"Ein Skandal, dass die Bahn sich solche Vorschriften erlauben darf"

Burbach. In ziemlich genau einem Jahr könnte er fertig sein - der neue Bahnhaltepunkt oberhalb des Burbacher Marktes. Aber so wie er derzeit geplant ist, will ihn keiner haben. Das zeigte sich am Donnerstag beim 14. Runden Tisch im Bürgerhaus

Burbach. In ziemlich genau einem Jahr könnte er fertig sein - der neue Bahnhaltepunkt oberhalb des Burbacher Marktes. Aber so wie er derzeit geplant ist, will ihn keiner haben. Das zeigte sich am Donnerstag beim 14. Runden Tisch im Bürgerhaus.Die Burbacher wünschen sich einen barrierefreien Tunnel, der von den Bahnsteigen des Haltepunktes aus unter den Gleisen zum Markt führt - quasi auf direktem Weg. Die Bahn will das nicht. Ihr ist ein Tunnel zu teuer.

Dabei beruft sich die Bahn auf eine Verordnung, nach der Bahnsteige erst ab einer bestimmten Anzahl von Ein- und Aussteigern barrierefrei sein müssen - das berichtete Monika Kunz vom Stadtplanungsamt am Runden Tisch.

Laut Kunz bleibt dann nur noch die Möglichkeit, dass die Stadt den Tunnel bezahlt. Aber das - so erläuterte Kunz - wäre nur möglich gewesen, wenn die Stadt das Geld dafür bereits in den Haushalt 2008 eingestellt hätte. "Damals gab es aber noch kein Votum für einen Tunnel", stellte Kunz klar.

Nach den jetzigen Plänen - also ohne Tunnel - müssen Rollstuhlfahrer, die vom Markt her auf die Bahnsteige wollen, riesige Umwege machen: Sie müssen über die Bergstraße zur Jakobstraße und von dort über eine Rampe hinunter zum Bahnsteig oder - wenn sie zum anderen Bahnsteig wollen - zunächst noch über die Brücke und dann erst über eine Rampe zum Bahnsteig.

Dazu sagte ein Bürger: "Wer die Gegebenheiten kennt, der weiß, dass das eine anstrengende Berg- und Talfahrt ist, so fühlen sich die Behinderten ausgeschlossen."

Auch der Bezirksbehindertenbeauftragte Edmund Minas ist mit dem Plan der Bahn nicht einverstanden: "Man wollte ein Haus bauen und plant jetzt einen Zeltpavillon ohne Seitenwände. Baut man so, ist das der größte Unsinn, da steigt keiner ein oder aus." Minas erklärte: "Die Pläne, die dem Behindertenbeirat vorgelegt wurden, waren andere. Das widerspricht der UN-Resolution für Barrierefreiheit. Es ist ein Skandal, dass die Bahn sich noch solche Vorschriften erlauben darf, die abhängig von Ein- und Aussteigerzahlen sind."

Außerdem kritisierten die Burbacher, dass die Rampen nach jetziger Planung von den Bahnsteigen her genau auf den IT-Park zuführen - und nicht zum Markt: "Der IT-Park wird weiter zur Enklave, und die Anbindung des Burbacher Zentrums ist wieder einmal gescheitert", lautete ein Vorwurf aus dem Publikum.

Der Grünen-Stadtrat Guido Vogel-Latz forderte, dass die Bahn ihren Plan verbessert - und will dafür Unterstützung im Umweltministerium suchen. Am Rande des Runden Tisches gab Kunz dann noch den Abschied des Projektleiters Soziale Stadt, Arno Deubel, bekannt. Ihn erwarten im Bauamt neue Aufgaben. Seine Pflichten als Projektleiter übernehmen Ivo Müller und Stadtteilmanager Axel Biehl.

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