Bodenständig trotz Oscar-Gewinn

St. Ingbert. In Zusammenarbeit mit dem Gollenstein-Verlag ermöglichte die Kinowerkstatt St. Ingbert eine Begegnung mit dem Regisseur Jochen Alexander Freydank, der im Februar 2009 für den besten Kurzfilm in Hollywood (Titel: "Spielzeugland") mit dem Oscar ausgezeichnet wurde

St. Ingbert. In Zusammenarbeit mit dem Gollenstein-Verlag ermöglichte die Kinowerkstatt St. Ingbert eine Begegnung mit dem Regisseur Jochen Alexander Freydank, der im Februar 2009 für den besten Kurzfilm in Hollywood (Titel: "Spielzeugland") mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Die Besucher erlebten einen bescheiden gebliebenen Vertreter seiner Zunft, der lebendig von seiner Arbeit zu erzählen wusste. Der Vorsitzende des Kinowerkstattvereins Fred Schneider-Mohr begrüßte ihn mit dem Hinweis, dass Spielstellenleiter Wolfgang Kraus seinen Film exakt an dem Wochenende in der Kinowerkstatt zeigte, an dem er den Oscar gewann.Jochen Freydank berichtet von einem sehr beschwerlichen Weg, den er zu gehen hatte, bis der Film möglich wurde. Es sei nicht leicht, für einen historischen Kurzfilm Geldgeber zu finden. Gerade einmal 30 000 Euro hatte Freydank zur Verfügung für einen Film, der unter normalen Umständen 250 000 Euro gekostet hätte. Begeistert vom zu verfilmenden Stoff verzichteten die Schauspieler weitgehend auf ihre normalen Honorare. Freydanks Film wurde in Deutschland zunächst abgelehnt. International hingegen war er sehr erfolgreich. Über 30 Preise hat er bislang gewonnen und nach dem Oscar kamen dann auch die Nachfragen aus Deutschland. Der Regisseur hat an seinem 14-minütigen Film vier Jahre gearbeitet. Immer wieder hätte er an dem Material gefeilt, erzählte er.

Dichte Emotionalität

Die Besucher der Kinowerkstatt waren nach dem Anschauen des Films der einhelligen Meinung, dass sein Film ein vollendet geschliffener Diamant sei. Von der ersten Sekunde an halte er die Spannung bis zum Schluss und baue eine dichte Emotionalität auf. Die Geschichte erzählt die bewegende Rettung eines jüdischen Kindes, das - mit seinen Eltern - schon zum Abtransport in ein Konzentrationslager in einen Güterzug "verladen" war. Sie blendet das Schreckliche dennoch nicht aus und berichtet gleichzeitig von einer lebenslangen Freundschaft. Dies alles ganz dicht erzählt - gerade auch durch die geschickte Verschränkung von Zeitebenen. Der Gollenstein Verlag fand den Film - und die Geschichte um den Film - so bemerkenswert, dass er ein Buch zum Film veröffentlicht. Herausgeber sind Christian Bauer und Peter Meyer. Das Buch enthält das Originaldrehbuch, Bonusmaterial und die DVD mit dem Film. Die Besucher der Kinowerkstatt bekamen ihre Exemplare von Jochen Freydank signiert. Dabei erzählte er, dass er beim Rückflug seinen Oskar in einer Plastiktüte durch die Personenkontrolle brachte. "Is this the right one?" wurde er gefragt. Als er bejahte, durfte er business-class zurückfliegen. Fred Schneider-Mohr wünschte ihm viel Erfolg bei seinem aktuellen Projekt, seinem ersten Langfilm zu Franz Kafkas Erzählung "Der Bau". red

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