Der lange Weg zum Förder-Geld der EU

Regionalverband · Regionale Projekte sollen die Biosphäre Bliesgau weiterentwickeln. Manche Projekte fördert die EU mit Geld. Welche, das entscheiden die lokale Aktionsgruppe der Biosphäre und das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.

 Ilka Desgranges (Leiterin der SZ-Regionalredaktion Mitte) im Gespräch mit Margot Hahn-Reichelt, Agnes Schuler und Angela Heck (v.l.) vom Verein Natur-Schätze. Foto: Iris Maurer

Ilka Desgranges (Leiterin der SZ-Regionalredaktion Mitte) im Gespräch mit Margot Hahn-Reichelt, Agnes Schuler und Angela Heck (v.l.) vom Verein Natur-Schätze. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Wo wachsen Tomaten? Im Supermarkt, antworten manche Kinder. Wie fühlt sich Sommergras an, wie riecht Waldboden, wie sieht eine Wurzel aus? Achselzucken. "Natur muss für Kinder wieder erlebbar werden", sagt Margot Hahn-Reichelt vom Verein Natur-Schätze. "Für Stadtkinder ist das nicht selbstverständlich. Wir wollen mit Eltern und Kindern rausgehen, uns bewegen, die Natur entdecken und begreifen - und zwar mit allen Sinnen."

Drei Pädagoginnen wollen das Biosphärenreservat Bliesgau dafür nutzen, Kinder aus den umliegenden Orten in die Natur zu bringen und deren Bewusstsein für Umwelt und Ressourcen zu wecken. "Zum Beispiel: Wie viel Korn brauche ich für ein Brot? Wo wächst das Korn? Wer mahlt es zu Mehl? Und wer backt das Brot?", erklärt Hahn-Reichelt. Sogar eine Bündnis-Urkunde hätten sie im September von der lokalen Arbeitsgruppe (LAG) des Biosphärenreservats Bliesgau für ihre Vision bekommen.

Die LAG betreut Projekte, die sich für die Leader-Region (siehe Hintergrund) im Biosphärenreservat engagieren. Mit einer Bündnis-Urkunde werden Ideen ausgezeichnet, die den Leitgedanken der LAG entsprechen, um die Region zu bewahren und weiterzuentwickeln. Bei der Vision der drei Pädagoginnen lobt Torsten Czech von der LAG die besondere Verbindung von Stadt und Land. Czech ist Regionalmanager für die Leader-Region im Bliesgau. Zu ihm kommen Menschen, die sich mit ihrer Idee um Fördermittel aus dem EU-Topf bewerben möchten.

"Wenn die Idee zu uns passt, helfe ich den Bewerbern dabei, sie auszubauen. Das kann bis zu drei Monaten dauern. Stimmt der Vorstand der LAG dem Projekt zu, stellen wir einen Förder-Antrag beim Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Das prüft noch einmal, ob das Projekt förderwürdig ist." Wenn ja, bekäme der Projektträger eine Zusage für Geld aus dem Leaderfonds.

So weit sind die Natur-Schätze noch nicht. Sie bräuchten vor allem einen Projektraum, Mitstreiter und Geld, um ihre Idee umzusetzen, sagt Pädagogin Angela Heck. Doch nach Angaben von Czech kann die LAG dem Verein derzeit nur mit Tipps und Ratschlägen helfen. Denn Projektträger könnten im Leader-Programm nur die Förderung von konkreten Leistungen oder Sachmitteln beantragen: wie Arbeitsstunden für einen Produktmanager oder Tische und Computer. Jedoch keine laufenden Kosten wie zum Beispiel Miete. Der Träger muss die Kosten für sein Projekt erst einmal selbst aufbringen und nachweisen, bevor er sich bei der LAG für eine Erstattung bewerben kann.

Ein Beispiel von Czech: "Damit eine Metzgerei aus der Region ihre Fleischwaren auch im Bliesgau-Regal, das regionale Bio-Lebensmittel anbietet, platzieren konnte, haben wir aus dem Leader-Fonds die Kosten für einen Konservenautomaten beantragt - und erstattet bekommen." Der Leader-Topf für die aktuelle Förderperiode ist aber inzwischen geleert. Die LAG arbeitet an einem regionalen Entwicklungskonzept, um sich erneut als Leader-Region zu bewerben - und für die Förderperiode 2014 bis 2020 wieder Geld zu bekommen. Das wird aber nicht vor dem Jahr 2015 so weit sein, sagt Czech. Dann können sich auch die Natur-Schätze um eine Förderung bewerben - wenn ihre Idee, die Biosphäre mit allen Sinnen zu erleben, zu Förderwürdigkeit herangewachsen ist.

saarbruecker-zeitung.de/

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HintergrundAls Leader-Region wird seit 2007 fast das gesamte Biosphärenreservat Bliesgau vom Leader-Programm der EU gefördert. Die "Liaison entre actions de développement de l'économie rurale", übersetzt mit "Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung des ländlichen Raums", soll Menschen dabei helfen, die Stärken ihrer Region auszubauen. Für die Förderperiode 2007 bis 2013 bekam die Leader-Region des Biosphärenreservats Bliesgau 3,4 Millionen Euro von der EU. Welches regionale Projekt etwas aus diesem Leader-Fonds erhält, entscheiden die lokale Aktionsgruppe (LAG) des Biosphärenreservats und das saarländische Ministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz. Bisher sind 37 regionale Projekte im Bliesgau aus dem Leaderfonds gefördert worden, rund doppelt so viele bewarben sich um eine Förderung. em

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