Neuer Streit um hohe Strompreise

Düsseldorf. Für Verbraucherschützer sind die Schuldigen schnell ausgemacht: Die Energiekonzerne und regionalen Stromversorger halten die Preise hoch, um Extraprofite abzuschöpfen. Aribert Peters von Bundesverband der Energieverbraucher schimpft: "Die Stromversorger haben zu teuer eingekauft, jetzt sollen die Verbraucher dafür bluten

Düsseldorf. Für Verbraucherschützer sind die Schuldigen schnell ausgemacht: Die Energiekonzerne und regionalen Stromversorger halten die Preise hoch, um Extraprofite abzuschöpfen. Aribert Peters von Bundesverband der Energieverbraucher schimpft: "Die Stromversorger haben zu teuer eingekauft, jetzt sollen die Verbraucher dafür bluten." Gleichzeitig würden Großkunden, etwa aus der Industrie, Preisnachlässe bekommen. "Dafür gibt es überhaupt keine Rechtfertigung", sagt Peters. Tatsächlich bewegen sich die Preise für Strom, anders als beim Erdgas, seit Jahren kontinuierlich nach oben. Nach Angaben des Internet-Vergleichsportals Verivox sind sie seit 2005 um 20 Prozent gestiegen. In diesem Jahr seien es im Vergleich zu 2008 im Schnitt 5,8 Prozent mehr. Ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden ausgehend von den Preisen im Oktober im Vergleich zum Vorjahr zahle durchschnittlich 51 Euro mehr pro Jahr. Verbraucherschützer zeigen für diese Entwicklung wenig Verständnis, weil eine immer größere Lücke zwischen Beschaffungs- und Abgabepreisen klafft. Betrachte man die Entwicklung an der Strombörse Leipzig, sei der Stillstand der Strompreise bei den Grundversorgern nicht nachzuvollziehen, heißt es bei Verivox. Die Großhandelspreise für Grundlast-Strom hätten sich im Laufe des letzten Jahres halbiert haben. Davon hätten aber nur Großabnehmern profitiert: Sie zahlten 8,5 Prozent weniger. Klaus Schultebraucks von der RWE Vertriebs AG in Dortmund sieht diese Dinge indes völlig anders. Wenn die Stromversorger nach der Logik ihrer Kritiker im vergangenen Jahr die Endkundenpreise berechnet hätten, wäre der Preisanstieg für die Privatkunden extrem hoch ausgefallen. Denn an der Strombörse lagen die Beschaffungspreise vor dem Einknicken der Notierungen auf einem sehr hohen Niveau. Schultebraucks: "Solche starken negativen Ausschläge könne man Privatkunden aber nicht zumuten." So deckten sich die Versorger zu bestimmten Zeitpunkten im Voraus mit Strom ein und könnten so Preisschwankungen auf der Beschaffungsseite über einen längeren Zeitraum ausgleichen. Erst dann, wenn sich die Großhandelspreise längerfristig auf einem niedrigen Niveau stabilisierten, könnten auch die Endkunden mit Entlastungen rechnen. Doch allzu viel Hoffnungen sollten sich die Verbraucher nicht machen. Ohnehin schlagen die Beschaffungskosten lediglich mit einem Anteil von einem Drittel in den Strompreisen zu Buche. Der Rest entfalle auf Netzentgelte und staatliche Abgaben, die eine Unternehmen nicht beeinflussen könne, rechnet der RWE-Sprecher vor. Das Bundeskartellamt sieht derzeit keinen Handlungsbedarf, auch wenn Verbraucherschützer genau das einfordern. "Wir beobachten die Strommärkte seit Jahren sehr aufmerksam", sagte ein Sprecher der Behörde. Er empfiehlt den Verbrauchern vielmehr, die Stromanbieter mit den Waffen des Wettbewerbs zu schlagen - sprich: mehr Wechselbereitschaft zu zeigen.

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