Praktiker bleibt nun doch saarländisch

Kirkel · Wegen fehlender „strategischer Bedeutung“ hat Praktiker den Antrag auf Sitzverlegung vor der Hauptversammlung wieder zurückgezogen. Das Ansinnen hatte schon im Vorfeld für Konflikte gesorgt.

Die Baumarktkette Praktiker wird auch weiterhin ihren Sitz im Saarland behalten. Der Antrag im Tagesordnungspunkt 6 der Einladung, den Firmensitz von Kirkel nach Hamburg zu verlegen, wurde noch vor der Hauptversammlung am Mittwoch wieder zurückgezogen. Der streitbare saarländische Kleinaktionär Manfred O. Klein sieht dies als Sieg der Aktionäre. Er hatte noch im Vorfeld der Hauptversammlung in einem Gegenantrag gefordert, diese Sitzverlegung abzulehnen. Schon der Umzug der Verwaltung nach Hamburg sei nicht nachvollziehbar gewesen und habe den Konzern mit erheblichen Kosten belastet. Nun auch noch Geld für eine Sitzverlegung auszugeben, sei nicht sinnvoll, sagt er.

Praktiker-Sprecher Harald Günter sieht denn auch die Entscheidung, diesen Punkt von der Tagesordnung zu streichen, als ein Entgegenkommen an die saarländischen Aktionäre. Die Sitzverlegung sei letztlich nicht von entscheidender strategischer Bedeutung.

Tatsächlich ist die Sitzverlegung das geringste Problem des noch immer im Umbau befindlichen Konzerns. Das erste Quartal ist angesichts des schlechten Wetters miserabel ausgefallen, und auch das zweite Quartal, das wegen des Frühjahrs-Geschäfts bei Baumärkten als das wichtigste gilt, ist bisher unterdurchschnittlich. Der lange Winter hat "nicht nur uns, sondern die ganze Branche kalt erwischt", sagte Vorstandschef Armin Burger. Knapp 92 Millionen Euro hat der Konzern im ersten Quartal Minus gemacht. "Und der April ist auch nicht gut gelaufen", bestätigt Günter. Einzig im Mai sei das Unternehmen jetzt im Plan. Ob allerdings der Juni nun so gut laufe, dass das zweite Quartal gerettet werde, sei schwer zu sagen. Finanziell sei das Unternehmen allerdings nicht unter Druck, sagt Günter. "Es gibt keinen Anlass an unserer Liquiditätsplanung für die Zukunft zu zweifeln", sagt er. Zum Ende des ersten Quartals wies das Unternehmen noch einen Finanzmittelbestand von 71,2 Millionen Euro aus.

Hohe Ausgaben für Beratungsleistungen riefen bei der Hauptversammlung den Unmut der Aktionäre hervor. Auch Aufsichtsratschef Erhard F. Grossnigg bezeichnete sie als "zu hoch". 36 Millionen Euro hat Praktiker 2012 für Beratungsleistungen ausgegeben. Die Möglichkeit, diesen Posten zu verkleinern, seien aber gering. Denn laut Praktiker-Sprecher Günter ist das Unternehmen "in ein Korsett gezwängt, weil die Hauptkreditgeber darauf drängen, dass die Restrukturierung von der Beratungsgesellschaft Roland Berger begleitet wird". Hier fordert der saarländische Aktionär Klein, dass die Kredite schnellstmöglich umgeschichtet werden, um Praktiker wieder die dringend nötige finanzielle Freiheit für die Sanierung verschaffen zu können.

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