Blue Notes im betagten Gemäuer

Sulzbach. Draußen vor dem Haus tönen einem bereits die Blue Notes entgegen: Fanfaren der Blasinstrumente, das Zischen der Schlagzeugbecken - und alles gleichzeitig und durcheinander aus verschiedenen Fenstern. Drei Tage lang wurde am vergangenen Wochenende im betagten Gemäuer der Musikschule Sulzbach-Fischbachtal von morgens bis abends gejazzt

 Beim Jazzworkshop mit Christoph Mudrich: (vorn l.) Johannes Wiesmeier am Schlagzeug. Foto: Iris Maurer

Beim Jazzworkshop mit Christoph Mudrich: (vorn l.) Johannes Wiesmeier am Schlagzeug. Foto: Iris Maurer

Sulzbach. Draußen vor dem Haus tönen einem bereits die Blue Notes entgegen: Fanfaren der Blasinstrumente, das Zischen der Schlagzeugbecken - und alles gleichzeitig und durcheinander aus verschiedenen Fenstern. Drei Tage lang wurde am vergangenen Wochenende im betagten Gemäuer der Musikschule Sulzbach-Fischbachtal von morgens bis abends gejazzt. Der "Sulzbacher Jazzworkshop", der seit Beginn Unterricht an Instrumenten und im Ensemble miteinander verknüpft, ist längst eine Institution. Mit knapp 100 Teilnehmern aus nah und fern war die diesjährige 22. Ausgabe wieder hervorragend besucht. Unser Rundgang am Freitagnachmittag führt schnurstracks hinauf in das repräsentative geräumige Studio unter dem Dach: Christoph Mudrich, Dozent für Jazzpiano und Chef der gesamten Veranstaltung, lotst hier ein kurz zuvor zusammengestelltes großes Ensemble mit teils noch recht kleinen Jazzern durch die Klippen des Klassikers "La Mer" ("Beyond the sea") von Charles Trenet. Da heißt es, den mutig Voranpaddelnden schon mal hilfreich unter die Arme zu greifen. Neben ordnenden Dirigierbewegungen tut Mudrich das mit dem Durchsagen der Akkorde und lautem Mitzählen.Ein paar Meter entfernt geht es zur gleichen Zeit dicht gedrängt zu: In einem sehr überschaubaren Zimmer studiert Christof Thewes "Stella by starlight" ein. "Wenn man mit Gesang arbeitet, muss man sich auf die Stimmlage der Sänger einlassen", erklärt der Dozent für Posaune seiner sich um eine Vokalistin scharenden Combo. "Nicht nur das Stück runterspielen, man muss einem Lied einen Gehalt geben", lautet Thewes' Botschaft. "Der Song soll ein neues Kleid bekommen", legt auch Kristina Brodersen ein paar Minuten später im Parterre ihren Schäfchen ans Herz. "Versucht, noch mehr Akzente zu geben! Nicht zu zögerlich, traut euch!", spornt die junge Saxofon-Dozentin ihre Bläserkollegen an. Als Nächsten treffen wir zu ebener Erde Florian Döling, Dozent für Bass und Begründer der Sulzbacher Kurse, mit seinem Teilnehmerensemble. Neben interpretatorischen Tipps für Kurt Weills "Speak low" an die Adresse der Sängerin widmet sich Döling erwartungsgemäß besonders detailliert dem Spiel der Kontrabassistin. Im Raum nebenan wird derweil (fast) ohne Leitung geprobt: Bevor Roland "Ro" Gebhardt, langjähriger Gitarrendozent, sich unter seine Schüler mischt, hält er das Geschehen von PC und Drucker aus im Auge - es gilt, noch schnell ein paar unverzichtbare Notenblätter zu liefern. Der Streifzug endet im ersten Stock bei Janusz Stefanski (Schlagzeug), Stardozent dieses Jahrgangs: Markant mit Hut, Schal und roten Schuhen bekleidet, schreitet der international bekannte gebürtige Pole leger durch die Reihen der ihm anvertrauten Combo. Nach eingehenden Ratschlägen ist Praxis gefragt - Stefanski setzt sich hinter die Trommeln und schwingt die Besen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort