Kinder machen Angst sichtbar

Homburg. Kann man Gefühle malen? Wie sieht Angst aus? Welche Farbe hat die Hoffnung? Mit diesen Fragen beschäftigten sich im Atelier der Freien Kunstschule Artefix am vergangenen Freitag elf Kinder im Alter zwischen neun und elf Jahren. Ihre gemalten Antworten werden als Poster die am 1. Juni beginnende Anne-Frank-Ausstellung im Homburger Forum ergänzen

 Viele Gegenstände wurden in den Raum der Stille gestellt, der an das Versteck der Anne Frank erinnern soll. Laura, Laura, Leonie, Pauline und Teresa (von links) geben sich nachdenklich angesichts der kargen Verhältnisse. Foto: Michael Schanding

Viele Gegenstände wurden in den Raum der Stille gestellt, der an das Versteck der Anne Frank erinnern soll. Laura, Laura, Leonie, Pauline und Teresa (von links) geben sich nachdenklich angesichts der kargen Verhältnisse. Foto: Michael Schanding

 Dem Tagebuch vertraute Anne Frank ihre Erlebnisse an. Fotos: dpa

Dem Tagebuch vertraute Anne Frank ihre Erlebnisse an. Fotos: dpa

 Das Mädchen Anne Frank.

Das Mädchen Anne Frank.

Homburg. Kann man Gefühle malen? Wie sieht Angst aus? Welche Farbe hat die Hoffnung? Mit diesen Fragen beschäftigten sich im Atelier der Freien Kunstschule Artefix am vergangenen Freitag elf Kinder im Alter zwischen neun und elf Jahren. Ihre gemalten Antworten werden als Poster die am 1. Juni beginnende Anne-Frank-Ausstellung im Homburger Forum ergänzen. In ihren Bildern setzten sich die Kinder mit dem Leben und den Gefühlen der Anne Frank auseinander - jenem jüdischen Mädchen, das sich mit ihrer Familie zwei Jahre lang in einem Amsterdamer Hinterhaus vor den Nationalsozialisten verstecken musste, 1944 entdeckt wurde und im März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen starb. Lauras Bild wird beherrscht von einem tief dunkelblauen, fast schwarzen Hintergrund. Mit ihm drückt die Elfjährige die Düsternis und Angst aus, der Anne Frank in ihrem Versteck ausgeliefert war. Doch in der Mitte dieser Dunkelheit leuchtet ein heller Kreis. "Das ist Anne und ihre Hoffnung", sagt die junge Malerin. Fast alle Kinder haben für den Hintergrund ihrer Bilder dunkle Farben gewählt und dieses Dunkel mit hellen Stellen gemildert. Nur Vincent, zehn Jahre alt, hat ein helles, buntes, fröhliches Bild gemalt: "Eine Explosion von Farben", sagt er, und erklärt: "Ich habe die Träume von Anne Frank gemalt. Sie hat bestimmt nicht von einem dunklen Verlies geträumt, sondern von Helligkeit." Wie Anne Frank in ihrem Versteck gelebt und gefühlt haben mag, konnten die Kinder am Tag zuvor teilweise nacherleben. 20 Minuten lang hielten sie sich in einem eigens für dieses Projekt eingerichteten Raum auf. Die Zimmertür lag versteckt hinter einem Aktenschrank - so war auch der Zugang zu Anne Franks geheimer Wohnung verborgen - im Zimmer standen ein einfaches Bettgestell und eine Zinkbadewanne, die Fenster waren von Vorhängen aus Flicken und Lappen verhängt. Damals und heute trafen sie sich leise, denn anders als Anne hätten die Kinder von heute Musik hören und fernsehen können. Doch sie sollten leise sein, die Stille erleben, der die junge Jüdin in ihrem Versteck ausgesetzt war: Die Familie musste leise sein, sonst wäre sie entdeckt worden. Doch auch in der Stille gibt es Geräusche. Die Mitarbeiter von Artefix haben sie aufgezeichnet und werden eine Toninstallation zusammenstellen, die die Besucher der Anne-Frank-Ausstellung zum Ausstellungsraum geleiten wird.Für den Weg zur Ausstellung mit "Geräuschen der Stille" benötigt Artefix Stühle aus den Jahren 1900 bis 1945 als Leihgaben. Information unter Telefon (06841) 63925.Die Freie Kunstschule plant ein weiteres Projekt. 14 Homburger Künstlerinnen und Künstler sind eingeladen, in der Nacht vom 4. auf den 5. April zwölf Stunden in den Schlossberghöhlen zu arbeiten. Sie bilden das Material für eine Ausstellung im Saalbau.

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