"Auch Seele und Geist brauchen Pflege"

Neuweiler. "Die Mitarbeiter sind an den Grenzen ihrer Belastbarkeit. Die administrativen Dinge wie das Ausfüllen von Berichten lassen kaum noch Zeit für die Pflege der Seele bei unseren Patienten." Mit diesen Worten bringt Karin Bleif, die Leiterin des Alten- und Pflegeheims St. Anna in Neuweiler, die Stimmung in der Einrichtung auf den Punkt

Neuweiler. "Die Mitarbeiter sind an den Grenzen ihrer Belastbarkeit. Die administrativen Dinge wie das Ausfüllen von Berichten lassen kaum noch Zeit für die Pflege der Seele bei unseren Patienten." Mit diesen Worten bringt Karin Bleif, die Leiterin des Alten- und Pflegeheims St. Anna in Neuweiler, die Stimmung in der Einrichtung auf den Punkt. Auf der einen Seite stiegen die Anforderungen und auf der anderen Seite schnürten die Kostenträger den finanziellen Rahmen immer enger. Das Alten- und Pflegeheim in Neuweiler der Caritas Trägergesellschaft cts beteiligte sich gestern an der Aktion "Jetzt schlägt's 13". "Nicht nur der Körper, auch Seele und Geist brauchen Pflege", betont Bleif. "Wir haben einfach keine Zeit mehr, die Patienten in den Arm zu nehmen oder mit ihnen ein längeres Gespräch zu führen", sagt Helga Brinkmann-Koller. Seit 1996 ist die 60-jährige Altenpflegerin in St. Anna beschäftigt. Eigentlich sollte die Pflege heutzutage auf die Biografie des Patienten abgestimmt sein. "Um das aber gewährleisten zu können, muss ich mit dem Patienten viel reden, sein Vertrauen gewinnen,", erklärt Doris Wollenschneider. Vor allem bei demenzkranken Menschen sei das gar nicht so einfach. Seit 1977 arbeitet Wollenschneider in der Altenpflege. "Wenn die Menschen heute in ein Pflegeheim gehen, sind sie viel pflegebedürftiger und kränker als früher", hat sie festgestellt. Ihr Kollege Udo Becker pflichtet ihr bei. Auch er bedauert, dass die Zeit für die Seelenpflege einfach immer knapper wird. Auch mit der minutengenauen Einteilung der einzelnen Pflegebereiche hat der 50-Jährige so seine Probleme.

Zum Aktionstag hatte das Alten- und Pflegeheim Bürgermeister Hans-Werner Zimmer und örtliche Kommunpolitiker eingeladen. Im Vorfeld hatte Heimleiterin Karin Bleif mit Mitarbeitern und Angehörigen die Thematik schon besprochen. Die Ergebnisse waren auf einer Stellwand zu sehen. Unter anderem war dort zu lesen, dass die Betreuung heute fast schon Fließbandarbeit ist. Die Mitarbeiter beklagten zu wenig Personal und zunehmenden Zeitmangel für die Patienten. Diese Beobachtung hatten auch Angehörige gemacht. Trotzdem aber bescheinigten sie, dass die Altenpfleger in St. Anna ihre Patienten mit viel Hingabe betreuen.

Das Alten- und Pflegeheim St. Anna hat 134 Bewohner und beschäftigt 70 Mitarbeiter - Vollzeit- und Teilzeitkräfte sowie Wochenendaushilfen. ll > Seite B 1: Weiterer Bericht

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