Fünf tote Radfahrer in einem Jahr

Saarbrücken · Im Saarland haben sich die tödlichen Fahrradunfälle 2016 mehr als verdoppelt. Trotzdem lehnt der ADFC die Helmplicht ab.

Fünf Menschen kamen im vergangenen Jahr in der Region bei Verkehrsunfällen mit dem Rad zu Tode. 103 Schwerverletzte und 458 Leichtverletzte registriert die polizeiliche Verkehrsunfallstatistik des Saarlandes zudem für 2016.

Gerade bei den Toten zeigt die Statistik einen Trend, der im Kontrast zur Entwicklung in der Republik steht: "Während bundesweit bei den getöteten Radfahrenden ein Rückgang von drei bis vier Prozent erwartet wird, hat sich die Gesamtzahl im Saarland mehr als verdoppelt", so die Polizei und bezieht sich auf einen vorläufigen Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen aus dem Dezember. 2014 und 2015 gab es jeweils zwei tote Radfahrer im Saarland.

"Der Kopfschutz ist wichtig, er hat schon viel abgehalten", erklärt Georg Himbert, Pressesprecher der saarländischen Polizei. Er verweist auch auf die richtige Kleidung. "Wir wissen aus Erfahrung, dass sehen und gesehen werden vieles verhindert", sagt er. Dabei helfen Reflektoren und Signalfarben an Kleidung und Helm. Auch das Fahren mit Licht könne dazu beitragen, noch rechtzeitig vor einem Unfall erkannt zu werden.

Auch Jan Messerschmidt vom Saarbrücker ADFC pflichtet der Einschätzung bei, schränkt allerdings beim Thema Schutzhelm ein: "solange kein Zwang herrscht". Er hebt die gesundheitlichen Aspekte des Fahrradfahrens an sich hervor. Bei einer generellen Helmpflicht, meint er, würden zu viele Menschen aufs muskelbetriebene Zweirad verzichten. "Es ist besser die Leute zu überzeugen", erklärt er. Allerdings hat er schon am eigenen Leib erfahren, dass ein solcher Helm vor schlimmen Folgen schützen kann: "Man fällt zwar nicht häufig auf den Kopf, doch wenn, kann es das Leben kosten."

Die möglichen Folgen kennt Dr. Thomas Schlechtriemen, ärztlicher Leiter beim Rettungsdienst des Saarlandes. Er verweist auf eine Erhebung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2014. Demnach passieren 11,7 Prozent der tödlichen Unfälle mit dem Fahrrad. Über die Hälfte der Betroffenen seien über 65 Jahre. Das hänge nicht nur mit der im Alter schlechter werdenden Reaktionsfähigkeit sowie der Seh- und Hörkraft zusammen, sondern auch damit, dass Kinder von ihren Eltern mittlerweile oft an den Helm gewöhnt würden, ältere Menschen jedoch meist auf ihn verzichten. Weiterhin hätten ältere Menschen ein erhöhtes Risiko, da sie oft blutverdünnende Medikamente einnehmen, die dann Hirnblutungen auch noch weiter verstärken könnten.

Laut Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie würden 60 Prozent der Unfälle mit dem Fahrrad Verletzungen an Armen und Beinen zur Folge haben. In etwa 25 Prozent der Fälle wäre der Kopf betroffen. Doch dann bestehe eine 70-Prozent-Chance, dass diese tödlich sind. "Wenn schwere oder tödliche Verletzungen entstehen, dann meist am Kopf", so Schlechtriemen. Er plädiert im Übrigen eher für eine Helmpflicht: "Bei der Gurtpflicht im Auto war es ähnlich. Appelle haben dort auch wenig genutzt."

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