Aus Eitelkeit wird Demut

St Ingbert · Das bekannte Märchen „König Drosselbart“ erhielt eine neue Lebendigkeit. Die Zuschauer in der St. Ingberter Stadthalle lauschten keinen gestelzten Texten, sondern ans junge Publikum angepassten Sätzen.

 Die „Musenbolde“ sorgten mit „König Drosselbart“ in der Stadthalle St. Ingbert für eine kurzweilige Theaterstunde. Foto: Cornelia Jung

Die „Musenbolde“ sorgten mit „König Drosselbart“ in der Stadthalle St. Ingbert für eine kurzweilige Theaterstunde. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

. Immer wieder überraschen die Musenbolde, die Jugendtheatergruppe der Pfarrei Herz Mariae, mit neuen Stücken, die sie in der Stadthalle St. Ingbert aufführen. In der aktuellen Aufführung "König Drosselbart" hielt der alte "Märchenkönig" (Johannes Becher) vor einigen Tagen gleich zweimal Hof in St. Ingbert. Sein Hofnarr (Annemarie Fürst) gab sich wirklich alle Mühe, seinen Herrn mit einer Auswahl an Geschichten zu erfreuen. "Hänsel und Gretel" oder "Schneewittchen"? Das alles waren keine Alternativen für den alten König, der genug Hexen zu Hause im Schloss hat und den Schneewittchen nicht mehr liebt. Wie hieß denn noch das Märchen mit den Vögeln? Richtig, König Drosselbart. Und das wollte der alte König zum 1001. Mal erzählt haben. Eine Geschichte, die ihm deshalb so ausnehmend gut gefällt, weil er dort selbst die Hauptrolle spielt, wie der Hofnarr schnell durchschaute.

Bei der Nachmittagsvorstellung konnte der Hofstaat vor allem kleine, aber auch große Besucher aus dem Fürstentum Rentrisch, der freien Stadt Rohrbach, der Provinz Spiesen, die Gewürze aus Nieder, die Reichen aus Brunnen und die Untertanen aus der heiligen Stadt Landolfingen begrüßen. Schon hier fingen die ersten Gäste zu kichern an. Und so fantasievoll wie die Begrüßung ging es weiter. Eigentlich ist ja der Narr frei, aber wenn der König sagt, jetzt sei Schlafenszeit, auch wenn es erst 10 Uhr am Morgen ist, wird eben eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt. Und die ging so. Prinzessin Serafina (Josephine Breitkreuz), die sich ihre Zeit am liebsten mit ihrer Zofe Margaretha (Alexandra Feichtner) vertreibt, soll verheiratet werden, doch keiner der vorgestellten Kandidaten ist ihr genehm. Zu dick, zu eitel und dann noch einer mit "einem Kinn, wie eine Drossel einen Schnabel" hat.

Heirat mit Spielmann

Wegen Undankbarkeit wird ihr von ihrem Vater König Artur (Fabian Roschy) der nächstbeste Spielmann an die Hand gegeben, dem verkleideten Mann mit dem "Vogelbart". Die Prinzessin muss sich in Demut üben und auf dem Markt Körbe verkaufen. Die "kleinen" schauspielernden Marktleute, die die Szenerie als Fischweib, Zirkuskind oder Gaukler betraten, trugen mit dazu bei, dass ein altbekanntes Grimmsches Märchen eine neue Lebendigkeit erfuhr. Keine gestelzten Texte sondern ans junge Publikum angepasste Sätze.

Ein tolles Stück, das in Grundzügen zwar dem Volksmärchen folgte, aber durch improvisierte Szenen sehr lebendig, kurzweilig und eben trotz des bekannten Endes unvorhersehbar war. Das wurde dadurch erreicht, dass das Märchen von den Schauspielern gemeinsam erarbeitet, oder besser erspielt wurde. Es war ein Erlebnis und am Schluss bekam eine geläuterte Prinzessin ihren einst verschmähten Prinzen (Jan Forster), zur Freude der Besucher.

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