Kunstwerkstatt Vereint im künstlerischen Schaffen

Landsweiler-Reden · 25 Künstler beteiligten sich an der 1. Zores-Kunstwerkstatt in der Alten Werkstatt des ehemaligen Bergwerks Reden.

 Kunst in der Alten Werkstatt — ein gelungenes Erlebnis für die Künstler und ihre Besucher der 1. Zores-Werkstatt. 

Kunst in der Alten Werkstatt — ein gelungenes Erlebnis für die Künstler und ihre Besucher der 1. Zores-Werkstatt. 

Foto: Willi Hiegel

Rhythmische Schläge hallen über den Steinboden, die unverputzten Mauern entlang bis hoch zur Decke. Gesprächsfetzen und Lachen mischen sich darunter. Mit dem Holzklöppel den Stechbeitel treibend, hebt der Zweibrücker Künstler Peter Hudlet routiniert Span für Span von einer Buchenholzscheibe ab. Neben ihm kolorieren zwei Saarbrücker Jugendliche Graffitisymbole. Bereits fertig ist Abdul Razzak Al-Samman. In sich versunken, betrachtet der aus Damaskus stammende Kunstprofessor sein kubistisches Acryl-Kreide-Gemälde. Während er ziemlich fit in Französisch ist, unterhält man sich mit Klaara Nieminen, die aus Finnland stammt, am besten auf Englisch. Die Kunst-Studentin übermalt gerade ganz Mitteleuropa mit orientalischen Ornamenten – auf einer ausgemusterten Wandkarte aus dem Geographieunterricht.

„Man ist direkt auf einer Ebene“, schwärmt Astrid Hilt. Die Limbacher Bildhauerin gehört der Zores-Initiative an. 2016 gegründet, vereint und unterstützt sie Kunsttreibende, die als Migranten nach Deutschland kommen.

„In der Flüchtlingshilfe haben wir die Erfahrung gemacht, dass ein „Wir schaffen das“ möglich ist“. Immer vorausgesetzt, „es klappt mit dem Wir-Gefühl, die Menschen halten zusammen und alle dürfen dazugehören“. Dieses „WIR“ ist laut Astrit Hilt „ein besonders lohnender Inhalt für die aktuelle Kunst“. Mit der ersten Zores-Kunstwerkstatt hier am Zukunftsort Reden wolle man Künstlern drei Tage lang die Chance bieten, dieses „WIR“ aufzuspüren. Wofür es kaum einen inspirierenderen Ort gibt. „Diese Werkstatt ist großartig, ein idealer Platz, um etwas Neues anzufangen.“ Für die Bildhauerin selbst, die sich mehr im Handwerk verankert sieht als in der Kunst, haftet dem Projekt nicht zuletzt eine experimentelle Note an: „Ich bin gespannt, ob es uns gelingt, unser Künstlerego zu überwinden und uns für das Andere und die Anderen zu öffnen.“

Der Eindruck, den sich Besucher schon am Tag zwei verschaffen konnten, sprach dafür. Man nehme nur das Gemeinschaftswerk von Corinna Bast, Saarlouis, und Maya al Kayal, Syrien. Aus gebogenem und punktuell zusammen gelötetem Kupferdraht formten die beiden Künstlerinnen eine grazile, großflächige Plastik ähnlich einem Vorhang. „Mir ist ganz egal, wie ich das hier wieder weg kriege“, staunte Corinna Bast über sich selbst. Viel wichtiger sei der Entstehungsprozess. „Super spannend“ gestaltet sich diese Zusammenarbeit – und offenbar so fruchtbar, dass sie bereits über eine gemeinsame Ausstellung mit ihrer jungen Kollegin nachdenkt.

Die jüngsten Teilnehmer waren der dreijährige Sohn und die 13-jährige Tochter von Nahid Khazraee und Saeid Mohseni, Künstlerehepaar aus Teheran. Während die Eltern beeindruckende, symbolkräftige Bilder vom Wunsch nach Freiheit und dem Glück, sie wirklich zu spüren, malten, türmte der Junge Bauklötzchen auf. Seine Schwester übte Querflöte. „Ich bin hergekommen, weil wir ein Kunstprojekt mit Migranten planen“, verriet Peter Hudlet in einer Klopfpause. Wie kann so etwas funktionieren, wenn man die Sprache des anderen nicht spricht, wollte er in Erfahrung bringen.

Das sei inzwischen geklärt: „Sehen, schön finden, zusammen finden“, so laufe das ab. „Man braucht keine Angst haben vor fremden Dingen. Kunst lässt Grenzen verschwinden“, ganz ohne Worte.

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