Beispiel, die Glocken holen sich den Segen des Papstes, schöpfen im Vatikan neue Kraft oder fliegen nach Rom, um mit der Osterbotschaft zurückzukehren. Erst in der Osternacht werden sie wieder erklingen. Übrigens: Auch die Orgeln in den Kirchen verstummen. Eine Legende, wonach auch sie nach Rom fliegen, gibt es allerdings nicht.

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