In Mitlosheim werden Bräuche noch gepflegt

Mitlosheim · Bei strahlendem Sonnenschein hatten sich zahlreiche Mitlosheimer auf dem Dorfplatz zum Gruppenfoto eingefunden. Für ein schönes Bild stieg der Fotograf kurzerhand auf das Feuerwehrauto, das nicht – wie viele meinten – mit aufs Bild kam.

 Kaiserwetter herrschte zum Fototermin für „Unser Ort hat viele Gesichter". Die Mitlosheimer trafen sich dafür auf dem Dorfplatz. FOTOs: WERNER KREWER

Kaiserwetter herrschte zum Fototermin für „Unser Ort hat viele Gesichter". Die Mitlosheimer trafen sich dafür auf dem Dorfplatz. FOTOs: WERNER KREWER

Die Feuerwehr ist in Mitlosheim gut aufgestellt, wurde 1887 gegründet und hat 30 aktive Mitglieder, neun Mitglieder in der Altersabteilung und zwölf Kinder und Jugendliche in der Jugendwehr. Diese feiert demnächst 50-jähriges Bestehen und ist damit eine der ältesten Jugendwehren im Landkreis Merzig-Wadern. "Durch die gute Jugendarbeit in den letzten Jahrzehnten hat die Aktivenwehr ein junges Durchschnittsalter von 20 bis 30 Jahren", erklärt Löschbezirksführer Willi Heyer.

In Mitlosheim gibt es seit vielen Jahren die Arbeitsgemeinschaft (AG) Mitlosheimer Vereine, zu der die Freiwillige Feuerwehr, der Kulturverein, der Schützenverein, die Spielvereinigung und der Verkehrsverein zählen. Der Vorsitz wechselt jährlich. Viele große Veranstaltungen wie der Fastnachtsumzug mit anschließendem Eierschmieressen werden von der AG organisiert. Die Rittscheidhütte wurde von der AG vor vielen Jahren als Wanderhütte renoviert und ist seit langem eine beliebte Einkehrmöglichkeit am Georgi-Panorama-Weg. Auch bei der Renovierung des Maschinenschuppens, ein einmaliges Bauwerk im südwestdeutschen Raum, war die AG maßgeblich beteiligt.

Der unter Denkmalschutz stehende Maschinenschuppen wurde 1911 errichtet. Die Mechanisierung der Landwirtschaft nahm zu dieser Zeit rasant zu. Eine dampfbetriebene Dreschmaschine fand in dem Schuppen ihren Platz. Von morgens bis abends wurde im Maschinenschuppen schwer gearbeitet. 1957 wurde der Schuppen saniert und diente vor allem im Winter als Unterstellplatz für Ackergeräte und Maschinen sowie als Lagerung von Getreide und Stroh. Heute wird er von der Dorfgemeinschaft für kulturelle Zwecke genutzt.

Der Kulturverein Mitlosheim, der im nächsten Jahr 90-jähriges Jubiläum feiert, setzt sich aus dem Musikverein und der Theatergruppe zusammen. Der Schützenverein ist erfolgreich in der Kreis- und Bezirksklasse. Die Spielvereinigung Mitlosheim hat seit fünf Jahren eine Spielgemeinschaft mit dem TuS Scheiden und trainiert abwechselnd auf dem Rasenplatz in Mitlosheim und dem Braschenplatz in Scheiden.

Den Malteser Hilfsdienst gibt es in Mitlosheim seit 50 Jahren. Seit der Gründung ist Helga Hassler-Scherer Vorsitzende. Am Jubiläumsfest hat sie nun den Vorsitz abgegeben, will aber weiterhin aktiv bei den Maltesern dabei sein. Neben vielen sozialen Hilfsaktionen organisiert der Verein die Sternsinger-Aktion und unterhält seit vielen Jahren eine Mutter-Kind-Gruppe im Bürgerhaus. Das Bürgerhaus, die ehemalige Schule von Mitlosheim, wurde vor zwei Jahren renoviert und dient auch als Vereinshaus. Der Jugendclub Mitlosheim hat hier seine Räumlichkeiten. Die Jugendlichen engagieren sich seit Jahren im Dorf und führen in Eigenregie das Maibaumsetzen durch. "Die ganze Nacht wird aufgepasst, dass die Waldhölzbacher den Baum nicht absägen", erzählt Ortsvorsteher Walter Lehnen schmunzelnd. Zu den Mitlosheimer Vereinen gehören noch die Frauengemeinschaft und der Tennisclub.

