Bistum verteidigt Vorgehen im Fall Leist

Trier/Köllerbach/St. Wendel. Das Ermittlungsverfahren gegen den St. Wendeler Pfarrer Klaus Leist wegen vermeintlicher Drohbriefe hat die Staatsanwaltschaft eingestellt. Grund für das Bistum Trier, gestern Stellung zu beziehen. Zu einem "komplexen Fall, dessen Problematik einfach sehr schwer zu überschauen ist", wie Georg Holkenbrink sagte

 Die Martinskirche in Köllerbach: Hier spielt sich eine Auseinandersetzung um Missbrauchstaten ab. Pfarrer Johannes Ittmann soll unter Druck geraten sein, weil er sie anzeigte. Foto: Hartmann Jenal

Die Martinskirche in Köllerbach: Hier spielt sich eine Auseinandersetzung um Missbrauchstaten ab. Pfarrer Johannes Ittmann soll unter Druck geraten sein, weil er sie anzeigte. Foto: Hartmann Jenal

Trier/Köllerbach/St. Wendel. Das Ermittlungsverfahren gegen den St. Wendeler Pfarrer Klaus Leist wegen vermeintlicher Drohbriefe hat die Staatsanwaltschaft eingestellt. Grund für das Bistum Trier, gestern Stellung zu beziehen. Zu einem "komplexen Fall, dessen Problematik einfach sehr schwer zu überschauen ist", wie Georg Holkenbrink sagte. Als Offizial ist er Leiter des kirchlichen Gerichts und seit 2010 mit sexuellen Missbräuchen durch Geistliche in Köllerbach und mit rechtlichen Auseinandersetzungen zweier einst in Köllerbach und Völklingen eingesetzter Pfarrer vertraut.Hier zeigt sich die Zerrissenheit. Holkenbrink gab zu: "Wir sind noch nicht so weit, an einem runden Tisch zusammen zu kommen." Gemeint sind auch Guido Ittmann, bis Ostern 2011 Priester der Gemeinde Herz Jesu in Köllerbach, heute im Bistum Paderborn tätig, sowie Klaus Leist, damals Völklinger Dechant, jetzt Pfarrer in St. Wendel. Ittmann wirft seinem einstigen Vorgesetzten Leist vor, Hinweise auf sexuelle Übergriffe nicht ernst genommen zu haben. Dafür habe Leist Drohbriefe, wie Ittmann sie nennt, an ihn zumindest lanciert. Holkenbrink spricht abmildernd von "beleidigenden Briefen". Diesem Vorwurf ging ein Staatsanwalt ergebnislos nach. Holkenbrink bestätigte, dass in der Köllerbacher Gemeinde St. Martin, 1991 bis 2007 ein Priester gearbeitet hat, der in den 80ern bei Freiburg wegen Missbrauchs aufgeflogen sei. Was einen Übergriff durch ihn in Köllerbach betrifft, fehle dem Bistum der Nachweis. Holkenbrink: "Ich habe keine Zeugen." Das Opfer habe keine Fragen beantwortet.

Der Pater, im Dienst der von Rom nicht anerkannten erzkonservativen Piusbruderschaft handelnd, habe ohne Auftrag des Trierer Bischofs für St. Martin gearbeitet. Ab 1988 hatte sich die traditionalistische Gemeinde von der katholischen Amtskirche abgespalten. Erst im Februar 2007 sei sie wieder vom Bischof aufgenommen worden. Deshalb habe das Bistum zunächst gemeint, kirchenrechtlich nicht gegen den beschuldigten Pater vorgehen zu können. Erst im Frühjahr dieses Jahres seien Justiziare zum Entschluss gekommen, dass "als durch die Taufe einmal in die katholische Kirche Aufgenommene zur Beachtung der kirchlichen Gesetze (…) verpflichtet sind". Ermittlungsakten seien nun im Vatikan. Ähnlich wie die zum Fall eines weiteren Paters, der nur kurz für St. Martin im Dienst gewesen war. Holkenbrink schwieg zu einem dritten Missbrauch, da es sich beim mutmaßlichen Täter um eine Privatperson handle.

Zudem rehabilitierte Holkenbrink den St. Wendeler Pfarrer Leist. Dieser habe keinen Bischofsauftrag gehabt, in der Sache zu ermitteln. Es sei um das Schreiben eines St.-Martin-Gemeindemitglieds gegangen, das von Missbrauchs-"Gerüchten" sprach. Diesen Wortlaut habe Leist in einer Stellungnahme ans Bistum aufgenommen. Woraufhin Ittmann Leist vorgeworfen habe, die Fälle als bloße Gerüchte abgetan zu haben.

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