Landfrauen-Kreisverband Köstliche Vielfalt statt Monokulturen

Stambach · Biologische Vielfalt am Beispiel heimischer Äpfel erlebten auf Einladung des Kreisverbands der Landfrauen Südwestpfalz gut 50 Interessierte im Stambacher Sportheim. Annette Conrad vom DLR und Gartenmeister Hermann Ritthaler informierten über die Vorteile von Biodiversität.

 Annette Conrad vom DLR informierte die rund 50 anwesenden Landfrauen im Stambacher Sportheim über das Thema Biodiversität.

Annette Conrad vom DLR informierte die rund 50 anwesenden Landfrauen im Stambacher Sportheim über das Thema Biodiversität.

Foto: Cordula von Waldow

Biodiversität ist ein wichtiges Thema unserer Zeit. In einer gelungenen Mischung aus wichtigen Hintergrund-Informationen und wertvollem Praxiswissen traf der Kreisverband der Landfrauen Südwestpfalz kürzlich im Sportheim Stambach einmal mehr genau den Nerv seiner Mitglieder.

Mehr als 50 Gäste, quer durch viele Ortsvereine, interessierten sich für den spannenden Vortrag von Annette Conrad und Hermann Ritthaler von der Baumschule in Hütschenhausen. Die Fachfrau des Dienstleitsungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Südwestpfalz machte an verschiedenen Tier- und Pflanzenarten deutlich: Nur noch wenige Tier- und Pflanzenrassen prägen mit ihren Vorzügen und Nachteilen den weit überwiegenden Teil in Zucht und Handel, zum Teil mit bis zu knapp 100 Prozent, wie bei den Schweinen. Seuchen im Tierreich und zunehmende Schädlingsresistsenzen auf dem Pflanzensektor sind die enormen Risiken, die damit einhergehen.

In den großflächigen Monokulturen können sich Schädlinge ebenso leicht ausbreiten und zu umfassenden Missernten führen, wie durch die intensive Inzucht, die seit etlichen Pflanzen-Generationen zum Beispiel bei den Äpfeln betrieben wird. „Kann aus einer solchen Kreuzung eine gesunde, kraftvolle und resistente Apfelsorte entstehen?“, fragte Hermann Ritthaler.

Seit Generationen bereits werden die beliebtesten Apfelsorten und ihre Nachkommen untereinander zu angeblich neuen Sorten gekreuzt. Dabei entsteht lediglich ein Apfel, der die Eigenschaften seiner Vorfahren in neuen Anteilen mischt – keine robuste Herausforderung für die Schädlinge. Dabei sind allein in Deutschland über 3000 der weltweit insgesamt 30 000 Apfelsorten bekannt.

Allerdings gelangt davon maximal rund ein Zehntel in den Handel – in den Supermärkten wählt der Kunde unter kaum fünf Apfelsorten, die nicht unbedingt aus Deutschen Landen stammen. Diese gehören zu den Sorten, die laut Statistik die meisten allergischen Reaktionen hervorrufen wie Golden Delicious, Granny Smith, Jonagold, Braeburn, Elstar oder Gala. Von den meisten Allergikern vertragen werden hingegen Alkmene, Goldparmäne, Roter Boskoop oder Berlepsch.

Hermann Ritthaler, der in seiner Bio-Gärtnerei in Hübschenhausen zahlreiche Sorten Streuobst anbaut, ließ seine Zuhöhrer neben diversen, ganz unterschiedlichen Apfelsorten, auch verschiedene, für die Region typische Wein-Birnen für die Schnapsgewinnung verkosten. Er erklärte den Vorteil von Streuobstwiesen als Grüngürtel rund um die Dörfer: Die Kleinbiotope kommen Gartenschläfern, Insekten und Vögeln zu Gute, bewahren die Biodiversität und fördern das Gemeinschaftsgefühl beim kollektiven Pflegen und Ernten.

„Ein Baum will gepflegt sein“, betont der erfahrene Gärtnermeister, sonst verholze er, die inneren Früchte bekommen keine Sonne mehr und können nicht reifen, zu schwere Früchte brechen in Füllejahren ganze Äste ab. Außerdem sei wichtig, das vorhandene Fachwissen an die kommenden Generationen weiterzugeben. „Das macht die Kultur eines Volkes aus“, sagt er.

Die Landfrauen gehören in allen Bereichen zu den bedeutenden Vermittlern wichtiger Traditionen. Gerade das Thema Streuobst steht mit Kochkursangeboten für Kitas und Grundschulen im Mittelpunkt für die folgende Generation. Die Kreisvorsitzende, Beate Schnur aus Bottenbach, fasste den vielfältigen, informativen Abend zusammen. „Wir haben unseren Geschmackssinn für die Vielfalt sensibilisiert.“ Dabei gehe es um „Wertschätzung und Wertschöpfung durch regionale und saisonale Verbraucherbildung“. Arno Schmitt aus Pirmasens-Gersbach gehörte zu den wenigen Landmännern, die sich für die Biodiversität am Beispiel heimischer Äpfel interessierten. Hermann Ritthaler sei ein lebendiges Fachbuch. „Er hat uns viel beigebracht. Jetzt dürfen wir es umsetzen“, bringt er die Nachhaltigkeit auf den Punkt.

Der nächste Termin des Kreisverbands Südwestpfalz der Landfrauen findet am Mittwoch, 6. November, in Contwig statt. Der Zweibrücker Rosengarten-Meister Heiko Hübscher referiert über das Thema Hochbeet und gibt Tipps zum Anlegen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort