Saarbrücken Kabarettistischer Rückblick mit Brunner & Barscheck

Saarbrücken · Die beiden notorischen Spötter wollten auch über das Jahr 2019 lästern wie über die Jahre davor – und das Theater im Viertel bot ihnen eine Bühne.

 Barbara Scheck und Peter Tiefenbrunner alias „Brunner & Barscheck“ im TiV bei ihrem kabarettistischen Jahresrückblick. 

Barbara Scheck und Peter Tiefenbrunner alias „Brunner & Barscheck“ im TiV bei ihrem kabarettistischen Jahresrückblick. 

Foto: Kerstin Krämer

Sapperlot! Zum ersten Mal keine größere Technikpanne! Die war ja quasi schon gute, wenn auch unfreiwillige Tradition bei den Premieren der Jahresrückblicke von „Brunner & Barscheck“ – im vergangenen Jahr purzelten gar die Ziffern der Jahreszahl von der Wand. Nach dreizehn Jahren ging die kabarettistische Bilanz nun endlich fast unfallfrei vonstatten. Wenn man davon absieht, dass zwei Ton-Einspielungen holterdipolter selbständig abfuhren und ein Lied erst beim dritten Anlauf klappen wollte.

Aber derlei wird ja wohl erlaubt sein, wenn man sich erst akklimatisieren und an sein neues Umfeld gewöhnen muss: Am Donnerstag fand der Jahresrückblick von Barbara Scheck und Peter Tiefenbrunner erstmals im Theater im Viertel (TiV) statt. Denn ihr angestammtes Domizil, die Kleinkunstbühne im Hotel Leidinger, deren künstlerische Leiter die beiden lange waren, wurde Ende letzten Jahres dicht gemacht. Weil die zwei notorischen Spötter ihr satirisches Lästermäulchen aber partout nicht halten mochten, bot das TiV ihnen nun Unterschlupf. Und die neue Herberge scheint den beiden atmosphärisch ausgesprochen gut zu tun – sie agierten sichtlich gelöst und wie befreit.

Auch der Draht zum Publikum schien wesentlich direkter: Kaum tanzte Brunner waldorfpädagogisch seinen Namen, prusteten die Zuschauer ungebremst drauf los. Was sich wiederum positiv auf die Spontaneität und Lockerheit der beiden fiktiven Treppenabsatzgefährten auswirkte. Wäre hier was schief gegangen, wär‘s wahrscheinlich einfach weggelacht worden. Davon abgesehen war‘s wie immer: Unbarmherzig und akribisch rief das scharfzüngige Duo uns in eloquenten Scharmützeln streng kalendarisch in Erinnerung, was wir erfolgreich verdrängt oder vergessen hatten. Und wie gewohnt wurde jeder Monat mit einem passenden, bisweilen recht schaurigen Lied aus der Konserve eingeläutet: Wenn etwa Tom Waits den November begrunzt, wird’s einem schon allein davon schummrig im Gemüt. Da müsste man nicht noch süffisant an irgendwelche (fragwürdigen) Jubiläen erinnert werden. Daran, wer oder was alles entgleist ist und den Globus zum hysterischen Eiern brachte. Oder welche Monster die Dummheit gebiert: An den von Hybris gesteuerten Polit-Horrorclowns Trump und Johnson führte auch diesmal kein Weg vorbei.

Was stand sonst noch auf der aktuellen „Keiner kommt davon“-Agenda? Zweifelhafte Expertenmeinungen, das wenig christliche Missbrauchs-Handling der katholischen Kirche oder Julia Klöckners lächerliches Tierwohl-Siegel. Greta Thunberg, die Ökodiktatur der Klima-Kids und die „be-Scheuerten“ Eskapaden unseres Verkehrsministers. Außerdem Rezos Angriff auf die CDU und das unglückliche Lavieren von deren Chefin AKK. Und natürlich der Niedergang der SPD – bei der Gelegenheit griffen B&B für einen chansonnesken Abgesang zum Mikro. Thema waren außerdem die Logik-Lücken der Mindestrente, und zum Finale gab‘s – neben einer kopfgeldlüsternen Western-Ballade mit Oralperkussion – wie immer griffige Schlagzeilen und eine Auflistung der sogenannten „Ignoble-Preise“ für Forschung, die sich selbst ad absurdum führt. Fehlt noch was? Aber ja – coole Kalauer: „Bitte keine blöden Witze mehr über die Bahn! Die kommen ja doch nicht an.“

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