„Wir haben nicht vor, nur unser Erbe zu verwalten“

Mit dem 16. Studioalbum das bis dato erfolgreichste abzuliefern, ist mehr als ungewöhnlich. Dies gelang der US-Punkrock-Band Bad Religion mit „True North“. Das im Januar dieses Jahres veröffentlichte Werk erreichte in den USA Rang 19. Die Top 20 hatten die Urgesteine des Punkrock noch nie geknackt. SZ-Mitarbeiter Kai Florian Becker sprach mit Bassist und Mitbegründer Jay Bentley.

 Bad Religion kommen Ende Juli in die Garage. Foto: Epitaph Records

Bad Religion kommen Ende Juli in die Garage. Foto: Epitaph Records

Foto: Epitaph Records

Sie sind seit 34 Jahren im Geschäft - was treibt Sie heute noch an?

Jay Bentley: Ich glaube, es ist das Gefühl, dass das Beste, zu dem wir fähig sind, hinter der nächsten Ecke auf uns wartet. Oder anders betrachtet: Nach 33 Jahren haben wir "True North" veröffentlicht, und es ist eines der besten Alben, das wir je gemacht haben.

Was müsste eigentlich passieren, damit Bad Religion Geschichte sind?

Bentley: Wenn Graffin (Sänger Greg Graffin - der Verf.) aussteigt, ist es vorbei.

Gibt es oft Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Band, oder sind Sie alle gute Freunde?

Bentley: Beides. Wir diskutieren, weil wir gute Freunde sind. So lösen wir die Probleme, bevor sie so groß sind, dass sie uns im Wege stehen. Letztendlich hatten wir schon unsere schlimmsten Auseinandersetzungen. Heutzutage gilt es, Hindernisse zu überwinden, die uns sonst die Laune verderben könnten.

Sie sind alle Ende 40 beziehungsweise Anfang 50 und immer noch Punkrocker. Was ist das Geheimnis, dass Sie trotz Ihres Alters von Fans und Kritikern ernstgenommen und respektiert werden?

Bentley: Vielleicht kontinuierlich neue Songs zu veröffentlichen und auf Tournee zu gehen. Ich schätze, sobald der Temporegler eingeschaltet ist, werden einen die Fans nicht mehr respektieren und nicht mehr als Teil der Szene betrachten, sondern glauben, man wolle nur noch sein Erbe verwalten. Das liegt uns fern.

Da passt es, dass ihr aktuelles Album "True North" ihr bis dahin erfolgreichstes ist. Wurden Sie von diesem Erfolg überrascht?

Bentley: Absolut. Was nicht heißen soll, dass wir nicht von jedem neuen Album überzeugt sind und annehmen, dass es auf Platz eins landet. Aber nach einer Weile beschleicht einen doch das Gefühl, man habe nicht die richtigen Trümpfe in der Hand. Wenn dann aber plötzlich ein Album derart chartet, ist das eine große Genugtuung. Umso mehr freuen wir uns auf unser nächstes Album.

Mit 16 Studioalben fällt es sicher nicht leicht, die Songliste für eine Tournee zusammenzustellen?

Bentley: Es ist nahezu unmöglich, jeden glücklich zu machen. Also suchen wir die Songs aus, auf die wir Lust haben und die hoffentlich 90 Prozent unserer Fans zufriedenstellen. Es wird immer den Song geben, den wir nicht gespielt haben, aber hätten spielen sollen.

Termin: Bad Religion am 30. Juli.ab 19 Uhr in der "Garage", Saarbrücken.

garage-sb.de,

badreligion.com

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HintergrundWarum gerade diese Band? SZ-Musikexperte Kai Florian Becker interviewt regelmäßig Musiker für uns. Warum es diesmal gerade Bad Religion sein musste, erklärt er so: Bad Religion ist eine der beständigsten Punkrock-Bands überhaupt. Seit Ende der Siebziger ziehen sie mehr oder weniger kontinuierlich ihre Sache durch. Mittlerweile haben sie 16 Studioalben veröffentlicht und zigmal den Globus umrundet. Wer Punkrock mag, kommt an ihnen unschwer vorbei. Das gilt für Jung wie Alt. Deswegen sind sie seit so vielen Jahren gut im Geschäft. Bad Religion ist eine Band, die großen Respekt verdient hat - ob man ihre Musik nun mag oder nicht. kfb

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