Armut treibt Tausende in Kleiderkammern

Regionalverband. Einen dramatischen Zulauf verzeichnen die Kleiderbörsen in der Region. Tausende Frauen und Männer kommen in die Einrichtungen. Vor allem die St. Johanner Börse, die Kleiderkammer des Diakonischen Werkes in Saarbrücken, verzeichnet Höchstzahlen: "Im Jahr 2007 nutzten insgesamt 3000 Personen das Angebot

 Anna-Maria Bellmann (rechts), Mitarbeiterin der Kleiderbörse des Diakonischen Werkes in St. Johann, hilft gerne bei der Suche nach dem passenden Pulli oder der richtigen Hose. Foto: Becker&Bredel

Anna-Maria Bellmann (rechts), Mitarbeiterin der Kleiderbörse des Diakonischen Werkes in St. Johann, hilft gerne bei der Suche nach dem passenden Pulli oder der richtigen Hose. Foto: Becker&Bredel

Regionalverband. Einen dramatischen Zulauf verzeichnen die Kleiderbörsen in der Region. Tausende Frauen und Männer kommen in die Einrichtungen. Vor allem die St. Johanner Börse, die Kleiderkammer des Diakonischen Werkes in Saarbrücken, verzeichnet Höchstzahlen: "Im Jahr 2007 nutzten insgesamt 3000 Personen das Angebot. In den ersten sechs Monaten in diesem Jahr haben bereits 2000 Menschen die St. Johanner Börse aufgesucht. Tendenz weiter steigend", sagt Helmut Paulus vom Diakonischen Werk. An diesem Montagmorgen, noch ehe die Kleiderbörse öffnet, stehen die ersten Frauen und Männer vor dem Gemeindezentrum Alte Kirche an. "Immer mehr Menschen können es sich nicht mehr leisten, teure Kleidung zu kaufen", erläutert Tina Busche. Selbst Sonderangebote seien häufig unerschwinglich, betont die Mitarbeiterin der Diakonie und Leiterin der Einrichtung. Wer nachweisen kann, dass er nur ein geringes Einkommen hat, etwa mit dem Hartz-IV-Bescheid, kann in der St. Johanner Börse zu einem ganz kleinen Kostenbeitrag Kleidung und Hausrat erwerben. Junge Familien erhalten dringend benötigte Kinderkleidung, Bettwäsche, Spielzeug oder einen Ranzen, wenn die Kleinen in die Schule kommen. Im Winter sind Wohnungslose auf einen warmen Mantel oder einen Schlafsack angewiesen, andere benötigen Schuhe oder einen neuen Rucksack. Die Kleidung und der Hausrat stammen aus Kleidersammlungen von Kirchengemeinden, aus Spenden von Privatpersonen oder Firmen, die schon mal Zweite-Wahl-Artikel zur Verfügung stellen. Die Kleidung wird dann von den Mitarbeiterinnen sortiert, falls nötig gewaschen und gebügelt. "Wir sind dringend auf diese Spenden angewiesen", berichtet Tina Busche. Doch seit geraumer Zeit haben die Mitarbeiter der St. Johanner Börse ein Problem: Immer weniger Spender seien dazu bereit und in der Lage, Kleider oder auch Möbel in die Innenstadt zu transportieren. "Deshalb benötigen wir zum Abholen in den Stadtteilen dringend einen Kleintransporter", sagt Tina Busche. Busche hofft nun, dass sich ein Sponsor findet, der einen Wagen oder das Geld dazu stiftet. Er müsse auch nicht neu sein, betont sie, "ein gebrauchter tut es auch". Das Deutsche Rote Kreuz verzeichnet ebenfalls einen Anstieg an Kleiderkammer-Nutzern. "Könnte ich mir sonst nicht leisten, wenn es die DRK-Kleiderkammer nicht gäbe, ist die Aussage von vielen hilfsbedürftigen Saarbrückern, die in den vergangenen Wochen und Monaten verstärkt die DRK-Kleiderkammern im Regionalverband Saarbrücken aufgesucht haben", sagt Martin Erbelding, Leiter der Stabsstelle des DRK-Landesverbandes Saarland. Insbesondere seit der Einführung der Hartz-IV-Regelung ab Januar 2005, aber auch seit der Zunahme der Kosten für Lebensmittel und Energie, habe die Nachfrage in den Kleiderkammern nach gut erhaltenen Textilien angezogen. Der DRK-Landesverband unterhält landesweit 28 Kleiderkammern, aus denen 300000 Menschen ("ein Großteil in der Saarbrücker Region") mit guter Kleidung, Schuhen und anderen Sachen versorgt werden. Infos in der St. Johanner Börse: Tel. (0681) 389 83 35; Mo, Mi und Fr von neun bis 11.30 Uhr, Do von 14 bis 15.30 Uhr.

HintergrundDas Diakonische Werk betreibtKleider- und Möbelbörsen auch in Völklingen, Nordring 69, Tel. (06898) 29 62 32, und in Sulzbach in der Sulzbachtalstraße 86, Tel. (06897) 5679 88. Das Rote Kreuz hat die spezielle Hot-Line (0681) 500 42 88 eingerichtet. Es hat Kleiderkammern in Dudweiler, Hofweg 82, Telefon (06897) 747 01 oder Telefon (0681) 371 284; Schule in Göttelborn, Telefon (06825) 46 031; in Völklingen in der Poststraße 18, Telefon (06898) 25 921.Eine Ökumenische Kleiderbörse gibt es in Köllerbach, Sprenger Straße 26 , Telefon (06806) 44 332. jkn

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