Historischer Verein Architektur im „Reichsland“

Zweibrücken · Roswitha Chéret hielt einen Vortrag über verschiedene Bauten aus der Kaiserzeit von 1871 bis zum Ersten Weltkrieg.

 Roswitha Cherét bei ihrem Vortrag in der Karlskirche.

Roswitha Cherét bei ihrem Vortrag in der Karlskirche.

Foto: Margarete Lehmann

Trotz einer gut besuchten Konkurrenzveranstaltung in Zweibrücken kamen 50 Zuhörer auf Einladung des Historischen Vereins Zweibrücken in den Kapellenraum der Karlskirche. Roswitha Chéret, Ortskuratorin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, hatte das „Reichsland“ bereist, um sich über die Bautätigkeit zur Kaiserzeit in Elsass-Lothringen, das nach dem Krieg von 1870 bis 1871 an Deutschland gefallen war, vor Ort zu informieren.

Zur Sprache kamen Bauten in Straßburg, Metz, Hagenau und Froeschwiller. Die Einwohner waren ehemals überwiegend Franzosen, die den Deutschen nicht gerade gut gesinnt waren, viele verließen die Städte, Deutsche wanderten ein.

Die rege Bautätigkeit unter Wilhelm I. und Wilhelm II. überwiegend mit deutschen Architekten wurde nicht unbedingt mit Begeisterung aufgenommen; vor allem aber der schnelle Wiederaufbau in den Jahren 1871 bis 1874 der zerstörten protestantischen Kirche, der Versöhnungskirche in Fröschweiler, trug zu einer versöhnlicheren Stimmung bei. Der dortige heutige Pastor möchte ein Friedenszentrum einrichten“, kann aber ohne vorherige Restauration der Kirche, nicht beginnen. Es fehlt an Geld. Vom Vortragspublikum wurde angeregt, doch einmal vom Historischen Verein geführt, dorthin zu fahren.

„Eine gute Idee“, wie der Beifall kundtat. In Metz und Straßburg entstanden ganz neue Stadtviertel, die alle Kriegswirren einigermaßen überstanden haben oder restauriert wurden. Beliebt waren alte Baustile, die jetzt neu erblühten: „Barock, Renaissance, Gotik und Romanik“. Man sprach von der „Einheit in der Verschiedenheit“. Zum Teil Prachtbauten großen Ausmaßes, kaiserlich eben, die inzwischen natürlich neuen Zwecken zugeführt wurden.

Es lohnt sehr, diese Städte mal zu besuchen, um sich selbst einen lebendigen Eindruck zu verschaffen. Chéret belegte an Hand zahlreicher selbst „geschossener“ Fotos, welch Fülle schöner Details es zu bestaunen gibt.

Einige Gebäude gehören inzwischen zum Weltkulturerbe. Die Kaiserzeit umfasst stilistisch auch den Jugendstil, vor allem aber das Neobarock als Hauptstil des Wilhelminismus.

Hierzu finden sich auch in Metz wunderbare Beispiele. In den kleineren Orten herrschen gern Fachwerkhäuser vor. „Der schönste Bahnhof Frankreichs“ mit 300 Meter langen Bahnsteigüberdachungen steht in Metz, gebaut aus graugelbem Vogesensandstein (1905 bis 1908).

Am Ende des Vortrags gab es von den Zuhörern anerkennenden und anhaltenden Beifall für Chéret.

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