Kultur in der Himmelsbergkapelle Barockmusik mag keine Technik

Zweibrücken · Zwei Stunden lang bereitete das Collegio Barocco seinen 50 Zuhörern in der Himmelsbergkapelle einen genussvollen Abend. Stefan Schöner am Cembalo und Claudio Cervone ließen auf ihren historischen Instrumenten musikalisch die Barockzeit wieder auferstehen.

 Claudio Cervone und Stefan Schöner (v.l.) bereiteten ihrem Publikum auf Einladung des Vereins Kultur in der Himmelsbergkapelle einen genussvollen Abend.

Claudio Cervone und Stefan Schöner (v.l.) bereiteten ihrem Publikum auf Einladung des Vereins Kultur in der Himmelsbergkapelle einen genussvollen Abend.

Foto: Cordula von Waldow

„Unglaublich, wie viel mit nur zwei Instrumenten möglich ist“, staunte nicht nur Pfarrerin Elisabeth Brach. Sie war, ebenso wie die rund 50 Zuhörer, fasziniert von der Klangvielfalt, die der Maestro der Quer- und Traversflöte, Claudio Cervone, sowie der Zweibrücker Pianist Stefan Schöner am Cembalo ihren historischen Instrumenten entlockt hatten.

Zwei Stunden lang musizierten die beiden virtuosen Künstler, die seit einigen Jahren gemeinsam als „Collegio Barocco“ auftreten, auf Einladung des Fördervereins Kultur in der Himmelsbergkapelle. Die beiden Freunde der französischen, italienischen und deutschen Barockmusik begeisterten mit der heiteren, frühlingshaften Serenadenmusik ebenso wie mit ihren anspruchsvollen Improvisationen.

Für ihr Konzert hatten sie vor allem Suiten und Sonaten ausgewählt. Werke des französischen Barockkomponisten und Oboisten, Nicolas Chédeville, umschlossen die vorgestellten Werke wie eine Klammer. Die Sätze Adagio, Allegro Assai, Sarabande und Allegro spiegeln die Struktur, die nahezu alle Barocksonaten umfasst.

Vier Sätze, jeweils ein ruhiger und ein schneller, belebter im Wechsel, mit einem meist furiosen Satz endend.

Hier erlebte Stefan Schöner, dass Barockmusik und Tablet keine gute Paarung abgeben. Nachdem er ein zweites Mal neu ansetzen musste, weil die Technik versagte, griff der Cembalist zum guten, alten Notenpapier zurück.

So konnte das Publikum die programmatische Wirkung genießen: Weckte der zweite, tänzerische Satz Bilder barocker Tanzpaare an den Höfen, murmelte in dem ruhigeren, dritten ein Bächlein beim Frühlingsspaziergang, Vögel zwitscherten in den Flötenmelodien.

Zwischen den Werken erklärte Elisabeth Brach als Moderatorin einiges zur Barockmusik und ihren Besonderheiten ebenso wie zu den Instrumenten. So erlebten die Musikliebhaber nicht nur einen genussvollen, sondern einen zugleich lehrreichen Abend.

Die geschickte Musikauswahl zeigte eine deutliche Steigerung in den ohnehin hohen Ansprüchen an Technik und Virtuosität, die die beiden Musiker mit ihren improvisierten Soli eindrucksvoll bewiesen. Sehr außergewöhnlich war auch 5. Sonate in G-Dur von Georg Friedrich Händel. Das Adagio fiel mit interessanten, unerwarteten, rhythmischen Effekten auf. Tänzerisch brillierte die enorme Fingerfertigkeit des Flötisten im zweiten Satz, ein rasantes polyphones Zwiegespräch mit dem Cembalo führend.

Träumerisch ließ das beginnende Cembalo im dritten Satz die Zuhörer in einer anderen Welt versinken. Tief empfunden, kontrastierte auch der zweite Satz von Johann Adelt Hasse zu dem perlenden, jubilierenden Einstiegssatz.

Andreas Heiner aus Homburg war sehr gespannt auf das Cembalo gewesen, er bewunderte dessen Klangvielfalt. Er staunte über die gelungene Kombination mit der Traversflöte. „Das war nicht nur schön, sondern hat auch richtig gutgetan. Dieses Gefühl wird eine Weile anhalten“, prophezeit er. Ganz besonders fiel ihm die Stimmung in der Himmelsbergkapelle – und die zwitschernde Amsel vor dem geöffneten Fenster, die sich harmonisch in das Flötensolo eingefügt habe.

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