Keine Alternative zu bisherigem Bekämpfungsmittel

Speyer · Seit Jahrzehnten hält eine Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage die Stechmücken am Oberrhein in Schach. Andere Wissenschaftler fordern eine unabhängige Untersuchung zur Wirkung ihres Bekämpfungsmittels. Die Kabs sagt allerdings, das sei längst geschehen.

Die Stechmückenjäger vom Oberrhein haben den Einsatz des biologischen Bekämpfungsmittels Bti gegen Bedenken von Naturschützern verteidigt. Bti könne bedenkenlos eingesetzt werden, denn es wirke sehr selektiv und sei "nicht ökologisch relevant", sagte der wissenschaftliche Direktor der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs), der Biologe Norbert Becker, der Deutschen Presse-Agentur in Speyer . Sein Fazit: "Es gibt keine Alternative zu Bti."

In jüngster Zeit gab es skeptische Stimmen zum Einsatz von Bti. Wissenschaftler der Universität Koblenz-Landau fordern eine unabhängige Untersuchung zur Bti-Wirkung auf Zuckmücken, die Vögeln als Nahrung dienen. Dahinter steht die Befürchtung, das Mittel könne nicht nur Stechmücken , sondern auch Zuckmücken den Garaus machen. Bti steht für Bazillus thuringiensis israelensis (Bti). Der Bazillus zerstört den Darm der Mückenlarven und tötet sie schließlich ab. Das Gift schadet nach Darstellung der Kabs nur Mückenlarven.

Die Landauer Forderung nach einer unabhängigen Untersuchung sei Quatsch, sagte Kabs-Biologe Becker. Während der fast 40-jährigen Arbeit der Kabs habe es dazu mehr als 150 wissenschaftliche Arbeiten und Berichte von Wissenschaftlern der Universitäten Heidelberg, Gießen und Darmstadt gegeben. "Glauben Sie, dass junge Biologen , die ihre Diplom- oder Doktorarbeit machen, käuflich sind?", fragte er. Die Kabs genieße weltweit großes Ansehen. "Wenn wir faken (fälschen) würden, dann hätten wir nicht diese Reputation, die wir jetzt haben."

Begleituntersuchungen in mit Bti bekämpften und unbekämpften Gebieten zeigten, dass die überwiegende Zahl der Mücken in beiden Gebieten Zuckmücken seien, sagte Becker. Der Grund: Sie kämen im Unterschied zu den Stechmücken aus sogenannten Dauergewässern, etwa aus verschlammten Altrheinarmen und Baggerseen. "Und da wird kein Gramm Bti ausgebracht." Die Stechmücken dagegen legen ihre Eier am Rheinufer ab. Werden diese bei einem Hochwasser überspült, schlüpfen in kurzer Zeit die Larven. Sie werden mit Bti bekämpft. Dort gebe es nach einem Hochwasser so gut wie keine Zuckmücken, sagte Kabs-Direktor Becker. Zwar könne es mitunter zu Überlagerungen kommen, aber die Zuckmücken seien etwa zehnmal unempfindlicher als Stechmücken .

Bti und die Stechmückenbekämpfung am Oberrhein waren auch Themen bei einem Symposium der Kabs am Dienstag in Speyer . Die Kabs wurde vor fast 40 Jahren gegründet, um die Stechmückenplage am Oberrhein mit ökologisch vertretbaren Maßnahmen zu bekämpfen. Mitglieder des Vereins sind inzwischen 98 Landkreise, Kommunen und Bundesländer am Oberrhein, 18 davon sitzen in Hessen, 49 in Baden-Württemberg und 31 in Rheinland-Pfalz.

Zur diesjährigen Bekämpfungssaison sagte Becker, sie habe wegen eines Rheinhochwassers am 5. und 6. Mai zwar heftig begonnen, aber von Juli bis August habe es dann niedrige Wasserstände gegeben. "Das war auch gut so." Insgesamt seien 218 Tonnen Bti ausgebracht worden, im Spitzenjahr 2013 waren es 317 Tonnen. Einige Billiarden Mücken seien abgetötet worden. Nach Erkenntnissen der Forscher hat sich außerdem die asiatische Tigermücke bereits im Oberrheingebiet massiv vermehrt, zum Beispiel in Bereichen von Freiburg. Sie vermuten, dass das Klima im Oberrheingebiet die Entwicklung begünstigen könnte. Die bereits in Italien verbreitete Mücke kann Tropenkrankheiten wie das Dengue-Fieber übertragen. Diese Krankheit geht mit hohem Fieber , Kopf- und Gliederschmerzen einher und kann tödlich enden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort