Riskante Rechnungen für den Uni-Haushalt

Saarbrücken · Die Saar-Uni muss sparen – aber weniger als bisher, signalisierten vergangene Woche neue Zahlen zum Haushalt der Hochschule. Doch die beruhen auf sehr optimistischen Annahmen, so die Hochschule.

 Das Präsidium der Saar-Uni hat den Haushalt der Hochschule nach Vorgaben des Landes neu berechnet. Die Neukalkulation sieht Vizepräsident Roland Rolles als „sehr optimistisch“. Foto: TR

Das Präsidium der Saar-Uni hat den Haushalt der Hochschule nach Vorgaben des Landes neu berechnet. Die Neukalkulation sieht Vizepräsident Roland Rolles als „sehr optimistisch“. Foto: TR

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Saarbrücken. Wenn bei Otto Normalverbraucher das Einkommen nicht ausreicht, um das Auskommen zu sichern, dann hat er in der Praxis nur eine Möglichkeit, um der Schuldenfalle zu entkommen: Er muss sparen. In ähnlicher Lage steckt die Saar-Uni, weil die Landesregierung ihre Überweisungen zum Uni-Etat von heute rund 184 Millionen Euro auf künftig 179 Millionen herunterfährt. Doch gibt es einen Unterschied zwischen einer Universität und einem normalen Verbraucher. Die Hochschule kann die Zahlen bearbeiten, die über Wohl und Wehe entscheiden. Und so kommt es, dass sich das zusammengefasste Defizit der Uni bis 2020 von knapp 120 Millionen Euro vergangene Woche plötzlich auf weniger als die Hälfte reduziert hat. Wie ist das möglich?

Die Uni habe, so Roland Rolles, Vizepräsident für Verwaltung und Wirtschaftsführung, nach Vorgabe der Landesregierung ihren Haushalt neu kalkuliert und dabei die Annahmen zu den Einnahmen nach oben und zu den Ausgaben nach unten korrigiert. "Wir haben auf die Risiken hingewiesen." Die Neukalkulation sei "sehr optimistisch". Eingerechnet seien auch Kompensationsmittel für die 2010 abgeschafften Studiengebühren, die eigentlich zweckgebunden für Studium und Lehre eingesetzt werden müssen. "Hier wird alles herangezogen, was irgendwie verfügbar ist", so der Vizepräsident.

Bisher kalkulierte die Saar-Uni mit einer Preissteigerung von zwei Prozent pro Jahr. Die Neuberechnung geht nun analog zu den Zahlen der Landesregierung von Einkommenszuwächsen bei Beamten von 1,5 Prozent im Jahr und zwei Prozent bei Angestellten aus, so Rolles. Bei wissenschaftlichen Hilfskräften steht ein Plus von 0,5 Prozent in der Kalkulation, bei den Sachausgaben eine Preissteigerung von 1,5 Prozent. Auf der Einnahmenseite stehen bisher nicht berücksichtigte Rücklagen der Universität (26 Millionen Euro), Positionen aus Dienstleistungen (2 bis 2,6 Millionen) und Hochschulpaktmitteln (zwischen 1,4 und 4,5 Millionen) und dazu Einnahmen aus Drittmitteln (5 Millionen). Damit schrumpfe auf dem Papier die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben bis 2020 auf zwölf Prozent.

Dass die Saar-Universität dieses Rechenmodell kritisch betrachtet, hat viel mit der Kalkulation der Drittmittel zu tun. Für sie gilt bei den großen Geldgebern, wie zum Beispiel der Deutschen Forschungsgemeinschaft, seit 2007 die sogenannte Overhead-Regelung. Geförderte Hochschulen erhalten zusätzlich zur Finanzierung eines Wissenschafts-Projekts einen Zuschuss von 20 Prozent für dessen Verwaltungsaufwand. Diese Zahlungen fließen heute zur Hälfte in die Fakultät, in der ein Sonderforschungsbereich zuhause ist, und in die Zentralverwaltung. Dieser Teil der Mittel soll künftig in den Haushalt eingerechnet werden, obwohl die Förderung auf meist vier Jahre befristet ist. Die Kalkulation setze also auf Einnahmen , "die nicht dauerhaft gesichert sind", so Rolles. Zusätzlich plane das Land mit steigenden Drittmitteln.

Als spezielles Problem sieht der Vizepräsident für Verwaltung und Wirtschaftsführung das Einsparziel von 20 Prozent in den zentralen Verwaltungen der Hochschulen. Hier habe die Landesregierung zwar ausdrücklich vorgegeben, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten, doch sei an dieser Stelle im Gegensatz zu den anderen Bereichen der Saar-Universität der Großteil der Arbeitsverträge unbefristet und die Fluktuation minimal. Auch wenn niemand im Uni-Präsidium betriebsbedingte Kündigungen plane, so Roland Rolles, "kann ich bei 20 Prozent nicht garantieren, dass wir das in der Verwaltung ausschließen können."

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