In Mitlosheim haben sich viele Familien angesiedelt, vor allem im Baugebiet "Langenwäldchen" mit 16 Bauplätzen. "Sorgen machen wir uns hier um die Gastronomie. Es gibt nur noch eine Gaststätte im Ort", sagt Lehnen. Da es keine Geschäfte in Mitlosheim gibt, sorgen fahrbare Geschäfte für den täglichen Bedarf. Die Busverbindung der Linie R1 ist allerdings gut, findet der Ortsvorsteher. Fast stündlich verkehrt ein Bus von Wadern nach Merzig und umgekehrt.

Während die Kinder von Mitlosheim in früheren Jahren in Rappweiler in den Kindergarten und zur Schule gingen, fahren sie heute nach Niederlosheim in den Kindergarten und die Grundschüler nach Losheim.

Das Feriendorf Mitlosheim, das in den 70er Jahren als reines Feriendorf auf ein ehemals riesiges Erdbeerfeld gebaut wurde, besteht als solches nicht mehr und ist mittlerweile ein eigenständiges privates Wohngebiet.

Froh ist man in Mitlosheim, dass im letzten Jahr endlich der Radweg von Mitlosheim nach Losheim gebaut werden konnte.

Mehrere Gewerbebetriebe sind in dem Losheimer Ortsteil ansässig. Es gibt zwei Omnisbusbetriebe, einen Steinmetz, einen Maler, ein Motorradfachgeschäft und ein Transportunternehmen mit Erdaushub.

Der Dorfchronist Fridolin Hares beschäftigt sich seit vielen Jahrzehnten mit der Geschichte von Mitlosheim. Er sammelt seit 40 Jahren alte Fotos und hat schon an vielen Ausstellungen, Büchern und Chroniken mitgearbeitet. Zurzeit sind zwei neue Bände "Der Hochwaldort Mitlosheim in der Vergangenheit" in Arbeit.

Bis zur kommunalen Neugliederung durch die Gebiets- und Verwaltungsreform im Jahre 1974 gehörte Mitlosheim bis dahin als eigenständige Gemeinde Mitlosheim zum Amt Weiskirchen. Bis zum Jahr 1794 stand Weiskirchen unter der Herrschaft des Klosters St. Matthias Trier. Dann wurde es von französischen Revolutionstruppen besetzt. 1814 übernahmen die Preußen bis 1918 die Herrschaft. In den Nachkriegsjahren bis zur Wiedervereinigung des Saarlandes mit der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1957 lag Weiskirchen in der französischen Besatzungszone beziehungsweise ab 1947 im autonomen Saarstaat. Mitlosheim hat 1090 Einwohner und feierte 2002 seine 700-Jahr-Feier. An diesem Tag ging die "Tour de France" durch den Ort. "Da war ganz Mitlosheim auf den Beinen", erzählt der Ortsvorsteher.

 Die Mitlosheimer Filialkirche St. Cosmas und Damian.

Die Mitlosheimer Filialkirche St. Cosmas und Damian.

 Ortsvorsteher Walter Lehnen

Ortsvorsteher Walter Lehnen

 Im Bürgerhaus Mitlosheim haben auch die Vereine ihre Unterkunft.

Im Bürgerhaus Mitlosheim haben auch die Vereine ihre Unterkunft.

Zum Thema:

Auf einen BlickDas Ortsfoto aus der SZ-Aktion gibt es zum Herunterladen unter der Adresse www.sztipp.de/dorffoto, Preis: 0,99 Euro. Abzüge können Sie nur schriftlich bestellen: SZ, Im Wertchen 7, 66663 Merzig oder per E-Mail: redmzg@sz-sb.de (Preis: ein Euro). red

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