Ein zweites Leben für Vivian

Homburg · Seit 2004 werden am Uniklinikum in Homburg Lebertransplantationen vorgenommen. Gestern wurde die 150. Patientin vorgestellt: Vivian Groß, 21, aus Merzig, lebt seit einem Jahr mit einer neuen Leber und ist von ihrer Krankheit geheilt.

 Vivian Groß wurde vor genau einem Jahr operiert. Prof. Matthias Glanemann nahm die Transplantation vor. Foto: Christian Schütz/UKS

Vivian Groß wurde vor genau einem Jahr operiert. Prof. Matthias Glanemann nahm die Transplantation vor. Foto: Christian Schütz/UKS

Foto: Christian Schütz/UKS

Genau vor einem Jahr, am 10. Oktober 2013, bekam die damals 20-jährige Vivian Groß aus Merzig ein zweites Leben geschenkt. Man könnte es auch simpler ausdrücken: ihr wurde am Uniklinikum in einer mehrstündigen Operation eine Spenderleber transplantiert.

Damit ist Vivian die 150. Patientin gewesen, die in Homburg eine neue Leber bekam. Inzwischen liegt die Anzahl schon bei über 160. Der Chirurg, der unter anderem Lebertransplantationen vornimmt, ist Professor Matthias Glanemann, Direktor der der Klinik für Allgemeine Chirurgie . Er hat auch Vivian vor einem Jahr operiert und zeigte sich gestern froh und zufrieden, dass die junge Frau "ganz gesund ist und ein normales Leben führen kann, später problemlos eine Familie gründen und Kinder bekommen kann."

Vor ein paar Jahren sah das noch ganz anders aus. Vivian war 16, als sie das erste Mal Blut erbrach. Ihre Mutter war völlig erschrocken und fuhr sofort ans Uniklinikum. Wie sich herausstellte, litt Vivian an einer Autoimmunhepatitis, das heißt, dass das eigene Immunsystem die Leberzellen angriff, wodurch es zu einer chronischen Leberentzündung (Hepatitis ) kam. So stand schon bald fest, dass nur eine neue, gesunde Leber dem jungen Mädchen das Leben retten konnte. Vivian kam auf eine Warteliste, was bedeutete, dass sie von nun an zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar sein musste, denn stets konnte vom Uniklinikum der Anruf eintreffen, dass eine Spenderleber für sie bereitstehe. Es sei eine "sehr aufregende Zeit gewesen", bestätigten ihre Eltern, die gestern anlässlich des "Geburtstages" mit ins Klinikum gekommen waren.

Vivian Groß wartete drei Jahre, bis der ersehnte Anruf kam. Dann ging's ab ins Uniklinikum, die Eltern verbrachten mehrere Stunden zwischen Hoffen und Bangen: "Um 13 Uhr kam Vivian in den OP, um neun Uhr abends hieß es dann, alles sei gut verlaufen, wir müssten uns keine Sorgen machen." Danach allerdings folgte eine schwierige Zeit, der Körper zeigte Abstoßungsreaktionen und wollte die Leber anfangs nicht so recht annehmen.

Mit entsprechenden Medikamenten wurde gegengesteuert, bis es Vivian schließlich besser ging. Sie muss zwar weiterhin Tabletten nehmen, "aber die übliche Dosierung, die sie ihr ganzes Leben beibehalten muss", betonte Glanemann. Vivian Groß erholt sich derzeit noch von den gesundheitlichen Strapazen und genießt das neu gewonnene Leben. Demnächst will sie eine Ausbildung anfangen, Automechatronikerin ist ihr Traumberuf. Alkohol und Tabak sind für sie tabu, "das Zeug hat mir noch nie geschmeckt". Eine große Narbe erinnert sie noch an den Tag vor einem Jahr: "Die gehört zu mir". Irgendwann, so plant sie, werde sie sich den 10.10 2013 auf den Unterarm tätowieren lassen.

Im Saarland ist nach Aussagen von Prof. Glanemann die Organspendebereitschaft nicht besonders hoch. Nach dem Skandal ist sie auch noch spürbar zurückgegangen. Gab es vor zwei Jahren bundesweit noch über 800, so sind es derzeit nur noch über 500 Organspenden, die entnommen werden. Seit 2004 werden am Uniklinikum Lebertransplantationen vorgenommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort