Bachblüten gegen Panik-Attacken

Neunkirchen/St. Ingbert. Das Foto machen wir in Raum 1.87, Biologie, Saal 1 der Gesamtschule Neunkirchen. "Ich saß ganz vorne, am Fenster", erinnert sich Jenny Johann (20) aus Bexbach problemlos. "Und ich ganz hinten, wohl auch am Fenster", konzentriert sich Thorsten Zimmer (22) aus Neunkirchen schon etwas mehr

 Abi-Erinnerungen in Raum 1.87, Biologie, Saal 1, Gesamtschule Neunkirchen: Philipp Günder, Thorsten Zimmer, Jenny Johann, Gözde Baylan, Feeodora Schreck und Dominik Johann (von links). Foto: Thomas Seeber

Abi-Erinnerungen in Raum 1.87, Biologie, Saal 1, Gesamtschule Neunkirchen: Philipp Günder, Thorsten Zimmer, Jenny Johann, Gözde Baylan, Feeodora Schreck und Dominik Johann (von links). Foto: Thomas Seeber

Neunkirchen/St. Ingbert. Das Foto machen wir in Raum 1.87, Biologie, Saal 1 der Gesamtschule Neunkirchen. "Ich saß ganz vorne, am Fenster", erinnert sich Jenny Johann (20) aus Bexbach problemlos. "Und ich ganz hinten, wohl auch am Fenster", konzentriert sich Thorsten Zimmer (22) aus Neunkirchen schon etwas mehr. Beide haben hier 2011 fünf Stunden über ihrer Mathearbeit im schriftlichen Abitur gebrütet. Da die Sitzordnung alphabetisch eingerichtet war, rückte das "J" eben ziemlich vor, das "Z" weit zurück Alles wurde gut. Die Beiden erhielten ihr Reifezeugnis am Ende der gemeinsamen Oberstufe der Gesamtschulen Neunkirchen Schiffweiler und Bexbach.

Mit vier anderen Ehemaligen ihrer Schule geht es beim Treffen mit unserer Zeitung um Erinnerungen ans Abi und Tipps für die, denen die Examina in den nächsten Tagen bevorstehen. Jenny an alle aufgeregten Prüflinge: "Macht euch selbst nicht zu viel Panik. Ich hab' mir immer gesagt: Mehr als nicht klappen, kann nicht passieren. Und bei meiner letzten Prüfung hatte ich das dann auch selbst verstanden."

Gözde Baylan inzwischen auch: "Dieses Jahr geh' ich lockerer rein." Für die 19-Jährige aus Neunkirchen wird es eine Wiederholungsrunde. "Ich hab' mir wahnsinnig viel Druck gemacht letztes Jahr", sagt Gözde. Details braucht es da nicht mehr: "Es war knapp, aber ich hab' es verdrängt." Sie weiß aber noch, dass ein Lehrer ihre Bachblüten-Tropfen zur Beruhigung ausgeschüttet hat, es würde doch nichts helfen. Hat es auch nicht, sagt Gözde. Sie hatte ja schon vor dem Lehrerzugriff wirkungslos welche genommen. Traubenzucker hatten aber so ziemlich alle zur Hand.

Vor allem auf bequeme Kleidung setzte Feeodora Schreck (20) aus St. Ingbert. "Ich hatte einen Pullover meines Freundes an, der drei Nummern zu groß war." Alles Nervensache. "Ich war froh, dass ich im Mündlichen in Religion gleich als Erste dran war", sagt Feeodora, "da hab' ich nichts mehr gehört und mich nicht noch verrückter gemacht." Genau anders herum war das bei Philipp Günder, ebenfalls Abiturient aus 2012. Der 20-Jährige aus Wiebelskirchen war am Schluss dran. "Meine Rettung. Ich hatte im Vorbereitungsraum plötzlich Panik und hab' dann noch hektisch meine Ordner gewälzt."

Alles auch Glückssache. Dominik Johann (23) aus Bexbach - Abi 2009 - hatte Religion ebenfalls als mündliches Prüfungsfach: Ihm wurden zwei Christuskreuze gezeigt. Eine Steilvorlage für einen, dessen Lieblingsfach eigentlich Kunst ist: "Ich habe die Kreuze kunstgeschichtlich eingeordnet, der Prüfer sprang drauf an." Die Prüfung lief in die richtige Richtung.

Und wie stärkt man sich in langen schriftlichen Arbeiten? "Eher spartanisch", sagt Philipp "ein oder zwei Energie-Drinks". Anderthalb Liter Apfelsaftschorle war das Quantum bei Thorsten Zimmer. "Am ersten Tag hatte ich nur eine kleine Flasche Mineralwasser, das hat nicht gereicht." In der fünfstündigen Mathearbeit, erinnert er sich aber noch deutlich, hat es ihn stark Richtung Toilette gedrängt. "Aber ich wollte auf keinen Fall." Also hat er "gekniffen". Erfolgreich. "Aber das hat Energie für Mathe gekostet." Jenny brachte in jede Prüfung eine Zwei-Liter-Bombe Cola mit, ihr Bruder Dominik setzte auf Fruchtbuttermilch: "Am ersten Tag einen Becher, danach drei Becher." Mit Strohhalm. "Ich war am Schluss dran. Das war

meine Rettung. "

Philipp Günder

"Ich war froh,

dass ich als Erste dran war. "

Feeodora Schreck

Auf einen Blick

Abitur, schriftliche

Prüfungstermine 2013:

10. April Deutsch

11. April Englisch

12. April Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Technik, Elektro, Mechatronik, Pädagogik/Psychologie, Biotechnologie, Gesundheit, Wirtschaftslehre, Technik, Italienisch, Griechisch

15. April Französisch

16. April Mathematik

17. April Spanisch

18. April Geschichte, Politik, Erdkunde, Wirtschaftslehre

19. April Biologie, Chemie, Physik, Informatik, Technik

22. April Latein

23. April Bildende Kunst, Musik, Religion, Philosophie, Sport

Nachschreibtermine vom 21. bis 24. Mai.

Mündliche Prüfungen im Juni.

Hörverstehen in den Fremdsprachen war vorgeschaltet. red

Am Rande

Und das machen sie heute: Dominik Johann studiert Chemie in Saarbrücken. Schwester Jenny Johann ebenfalls. Gözde Baylan kann sich nach dem Abitur Maschinenbau vorstellen. Feeodora Schreck studiert in Saarbrücken auf Lehramt katholische Religion und Germanistik bzw. Politik. Philipp Günder studiert derzeit noch Mittelstandsökonomie in Zweibrücken, wird aber wohl auf Tontechniker wechseln. Thorsten Zimmer schnupperte zunächst Uni-Luft, beginnt jetzt im August eine Ausbildung als Elektroniker für Maschinen- und Antriebstechnik. cle

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