Landfrauenverein Großsteinhausen Kulinarische Vielfalt, die begeistert

Contwig · Mehr als 20 Landfrauen und -Männer aus Großsteinhausen besuchten den Wahlbacherhof bei Dellfeld. Sie staunten über die Sortenvielfalt und das breit gefächterte Angebot des Biohofes. Viele hätten gerne bei der soldarischen Landwirtschaft mitgemacht.

 Manfred Nafziger erklärte seinen wissbegierigen Gästen die Hofphilosophie.

Manfred Nafziger erklärte seinen wissbegierigen Gästen die Hofphilosophie.

Foto: Cordula von Waldow

Die gut 20 Landfrauen und -Männer des Landfrauenvereins Großsteinhausen kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ihr Besuch auf dem Bio-zertifizierten Wahlbacherhof mit seinen ausgedehnten Weiden, Grün- und Ackerland, Gewächshäusern und dem ehemaligen Bunkertunnel als natürlichem Kühlhaus begeisterte sogar die drei Kinder, die den Ausflug begleiteten.

Seit 2015 wird der Wahlbacherhof von dem jungen Ehepaar Marlene Herzog und Marc Grawitschky bewirtschaftet. „Ich stand der soldarischen Landwirtschaft sehr skeptisch gegenüber“, bekannte der leidenschaftliche Landwirt, als die Jungpächter neue Wege beschritten. Doch die Nachfrage war sozusagen bombastisch. Mittlerweile teilen sich 140 Mitglieder die Jahresernte, auf der Warteliste stehen bereits 45 Interessierte, weit über die Region hinaus.

An diesem Abend hätten gut 20 dazu kommen können. Bezahlt wird die Arbeit des Bauern mit einem monatlichen Betrag von um die 120 Euro. Damit ist die Existenz des Hofes gesichert und die Teilhaber profitieren ebenfalls. Ist die Natur günstig gesonnen und die Ernte gut, herrscht Überfluss. „6,5 Kilogramm Tomaten und sechs große Zucchini jede Woche wollen gegessen oder verarbeitet sein“, skizziert Manfred Nafziger. Eine „Geschenkekiste“ enthält, was jemand gar nicht mag, einem anderen jedoch nützlich sein könnte. Abgerechnet wird auf Vertrauen, und ebenso auch die Ernte verteilt: Die Teilnehmer wiegen sich im Kühlhaus ihre Anteile selbst ab. Der umfangreiche Kräutergarten wird selbst bewirtschaftet: Jeder darf ernten, was er mag und benötigt. Ähnliches gilt für Mirabellen oder Nüsse. „Holt Euch!“ heißt es. Wer wenig verdient, zahlt einen geringeren Beitrag, Gutverdiener berappen gerne mehr, um biologisch angebautes Obst, Gemüse und Getreide und auf Wunsch auch Fleisch aus Bio-Weidehaltung genießen zu können.

„Ein Traum!“ finden die Gäste. Ehrfurchtsvoll bestaunen sie die appetitlichen Salat- und Gemüsekisten im Bunker. Hier herrscht immer eine gleichmäßige Temperatur von acht Grad – eine enorme Kosten- und Energieersparnis für den großen Hof. Nur von Mitte Dezember bis Mitte April wird vierzehntäglich die Ernte verteilt. Sonst wartet jede Woche ein vielfältiges Genusspaket auf die Teilnehmer an der soldarischen Landwirtschaft. „Es ist eine Umstellung. Man muss halt verarbeiten, was gerade wächst“, weiß Manfred Nafziger. In einem Jahr ist diese Sorte reichlich, im kommenden sind es andere, je nach Witterung und Schädlingsbefall. Diesmal haben die Kartoffelkäfer zugeschlagen.

Ein Rezeptblog lockt zahlreiche Interessierte virtuell auf den Bio-Hof. Im Anschluss an den 90-minütigen Rundgang mit Blick auf die zwölf Rinder, den Hühnerauslauf, die weiten Felder mit Nackthafer oder Leindotter, die großzügigen Gewächshäuser mit zahllosen Tomatensorten, Paprika, Gurken und Peperoni gab es noch eine Verköstigung. „Köstlich, das schmeckt nach Gurke und nicht nur sauer und nach Wasser!“, stellte die Gruppe fest. Begeistert waren auch die Kinder. Die vielen verschiedenen Tomatensorten haben Micha Jochheim besonders beeindruckt. Der Zehnjährige sagt: „Ich fand es sehr nett, dass wir die probieren durften.“ Lena Ropönig (10) schwärmte: „Und alles wird selbst von Hand geerntet!“ Bei bester Stimmung und kulinarischen Köstlichkeiten vom Hof und aus dem von der Familie Nafziger weiterhin betiebenen Hofladen endete ein erlebnisreicher Abend.

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