Politiker pochen auf Denkmalschutz

Saarbrücken. Die sichtbaren baulichen Veränderungen an der früheren Bergwerksdirektion im Zuge der Umgestaltung in ein Einkaufszentrum sorgen für öffentliche Diskussionen. Der Abriss von Teilen der hinteren Fassade des Gebäudes (1877 bis 1880 unter Federführung der Berliner Architekten Martin Gropius und Heino Schmieden erbaut, seit 1978 unter Denkmalschutz) stößt bei Politikern auf Kritik

 Die Abbrucharbeiten an der Bergwerksdirektion schrecken die Stadtpolitik auf. Foto: sbu

Die Abbrucharbeiten an der Bergwerksdirektion schrecken die Stadtpolitik auf. Foto: sbu

Saarbrücken. Die sichtbaren baulichen Veränderungen an der früheren Bergwerksdirektion im Zuge der Umgestaltung in ein Einkaufszentrum sorgen für öffentliche Diskussionen. Der Abriss von Teilen der hinteren Fassade des Gebäudes (1877 bis 1880 unter Federführung der Berliner Architekten Martin Gropius und Heino Schmieden erbaut, seit 1978 unter Denkmalschutz) stößt bei Politikern auf Kritik.

"Die CDU-Stadtratsfraktion drängt auf die punktgenaue Einhaltung sämtlicher Vorgaben vor allem im sensiblen Bereich des Denkmalschutzes", erklärte deren baupolitischer Sprecher Hermann Hoffmann. Die jüngsten Abbrucharbeiten hätten für Diskussionen gesorgt. Viele Bürger seien besorgt, dass Teile ohne Genehmigung abgerissen werden. "Falls es dem Bauherrn nicht gelingt, diese Bedenken umgehend auszuräumen, wird ihn die CDU-Fraktion in die nächste Sitzung des Bauausschusses einladen und dort einen Bericht von ihm verlangen", forderte Hoffmann den Investor zu einer Reaktion auf. Die CDU hat zudem die beteiligten Ämter um Prüfung und Bericht zum Sachverhalt gebeten.

Die Grünen nannten es erschreckend, dass von der ECE ein großes Stück der Fassade herausgebrochen wurde. Sie möchten deshalb den Leiter des Landesdenkmalamtes, Josef Baulig, zur nächsten Sitzung des Bauausschusses am 17. September einladen. Er soll dort Stellung zu den aktuellen Abrissarbeiten beziehen. Grünen-Fraktionschef Thomas Brück meinte: "Wir fordern nach wie vor eine Baustellenüberwachung durch die Landesdenkmalbehörde." Den Kompromiss zwischen ECE und Landesdenkmalbehörde bezüglich des Bauvorhabens hätten die Grünen seinerzeit als "denkmalpflegerisches Desaster" kritisiert. Sollten jetzt noch mehr Einschnitte an dem historischen Gebäude erfolgen, wäre das "eine Katastrophe".

Für die Freien Wähler, die nicht im Stadtrat vertreten sind, bezog der Vorsitzende Bernd Richter Stellung. Er warf den im Rat vertretenen Parteien Versagen vor. Die Bürger seien bewusst über Art und Umfang der Abrissarbeiten im Unklaren gelassen worden. Alle Bedenken von Fachleuten und die massiven Bürgerproteste seien ignoriert worden.

Der kulturpolitische Sprecher und Mitglied des Landesvorstands der Partei Die Linke Saar, Lothar Schnitzler, findet die Aufgeregtheit der Stadtratsfraktionen zum Abriss großer Fassadenteile der Bergwerksdirektion verlogen. Schnitzler: "Die Fraktionen im Stadtrat haben der Investitionsgesellschaft ECE nicht nur das denkmalgeschützte Gebäude zur freien Gestaltung als Einkaufszentrum überlassen, sondern auch große öffentliche Flächen rings um das Gebäude werden ohne Auflagen der ECE überlassen." red/in

Hintergrund

 Die Abbrucharbeiten an der Bergwerksdirektion schrecken die Stadtpolitik auf. Foto: sbu

Die Abbrucharbeiten an der Bergwerksdirektion schrecken die Stadtpolitik auf. Foto: sbu

Der Seiten-Flügel des Gropius-Baus musste weichen, weil die beiden Einfahrten daneben Teil des künftigen Innenhofs werden. Die Bergwerksdirektion wird hier an der Trierer Straße mit der Saargalerie baulich verbunden. Der bisherige Hintereingang der Saar-Galerie wird weiter Richtung Trierer Straße verschoben und später gegenüber Elektro-Conrad liegen. Auch der Saar-Galerie-Trakt an der Reichsstraße musste fallen, um hier eine bessere Verbindung zwischen Galerie und Bergwerksdirektion zu ermöglichen. red

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