Leere Läden sind Geschäftsleuten ein Dorn im AugeFußgängerzone frei für Verkehr?

St. Ingbert. Sinn-Leffers-Gebäude, ehemaliger Promarkt, Geschäftsräume in der Ludwigstraße - es gibt derzeit einige verwaiste Schaufenster in der St. Ingberter Innenstadt. Geben die Leerstände Anlass zur Sorge? Für Michael Köhl, Vorsitzender des Vereins für Handel und Gewerbe, gehören solche Leerstände zum Wandel einer Innenstadt dazu

 "Ladenlokal zu vermieten" - solche Schilder in den verwaisten Schaufenstern in der Ludwigstraße weisen darauf hin, dass hier neue Geschäftsleute gesucht werden. Fotos: SZ

"Ladenlokal zu vermieten" - solche Schilder in den verwaisten Schaufenstern in der Ludwigstraße weisen darauf hin, dass hier neue Geschäftsleute gesucht werden. Fotos: SZ

St. Ingbert. Sinn-Leffers-Gebäude, ehemaliger Promarkt, Geschäftsräume in der Ludwigstraße - es gibt derzeit einige verwaiste Schaufenster in der St. Ingberter Innenstadt. Geben die Leerstände Anlass zur Sorge? Für Michael Köhl, Vorsitzender des Vereins für Handel und Gewerbe, gehören solche Leerstände zum Wandel einer Innenstadt dazu. "Ich kann nicht von einer Zunahme der Leerstände sprechen", sagt Köhl. Er verweist auf die Geschäfte, die seit Beginn des Jahres neu eröffnet worden sind, zum Beispiel die Kochbox, das Bekleidungsgeschäft "360-Around the world" oder der Dritte-Welt-Laden. Was die Ansiedlung neuer Geschäfte betrifft, brauche es manchmal etwas Zeit. Die Wirtschaftsförderung der Stadt, das Stadtmarketing und der Verein für Handel und Gewerbe seien bemüht, die Situation zu verändern. "Wir arbeiten fieberhaft zusammen, um die Lücken zu schließen." Asli Goldschmidt, Inhaberin des Schmuckgeschäfts Goldschmidt in der Ludwigstraße, macht sich Gedanken über die wegfallende Laufkundschaft in ihrer Straße: "Vor 18 Jahren habe ich das Geschäft aufgemacht und sehe, dass die Kundschaft weniger wird." Ein Grund dafür sieht sie darin, dass bei Veranstaltungen immer die Kaiserstraße in den Mittelpunkt gerückt werde. Sie sieht die Verantwortung für die Qualität St. Ingberts zum einen bei der Stadt, zum anderen aber auch bei den Geschäftsleuten. Längere Öffnungszeiten am Samstag könnten ein Anfang sein. Die Stadt könne dies fördern, indem sie die Geschäftsleute, die eine Verkäuferin länger beschäftigen müssen, unterstützt. Goldschmidt erinnert sich an ein junges Paar mit Baby, das in ihrem Laden war. Die junge Familie sei gerade nach St. Ingbert gezogen und der junge Mann sagte: "Wir gehen hier ein." Dieser Satz geht der Geschäftsfrau seither nicht aus dem Kopf. Sie wünscht sich: "Die individuellen Geschäfte müssen gefördert werden, nicht die Billigläden."Für den Fachhandel spricht sich auch Micheline Stegner von Männermode Stegner aus. Auch sie beobachtet mit Sorge ein "Ausdünnen der Stadt". Um mehr Kunden anzulocken, könnte sie sich eine lange Einkaufsnacht in der Woche vorstellen. Längere Öffnungszeiten am Samstag haben ihrer Erfahrung nach nichts gebracht. "Ich habe es ein Jahr lang probiert mit Öffnungszeiten bis 16 Uhr." Das habe sich nicht gelohnt. Die Geschäftsfrau wollte mit dem Slogan "St. Ingberter kauf in Deiner Stadt, damit sie eine Zukunft hat" für die Mittelstadt werben. Sie habe ihre Idee unter anderem beim Verein für Handel und Gewerbe vorgestellt. Doch der wollte das Konzept nicht übernehmen. Stegner würde sich eine Versammlung mit den Verantwortlichen der Stadt, den Geschäftsleuten und den Bürgern wünschen, um herauszufinden, wie sich gerade der Kunde seine Stadt wünscht. Julia Settele, Geschäftsführerin des Schuhgeschäfts Zapato, ist froh, dass es kaum Leerstände in der Kaiserstraße gibt. "Ab dem Promarkt geht es dann los." Mit dem Weggang des Elektrofachmarkts sei Laufkundschaft verlorengegangen. Deshalb müsse dieses Ladenlokal schnell wieder mit Leben gefüllt werden. "Ich denke, dass dabei auch die Mietpreise relevant sind", sagt Settele und appelliert an die Vermieter, einmal darüber nachzudenken. Wilfried Trapp, Pressesprecher der Stadt, sagte auf Nachfrage der SZ, dass sich an der Situation mit den Leerständen nichts verändert habe seit dem Artikel, der vor eigenen Wochen in der SZ erschienen war. Damals hatte der städtische Wirtschaftförderer, Jürgen Schmidt, die Lage als schwierig eingestuft. Außerdem sprach er von Interessenten für das seit Februar 2009 leerstehende Sinn-Leffers-Gebäude. St. Ingbert. Um die St. Ingberter Innenstadt zu beleben, gibt es auch Überlegungen bezüglich der Verkehrsregelung. Während die Fußgängerzone in der Kaiserstraße tagsüber recht gut frequentiert ist, ist es in der Ludwigstraße eher verhalten, wie Geschäftsleute in dieser Straße bestätigen. Für diese Problematik hat Michael Köhl, Vorsitzender des Vereins für Handel und Gewerbe eine Idee: "Meine Vision ist, dass die Straße für den Verkehr freigegeben wird." Im Schritttempo solle es Pkw erlaubt sein, die Ludwigstraße bis zum Brunnen zu befahren. Außerdem sollten - nach Köhl - auch Kurzzeitparkplätze eingerichtet werden. So könne die Straße wieder belebt werden. Asli Goldschmidt, Inhaberin des Schmuckgeschäfts Goldschmidt in der Ludwigstraße, ist gegen die Idee, dass die Ludwigstraße für den Verkehr geöffnet wird. "Dann sind wir der Parkplatz für die anderen", sagt die Geschäftsfrau. Sie könnte sich allerdings vorstellen, die gesamte Fußgängerzone als Einbahnstraße für den Verkehr freizugeben. Eine ähnliche Idee hat auch Micheline Stegner von Männermode Stegner. Sie könnte sich vorstellen, die Fußgängerzone verkehrsberuhigt zu öffnen. evy "Ich kann nicht von einer Zunahme der Leerstände sprechen."Michael Köhl, Vorsitzender Handel und Gewerbe St. Ingbert

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