Von Fledermäusen in der Nacht

Zweibrücken · Sie orten die Fressopfer mit Ultraschall. Das Echoortungssystem der über 900 Fledermausarten ist sehr genau. All dies und noch viel mehr erfuhren 50 Naturfreunde bei der 19. Europäischen Fledermausnacht.

 Das Interesse an den Fledermäusen war riesig, besonders bei den Kindern. Foto: Margarete Lehmann

Das Interesse an den Fledermäusen war riesig, besonders bei den Kindern. Foto: Margarete Lehmann

Foto: Margarete Lehmann

Die 19. Europäische Fledermausnacht war angebrochen, mit dabei im Fasanerie-Wald der Naturschutzbund (Nabu) Zweibrücken und fast 50 Interessierte, darunter zehn Kinder. Bei Tag und bei Regen fliegen Fledermäuse nicht gern. Oder gar nicht. Aber bei Nacht - und die brach gerade an. Im Wald in einem Nistkasten hockte ein "Großer Abendsegler", döste vor sich hin, er war noch nicht auf Betriebstemperatur, daher räkelte er sich träge. Fledermausfachmann Hans König aus Kirchheimbolanden sprach über die großen Segler, während Nabu-Mitglied Franz Kinkopf die Leiter hoch zu einem Nistkasten stieg, ihn abhing, zur Gruppe brachte und öffnete. König stülpte sich einen Handschuh über und holte die Fledermaus heraus. Alle durften das schöne Tierchen einmal streicheln, das wahrscheinlich von einem Weibchen träumte. "Denn die kommen jetzt aus dem Osten geflogen und suchen ein Männchen", hieß es.

Ein oder zwei Junge gebiert das Weibchen, nicht mehr, sonst könnte es nicht mehr fliegen. Als es dunkelte, wurde die Fledermaus munterer und flog, in die Höhe geworfen, flugs davon. Die großen Abendsegler jagen am liebsten über den Wipfeln, im freien Raum. Maikäfer fressen sie gern oder Schmetterlinge. "Bis zu 40 Falter fressen sie in einer Nacht." Sie orten die Fressopfer mit Ultraschall. Das Echoortungssystem der über 900 bekannten Fledermausarten ist sehr genau. Wie könnten sie sonst nur wenige Millimeter große Insekten in völliger Dunkelheit finden? Wenn sie das Maul voll haben, könne sie keine Ortungslaute mehr erzeugen - dann fliegen sie im Kreis, bis sie alles runtergeschluckt haben und weiter geht die Jagd.

Emilia, neun Jahre, beobachtet den Abendsegler genau. Sie ist mit ihrer Oma aus Herbitzheim gekommen. "Unter dem Dach an unserem Anbau haben wir fünf Fledermäuse , die beobachte ich immer", sagt sie ganz aufgeregt. Sie haben messerscharfe Zähne. Doch wer Angst vor Mäusen hat, muss sich vor Fledermäusen nicht fürchten, sie stehen nämlich eher Igeln und Maulwürfen nahe. Während fliegende Hunde zu den Fledermäusen gehören. Derartige Hunde gibt es bei uns aber nicht. Sie sollen in Afrika Überträger des Ebolaerregers gewesen sein.

Jule, elf Jahre, aus Mauschbach, sagt: "Ich war letztes Jahr beinahe dabei, wartete aber auf dem falschen Parkplatz und habe die Gruppe so verfehlt."

Doch dieses Mal hat‘s geklappt. Es war ein lehrreicher Abend. Leider werden immer mehr Lebensräume für Fledermäuse zerstört. Wer wollte, bekam eine Anleitung zum Bau einer Fledermausbehausung überreicht - viele wollten.

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