Retrospektive in der BaumwollspinnereiWeiße Blumen bei Leo Erbs Trauerfeier am Montag in Schopp

St. Ingbert. Die Linie war sein Thema, die Farbe Weiß sein Wegbegleiter. Leo Erb, geboren in Hassel, ist drei Monate vor seinem 90. Geburtstag in Schopp bei Kaiserslautern gestorben und am vergangenen Montag unter großer öffentlicher Anteilnahme beerdigt worden. Der Stadt St

 Leo Erb 2003 in der Kaiserslauterer Pfalzgalerie vor einer Linienplastik. Foto: Lehmann

Leo Erb 2003 in der Kaiserslauterer Pfalzgalerie vor einer Linienplastik. Foto: Lehmann

St. Ingbert. Die Linie war sein Thema, die Farbe Weiß sein Wegbegleiter. Leo Erb, geboren in Hassel, ist drei Monate vor seinem 90. Geburtstag in Schopp bei Kaiserslautern gestorben und am vergangenen Montag unter großer öffentlicher Anteilnahme beerdigt worden. Der Stadt St. Ingbert hat der streitbare Künstler, der international Ansehen genoss, schon vor vier Jahren einen Großteil seines Schaffens vermacht (die SZ berichtete). Nicht sein ganzes Werk, wie Erb damals ankündigte, ist dabei in den Besitz seiner Heimatstadt übergegangen.Von einem "großen Konvolut" mit rund 700 Werken spricht Andrea Fischer. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin des städtischen Kulturamtes muss es wissen, hat sie doch die Objekte, graphischen Arbeiten, kinetischen Werke und Plastiken erfasst und durchgearbeitet. "Wir wollen das Werk Leo Erbs wissenschaftlich erschließen", sagt sie. Wie die St. Ingberter Weisgerber-Sammlung ist der Erb-Nachlass in einem alarmgesicherten Depot untergebracht, die Objekte sind versichert. Mit einer großen Retrospektive wolle man bei der Eröffnung der Neuen Baumwollspinnerei Anfang 2014 an den Sohn der Stadt erinnern. Im Gegensatz zur ständigen Weisgerber-Schau plant die Stadt in der Folge temporäre Teilausstellungen.

Den Rest des Jahres im Keller verschwinden soll der Kunstschatz indes nicht. Andrea Fischer berichtet von Anfragen einzelner Museen - auch über Deutschland hinaus -, die sich für das Schaffen Leo Erbs interessieren. Fischer: "Wir werden solche Leihanfragen konkret bedienen. Es gibt gute Gespräche." Leo Erb hätte an solchen Aussagen sicher seine Freude gehabt.

Auf die Frage, warum er seine Heimatstadt mit seinem Werk beschenke, hatte er 2008 kurz und knapp geantwortet: "Damit es zusammenbleibt."

Publikation angedacht

Erb war 1923 in Hassel geboren. Dem Studium der Kunst ging er in Saarbrücken und Kaiserslautern nach. 15 Jahre verbrachte er in Paris. Die letzten Jahre lebte er im pfälzischen Schopp.

St. Ingbert zeichnete ihn 1988 mit dem Albert-Weisgerber-Preis aus. Daraus entwickelte sich ein kulturpolitisches Skandälchen, das den eigenwilligen Geist des Künstlers beleuchtet. Über die ihm nachfolgende Preisträgerin Bettina van Haaren empörte Erb sich nämlich so sehr, dass er die Auszeichnung in der Folge zumindest verbal nicht mehr haben wollte. Van Haaren hatte seiner Meinung nach den Preis nicht verdient.

Als Albert-Weisgerber-Preisträger betrachtete ihn die Stadt später gleichwohl, blieb doch das Preisgeld in seinem Besitz.

Solche Differenzen auf dem Feld der schönen Künste haben Erb aber nicht davon abgehalten, St. Ingbert sein Erbe anzuvertrauen. Ausstellung in der Baumwollspinnerei, Leihgaben und eine von Andrea Fischer zudem angedachte Publikation zeigen, dass der Schritt wohl richtig überlegt war.

Die streitbare Seite des Künstlers ist Geschichte, Leo Erbs künstlerische Linie wird weiter bestehen. St. Ingbert. Bei der Beerdigung am vergangenen Montag in Schopp haben auch viele St. Ingberter von dem in Hassel geborenen Künstler Leo Erb Abschied genommen. St. Ingberts Bürgermeister Rainer Hoffmann würdigte die Bedeutung Erbs. Mit seinem Werk habe der Künstler Räume der Ruhe und Meditation schaffen wollen. Hoffmann sagte weiter: "Jede Linie von Leo Erb lebt. Seinen Traum von Freiheit hat Leo Erb in seiner Kunst wahr gemacht." Üblicherweise schmückt die Stadt einen Beerdigungskranz in ihren Farben, in Schwarz und Rot. Bei der Beerdigung Erbs machte sie eine Ausnahme. Die Schleife war weiß, so wie die Kunstobjekte und die Kleidung des Verstorbenen. Hoffmann berichtete, alle Blumen bei der Trauerfeier seien weiß gewesen. mbe

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