Knatternder Ruf zum Gebet

Völklingen. Weil nach der Legende die Glocken nach der Abendmesse am Gründonnerstag nach Rom geflogen sind, sind derzeit Alternativen gefragt, um die Gläubigen zu Gebet und Gottesdienst zu rufen. Der beliebteste katholische Brauch zwischen Gründonnerstag und der Rückkehr der Glocken in der Osternacht ist das Kleppern

 Gleich geht es los: Rund 30 Kinder umfasst die Kleppergruppe der katholischen Pfarrgemeinde St. Konrad, die am Karfreitag durch den Stadtteil Hermann-Röchling-Höhe zieht. Foto: Andreas Lang

Gleich geht es los: Rund 30 Kinder umfasst die Kleppergruppe der katholischen Pfarrgemeinde St. Konrad, die am Karfreitag durch den Stadtteil Hermann-Röchling-Höhe zieht. Foto: Andreas Lang

Völklingen. Weil nach der Legende die Glocken nach der Abendmesse am Gründonnerstag nach Rom geflogen sind, sind derzeit Alternativen gefragt, um die Gläubigen zu Gebet und Gottesdienst zu rufen. Der beliebteste katholische Brauch zwischen Gründonnerstag und der Rückkehr der Glocken in der Osternacht ist das Kleppern. Dabei ziehen Kinder und Jugendliche mit lärmenden Knatterkisten und lauten Hammerbrettern durch die Straßen. So auch auf der Hermann-Röchling-Höhe.Punkt zwölf Uhr am Karfreitag ist der Zeitpunkt für das Mittagsläuten. Wie die Ameisen schwärmen die zehn Gruppen aus dem Pfarrsaal der Gemeinde St. Konrad aus und drehen eifrig an den Kurbeln, während sie in die Straßen gehen, die ihnen zugeteilt wurden. Ein Riesenradau ist das, der durch das von den Hausmauern zurück schallende Echo noch verstärkt wird. Dazu schreien die Kinder, so laut es geht, zum Beispiel Andreas: "Es läutet Mittaaaaaaag!"

Minuten später kommen die Trupps zurück, jetzt ist gemeinsames Mittagessen angesagt - mit leckeren Waffeln und heißer Kartoffelsuppe. Andreas, der eben noch laut auf der Straße gerufen hat, spricht vor dem Essen jetzt andächtig das Gebet: "Für dich und für mich ist der Tisch gedeckt, hab' Dank, lieber Gott, dass es uns gut schmeckt. Amen."

"Unsere Kleppergruppe ist ziemlich stark", freut sich Monika Rütze, die Organisatorin der Aktion. Das liege daran, dass drei Gruppen die Säulen der Aktion bilden: "Wir haben da unseren Kindertreff, die Kommunionkinder und die Messdiener, überwiegend Mädchen, die Jüngste ist gerade mal fünf Jahre, die Älteste 15 Jahre alt." Morgens haben die Kinder Spenden eingesammelt und dabei auch einiges an Süßigkeiten eingesackt, die ihnen die Anwohner zugesteckt haben. Die Leute in der Gemeinde, so berichtet Rütze, mögen diesen alten Brauch, das liege offenbar an der dörflichen Struktur dort oben auf der Höh'. Um 19 Uhr schwärmen die Trupps erneut aus, denn jetzt ist es Zeit für das Abendgebet. Und wieder schreien die Kinder aus voller Brust, um ihre lärmenden Klepperkasten zu übertönen: "Die Bähtglock läut', die Bähtglock läut'!"

Alle Glocken sind über Karfreitag übrigens nicht ausgeflogen - eine aus dem Glockenstuhl der Völklinger Eligiuskirche hat zu Mittag munter geläutet. Sie sei derzeit nicht abzuschalten, heißt es aus der Gemeinde (wir berichteten bereits).

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