Geschichte zum Leben erwecken

Blieskastel/Kirkel. Geschichte - das sind nicht nur trockene Jahreszahlen, mit denen Kriege, Siege und Niederlagen oder die Taten von Königen und Feldherren markiert werden. Geschichte kann angefasst und gefühlt werden, sie kann nachempfunden und zum Leben erweckt werden

 In mittelalterlichen Gewändern: Von links Heidi Witt als Johannes vom Gollenstein, Peter und Annereose Feibel als Graf Heinrich und Gräfin Agnes von Castel, der kleine Gabriel und Edgar Witt als Edgar von Pinningen. Foto: Zalewski

In mittelalterlichen Gewändern: Von links Heidi Witt als Johannes vom Gollenstein, Peter und Annereose Feibel als Graf Heinrich und Gräfin Agnes von Castel, der kleine Gabriel und Edgar Witt als Edgar von Pinningen. Foto: Zalewski

Blieskastel/Kirkel. Geschichte - das sind nicht nur trockene Jahreszahlen, mit denen Kriege, Siege und Niederlagen oder die Taten von Königen und Feldherren markiert werden. Geschichte kann angefasst und gefühlt werden, sie kann nachempfunden und zum Leben erweckt werden. Diesen Weg der sinnlichen Annäherung ans Mittelalter in unserer Region gehen einige Menschen in Blieskastel, die sich in der Interessengemeinschaft Burg und Schloss Blieskastel zusammengefunden haben. Diese Gruppierung innerhalb des Historischen Vereins Blieskastel tritt bei besonderen Gelegenheiten in historischen Gewändern und mit Requisiten auf, die das Lebensgefühl der mittelalterlichen Menschen erahnen lassen. Es sind dies unter anderem Annerose Feibel und ihr Mann Peter Feibel aus Biesingen sowie Edgar und Heidi Witt aus Pinningen mit ihrem kleinen Sohn Gabriel. Beim Treffen mit der Vorsitzenden des Historischen Vereins, Barbara Würtz (Foto: zal), und dessen zweiten Vorsitzenden Professor Heinz Quasten im ehemaligen Internat auf dem Schlossberg waren sie in ihren mittelalterlichen Gewändern gekommen. Annerose und Peter Feibel treten als Agnes und Heinrich von Castel auf, das Grafenpaar aus dem 13. Jahrhundert, das auf der Blieskasteler Burg residierte. Im Gegensatz zu diesen historischen Personen haben sich die Witts eine "Geschichte zwischen Wahrheit und Fiktion, die Templerkompturei Pinningen", ausgedacht. Edgar Witt ist der adelige Tempelritter Edgar von Pinningen, seine Frau Heidi hat die Rolle des "dienenden Bruders" Johannes vom Gollenstein übernommen, Söhnchen Gabriel ist ein "Waisenkind", das die Templer unter ihren Schutz genommen haben. Die "gräflichen" Gewänder der Feibels sind aus Wolle, Seide und Leinen und wurden in der Gewandschneiderei Kirkel genäht. "Sie sind herrlich bequem, und man schwitzt gar nicht darin", schwärmt Annerose Feibel von ihrem weinroten Kleid aus Wolle. Einzig das unter dem Kinn fest geschnürte weiße Band sei anfangs gewöhnungsbedürftig gewesen. Auch Peter Feibel fühlt sich in dem weiten Gewand wohl. Die Templer aus Pinningen haben es da buchstäblich schwerer: Ihre Kettenhemden, die sie teils selbst in monatelanger Arbeit hergestellt haben, wiegen ihren Teil. Bei öffentlichen Auftritten werden die Grafen und die Templer von weiteren Mitgliedern der Interessengemeinschaft verstärkt. Olaf Vieweg tritt als Straßburger Bürger Johann Zorn auf, außerdem die Bürgerinnen Miriam Hofer (als Brettchenweberin) und Angie Wirth (als Küchenfrau) sowie schließlich noch der Pilger Tobias Reinhard. Die lebensnahe Beschäftigung mit der mittelalterlichen Geschichte hatte ihren Ausgangspunkt in den Ausgrabungen auf dem Schlossberg, wo man 2006 Relikte der Blieskasteler Burg ausgrub. Der Historische Verein lud zu einem Gesprächskreis Mittelalter ein, aus dem die jetzige Interessengemeinschaft Burg und Schloss Blieskastel hervorging. "Wir haben uns in kleinen Schritten unsere Kenntnisse über die Epoche erarbeitet, dabei darauf geachtet, dass alle Details historisch fundiert sind", so Annerose Feibel. Spaß an Geschichte und die eher traurige Erkenntnis, dass man in der Schule so gut wie nichts über das mittelalterliche Blieskastel erfuhr, motivierten Heidi und Edgar Witt zur Beschäftigung mit dieser Zeit. Professor Heinz Quasten bestätigt, dass "das Geschichtsbewusstsein der Blieskasteler nicht sehr ausgeprägt" sei. Doch ein Buch, das Ende des Jahres erscheinen wird und zu dessen Autoren auch Quasten gehört, soll diesem Defizit abhelfen. Der Historische Verein trägt dem neu erwachten Mittelalter-Interesse auch mit Vorträgen und Führungen durch die Ausgrabungen Rechnung. "Die Vorträge und die Führungen sind sehr gut besucht", sagt Barbara Würtz. "Wir haben darauf geachtet, dass alle Details historisch fundiert sind."Annerose Feibel

Auf einen BlickHistorischer Verein Blieskastel, Vorstand: Barbara Würtz, Professor Heinz Quasten, Ruth Scherer, Marliese Schuler, Gerd Abel, Katharina Billert, Annerose Feibel, Hermann Steitz. 120 Mitglieder, Jahresbeitrag pro Person zwölf Euro, Familien 18 Euro. Nächste Veranstaltung: Sonntag, 16. August, 15 bis 18 Uhr: Führung durch die Ausgrabungen des ehemaligen Schlosses und der Burg Blieskastel. Dabei zeigt die Interessengemeinschaft mittelalterliche Gewänder und Utensilien. Treffpunkt im ehemaligen Internat auf dem Schlossberg. Infos: Historischer Verein Blieskastel, Barbara Würtz, Tel. (06842) 17 02, E-Mail: barbara.wuertz@web.de. Interessengemeinschaft Burg und Schloss Blieskastel, Peter und Annerose Feibel, Tel. (06803) 22 82, E-Mail: zeitreise-mittelalter@web.de. "Templerkompturei Pinningen", Heidi und Edgar Witt, Tel. (06844) 991 977, E-Mail: gollensteinhof@gmx.de. zal

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