Hilfe zur Selbsthilfe ist oberstes Ziel

St Ingbert · Die ehrenamtlichen Helfer haben jetzt ein „Netzwerk für Flüchtlinge in St. Ingbert“ gegründet. Die drei Vorstandsmitglieder stellten den eingetragenen Verein und seine Ziele bei einem Besuch in unserer Redaktion vor – bewusst jenseits jeder „Kuschelromantik“.

 Im Netzwerk für Flüchtlinge in St. Ingbert engagiert (von links): Christina Wieth, Brigitte Schuster und Sabine Pink. Foto: Manfred Schetting

Im Netzwerk für Flüchtlinge in St. Ingbert engagiert (von links): Christina Wieth, Brigitte Schuster und Sabine Pink. Foto: Manfred Schetting

Foto: Manfred Schetting

. Rund 800 Flüchtlinge leben derzeit in St. Ingbert , nach wie vor stammen die allermeisten von ihnen aus Syrien. Rund um die Integration dieser Frauen, Männer und Kinder ist in den vergangenen Monaten ein vielfältiges Engagement von Ehrenamtlichen entstanden, die sich als Flüchtlingshelfer einsetzen. Mittlerweile haben sich diese zu einem "Netzwerk für Flüchtlinge in St. Ingbert " zusammengeschlossen. Der eingetragene Verein nennt die "Förderung der Hilfe für politisch, rassisch oder religiös Verfolgte sowie für Flüchtlinge und Vertriebene" als sein Ziel. Wie das Netzwerk sein Engagement weiter schnell und unbürokratisch organisieren will, erläuterten Christina Wieth, Brigitte Schuster und Sabine Pink bei einem Besuch in unserer Redaktion.

Unter den drei Frauen ist jede ein Beispiel aus dem breiten Angebot, aus dem sich ehrenamtliche Flüchtlingshilfe in St. Ingbert längst schöpft. So engagiert sich Brigitte Schuster insbesondere bei Deutschkursen. "Unser Ziel ist es schon jenen die deutsche Sprache zu vermitteln, die zwar eine sogenannte Aufenthaltsgestattung haben, aber noch nicht die offiziellen Integrationskurse besuchen müssen", berichtet Schuster. In Zusammenarbeit mit der VHS werden derzeit sieben solcher Kurse angeboten, alle mit 25 Teilnehmern voll belegt. Bis Anfang März sind die Kurse gesichert, danach würden die Ehrenamtlichen diese Deutschkurse gerne weiterführen, auch weil die teilnehmenden Flüchtlinge "interessiert und wissbegierig" seien. Und für Brigitte Schuster steht ohnehin fest: "Die Sprache ist für die Integration dieser Menschen das wichtigste, das zweitwichtigste und das drittwichtigste."

Christina Wieth wiederum steht für das Team von Ehrenamtlern, die das Möbel- und Kleiderlager im ehemaligen Kindergarten St. Pirmin organisieren. "Das Möbellager hat sich inzwischen in St. Ingbert zu dem Treffpunkt für Flüchtlinge , aber auch die ehrenamtlichen Helfer entwickelt", erzählt sie. Für viele der Neuankömmlinge führe der Weg, kaum dass sie ihre Unterkunft in St. Ingbert bezogen hätten, auf den Roten Flur. Zugleich ist es Wieth wichtig, nochmals zu betonen, dass das Möbel- und Kleiderlager "keine reine Flüchtlingsgeschichte" sei. "Wir versuchen jedem zu helfen, der Hilfe braucht."

Sabine Pink aus Rohrbach wiederum steht für jene, die Patenschaften für Einzelne oder Familien übernommen haben, die als Flüchtlinge in der Mittelstadt gekommen sind. "Ich selbst halte Kontakt zu einer syrischen Familie mit drei Kindern, die in Rohrbach lebt." Im Vordergrund stehe dabei das Alltagsleben dieser Menschen, etwa die Hilfe im Umgang mit Behörden oder der Schule.

Die drei Frauen nutzten das Gespräch in unserer Redaktion aber auch für einige grundsätzliche Anmerkungen zu ihrem Tun in der Flüchtlingshilfe . So gehöre zur Ehrlichkeit, auch auf jene ehrenamtlichen Helfer hinzuweisen, die die Unterstützung der Neuankömmlinge mitunter übertrieben. "Wir wollen keine Kuschelromantik", sagt Brigitte Schuster. "Hilfe zur Selbsthilfe ist der Weg wirklicher Integration." Als aktuell größtes Problem sieht das Trio die Unterbringung von Flüchtlingen, insbesondere der Einzelpersonen. "Nachdem die Stadt Wohnungen anmietet, hatte sich die Lage etwas entspannt", berichtet Christine Wieth. "Jetzt ist der private Wohnungsmarkt aber erschöpft."

Das neu gegründete Netzwerk sieht sich als Schnittstelle für die Flüchtlingshilfe . Der als gemeinnützig anerkannte Verein biete aber auch praktische Vorteile. Insbesondere als Anlaufstelle für Geld- und Sachspenden. Wieth: "Das Netzwerk kann auch Spendenquittungen ausstellen." Auch über solche Fragen informiere die Internetseite des Vereins.

nff-igb.de

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