Saar-Politik: Cattenom abschalten

Saarbrücken. Im lothringischen Atomkraftwerk Cattenom sind bei einer Inspektion offenbar etliche Sicherheitsdefizite festgestellt worden. Das zeigt ein im August erstellter Bericht der französischen Atomaufsichtsbehörde ASN. Unter anderem schreibt die Behörde von rostigen Rohren und fordert eine Verbesserung der Notstromversorgung für die Reaktoren

 Die französische Atomaufsichtsbehörde ASN berichtet von Sicherheitsdefiziten am Atomkraftwerk im lothringischen Cattenom. Foto: Rolf Ruppenthal

Die französische Atomaufsichtsbehörde ASN berichtet von Sicherheitsdefiziten am Atomkraftwerk im lothringischen Cattenom. Foto: Rolf Ruppenthal

Saarbrücken. Im lothringischen Atomkraftwerk Cattenom sind bei einer Inspektion offenbar etliche Sicherheitsdefizite festgestellt worden. Das zeigt ein im August erstellter Bericht der französischen Atomaufsichtsbehörde ASN. Unter anderem schreibt die Behörde von rostigen Rohren und fordert eine Verbesserung der Notstromversorgung für die Reaktoren. Nach Angaben des saarländischen Umweltministeriums sei der ASN-Bericht im Zuge des europaweiten Stresstests für Kernkraftwerke angefertigt worden.Umweltministerin Simone Peter (Grüne) nahm die kritische Einschätzung der Atomaufsichtsbehörde mit Sorge zur Kenntnis. "Wir werden am Freitag gemeinsam mit der ASN sowie Experten aus Luxemburg, Rheinland-Pfalz und unserem Beobachter Dieter Majer diesen Bericht kritisch diskutieren und eine Mängelbeseitigung ohne schuldhafte Verzögerung einfordern", so Peter. Die Ministerin bekräftige erneut ihre Einschätzung, dass alte, störanfällige Atomreaktoren wie Cattenom vom Netz gehen sollten.

Peter wies darauf hin, dass der Inspektionsbericht erst der Auftakt einer umfassenden Prüfung im Rahmen des Stresstestprogramms sei. Zu dem Programm gehört auch eine von dem französischen Stromkonzern Électricité de France (EDF) jüngst angefertigte Betreiberbewertung zu Cattenom. Wie das Ministerium mitteilte, sollen im Dezember Ergebnisse des Tests vorliegen.

Der Stromkonzern EDF versicherte unterdessen in seiner Bewertung, dass die französischen AKWs ausreichend gesichert seien, um einer Katastrophe wie im japanischen Fukushima standzuhalten. Trotzdem solle die Sicherheit weiter verbessert werden. Beispielsweise soll der Schutz gegen Erdbeben und Hochwasser ausgebaut werden, heißt es. Zudem werde die Installation robuster Notfallgeneratoren erwogen.

Auf das Zwischenergebnis reagierten auch Vertreter der Parteien: CDU-Europapolitikerin Helma Kuhn-Theis sieht dringenden Handlungsbedarf bei der Sicherheit des AKW Cattenom. Kuhn-Theis will im Interregionalen Parlamentarierrat Druck machen, dass Cattenom abgeschaltet werde.

Die SPD forderte gestern die Landesregierung auf, dem Landtag die Stresstest-Ergebnisse so bald wie möglich zuzuleiten. Bei Sicherheitsmängeln sollte Cattenom vorzeitig abgeschaltet werden, so Anke Rehlinger. Mit der Beseitigung der Mängel allein sei es nicht getan.

Grünen-Chef Hubert Ulrich: Zahlreiche Pannen und Zwischenfälle in Cattenom belegten auch ohne Stresstest, dass dieses AKW ein Sicherheitsrisiko für die Region sei. klö/pg

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