Männer brauchen mehr Stoff

Homburg · Männer brauchen eine höhere Dosierung tumorhemmender Mittel, damit dieselbe Wirkung eintritt wie bei Frauen. Das haben Professor Pfreundschuh und sein Team herausgefunden und damit erstmals bewiesen, dass die Gleichbehandlung von Männern und Frauen, zumindest in der Krebstherapie, nicht zum Vorteil der Männer ist.

Bei einigen Krebserkrankungen haben Männer eine schlechtere Prognose als Frauen . Zum Beispiel bei Lungen-, Dickdarm- und Nierenkrebs sowie bei Melanomen. Dies, so sagte Professor Michael Pfreundschuh, Leiter der Inneren Medizin I am Uniklinikum des Saarlandes, werde meist als "gottgegeben" hingenommen. Nun ist es Homburger Wissenschaftlern unter der Leitung von Pfreundschuh gelungen, erstmalig den Nachweis zu erbringen, dass eine geschlechtsadaptive Dosierung von Antikörpern die Krebs-Heilungschancen erhöht (wir berichteten).

Seit den späten 90er Jahren gibt es die Behandlung mit Antikörpern. Antikörper sind bestimmte Eiweiße, die natürliche Killerzellen aktivieren, die dann die Tumoren abtöten. Diese Antikörpertherapie wird meist in Kombination mit der Chemotherapie verabreicht. Im Gegensatz zur Chemotherapie weise die Antikörpertherapie sehr viel weniger Nebenwirkungen auf, betonte Professor Michael Pfreundschuh anlässlich einer Pressekonferenz am Uniklinikum in Homburg.

Nun habe man aber festgestellt, dass der Abbau der Antikörper im Organismus bei älteren Männern viel schneller vonstatten geht als bei älteren Frauen - das heißt, die Wirkung der Killerzellen hält bei Frauen länger an und ist effektiver.

Daher haben Frauen auch eine bessere Heilungschance bei jenen Krebsarten, die mit Antikörpern behandelt werden können. Und so beschlossen Pfreundschuh und sein Team, mit Hilfe einer aufwändigen klinischen Studie zu ergründen, ob eine Erhöhung der Antikörper-Dosis bei Männern auch eine bessere Wirkung zeige. Und genau dies war nun der Fall. "Eine höhere Dosierung des monoklonalen Antikörpers Rituximab führt eindeutig zu besseren Ergebnissen bei älteren Männern", so Pfreundschuh.

Das Problem an der Sache: Diese Erkenntnis ist zunächst einmal rein wissenschaftlich, denn in der praktischen Anwendung erlaubt der Hersteller (der Pharmakonzern Roche) nicht, dass die Dosis des Antikörpers Rituximab erhöht wird. Dies sei, so Pfreundschuh, lediglich im Rahmen der Studie zulässig gewesen.

Obendrein habe Roche derzeit auch wenig Interesse daran, Rituximab (dessen Lizenz bald ausläuft) in den Vordergrund zu bringen, da Roche bereits ein neueres und teureres Produkt auf den Markt gebracht hat.

Die Deutsche Studiengruppe für Hochmaligne Lymphome mit Sitz in Homburg stellte dieses Ergebnisse beim Jahreskongress der American Association of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago vor.

Diese Präsentation der Studienergebnisse auf dem weltweit wichtigsten Krebskongress wurde als eine der bedeutendsten Beiträge ausgewählt und wird nun weltweit auf sämtlichen Veranstaltungen den onkologischen Fachärzten vorgestellt.

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