Mehr grüner Strom für Biosphäre

St. Ingbert. Der Vereinsname ist so lang wie die Aufgabe groß: "Bürger für Erneuerbare Energien in der Biosphärenregion Bliesgau" nennt sich der jüngst gegründete Zusammenschluss umweltbewegter Menschen aus St. Ingbert und der Biosphäre

St. Ingbert. Der Vereinsname ist so lang wie die Aufgabe groß: "Bürger für Erneuerbare Energien in der Biosphärenregion Bliesgau" nennt sich der jüngst gegründete Zusammenschluss umweltbewegter Menschen aus St. Ingbert und der Biosphäre. Der Name ist Programm: Aufbau nachhaltiger und umweltfreundlicher Energieversorgung hat er zum Ziel, dezentral und auf der Basis einer demokratischen Willensbildung soll diese Energie erzeugt werden, Bürger und Kommunen sind Motor und Nutznießer in einem. Um in diesem Jahrzehnt den Gesamtenergieverbrauch des Biosphärenreservates (also einschließlich Industrie und Gewerbe) wenigstens zu 30 Prozent mit grünem Strom zu decken, ist dabei eine Investition von deutlich über 100 Millionen Euro vonnöten auf der Basis aktueller Preise für Solaranlagen oder Windräder. Rainer Lichius, in der Mittelstadt bekannt als Sprecher der "Energie-Initiative - Solarstadt St. Ingbert", und Günter Walle, für die Linke im Mandelbachtaler Gemeinderat und Mitglied im Bundesverband Windenergie, haben den noch jungen Verein mit derzeit acht Mitgliedern zu Gast in unserer Lokalredaktion vorgestellt.Die Protagonisten wollen ihren Beitrag leisten, die Diskussion um eine klimafreundliche Energiepolitik in messbare Ergebnisse zu überführen. Katalysator wollen sie sein - aufklären, Experten vermitteln, Druck erzeugen auf die öffentliche Hand. Nachdem die St. Ingberter Energie-Initiative wie auch der Energie-Arbeitskreis des Biosphärenreservates nach den Worten von Lichius mehr oder minder eingeschlafen sind, scheint dem 69-Jährigen ein neuer Verein dazu das richtige Vehikel. Die Solar-Initiative, berichtet er, habe ihre Anlaufstelle im Rathaus verloren, der Arbeitskreis, an den Biosphären-Zweckverband angekoppelt, entfalte keine Aktivität mehr. Das Thema Energiewende habe hingegen nicht an Brisanz verloren. Fukushima, fügt Walle hinzu, sei für ihn aktuell Motiv gewesen, die eigenen Anstrengungen zu vergrößern. Einen Verein hält Walle für das geeignete Medium, weil die persönliche Verpflichtung in einem solchen Zusammenschluss größer sei als etwa in einer Initiative.

Der Erneuerbare-Energien-Verein will Bürger dazu bringen, Geld in die Energiewende zu investieren. Zugleich sollen die Kommunen mit ins Boot. Schließlich müsse man heute nicht mehr aus reinem Idealismus für den Umweltschutz eintreten, sagt Walle. Auch private Geldbeutel könnten über Beteiligungen profitieren. Wenn die Bürger dies nicht selbst angingen, würden Energie-Konzerne das Feld bestellen und die Gewinne einstreichen.

Dass seine Heimatkommune Mandelbachtal sich der Teilnahme am Bundes-Projekt "100 Prozent Klimaschutz" verweigert hat, irritiert Walle dabei wenig. Im Gegenteil sieht es dies als Ansporn: "Es muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden. Auch das ist ein Ziel des Vereines."

"Mir macht immer wieder Mut", fügt sein Mitstreiter Lichius hinzu, "wenn ich in der Zeitung lese, dass Großstädte wie München in fünf bis zehn Jahren zu 100 Prozent energieautark sein wollen." Im Saarland habe sich etwa die Gemeinde Nalbach diesem Ziel verschrieben. Die Biosphäre Bliesgau sei nach eigenem Anspruch Modellregion für nachhaltige Entwicklung. Der Druck auf die Stadt- und Gemeinderäte, dies ernst zu nehmen, müsse von den Bürgern ausgehen.

Hintergrund

 Die Biosphäre Bliesgau braucht weit mehr solcher Investitionen in umweltfreundliche Energieprojekte wie die Solarmodule auf der St. Ingberter Südschule (oben), davon sind Günter Walle (unten links) und Rainer Lichius überzeugt. Fotos: Lang/Schetting

Die Biosphäre Bliesgau braucht weit mehr solcher Investitionen in umweltfreundliche Energieprojekte wie die Solarmodule auf der St. Ingberter Südschule (oben), davon sind Günter Walle (unten links) und Rainer Lichius überzeugt. Fotos: Lang/Schetting

Der Verein "Bürger für Erneuerbare Energien in der Biosphärenregion Bliesgau" hat seinen Sitz in St. Ingbert. Vorsitzender ist Rainer Lichius, sein Stellvertreter ist Günter Walle. Derzeit hat er acht Mitglieder. Weitere Mitstreiter (nur Bürger, keine Institutionen) sind willkommen, Kontakt über Rainer Lichius, Tel. (0 68 94) 73 44, und Günter Walle, Tel. (0 68 03) 36 76. mbe

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