„Nationale Egoismen“

Saarbrücken · Am Freitag lud Saarland Film im Rahmen des Ophüls-Festivals zu einer Podiumsdiskussion: „Zusammenarbeit und Filmfinanzierung in der Großregion“. Da wurde klar, warum das bei allem guten Willen so schwer ist mit der Kooperation über die Grenze hinweg.

Internationale Koproduktionen heißt das Erfolgsrezept, mit dem sich Luxemburg in nur rund 25 Jahren zu einem wichtigen Filmstandort mit rund 750 Beschäftigen in der Filmbranche profiliert hat. Rund 27 Millionen Euro investiert der Luxemburger Filmfonds laut seinem Direktor Guy Daleiden jährlich in die Produktion von einem Dutzend Spielfilmen. Der gerade für den Oscar 2014 nominierte Animationsfilm "Monsieur Hublot" ist ein aktuelles Beispiel, wie auch die Großregion von der Luxemburger Kooperations-Strategie profitieren kann: Nicht nur ist Laurent Witz, der Regisseur von "Monsieur Hublot", ein Lothringer; die Region Lothringen, die inzwischen 1,2 Millionen Euro pro Jahr an Filmförderung vergibt, finanzierte den Film auch zu einem Viertel mit.

Dennoch seufzte Guy Daleiden am Freitag bei der Podiumsdiskussion über "Zusammenarbeit und Filmfinanzierung in der Großregion" im Saarbrücker Hotel Leidinger: Man rede nun schon seit über 20 Jahren über mehr Kooperation - und komme einfach nicht voran. Das liege aber weniger an mangelnden Bereitschaft der Regionen, waren sich die Vertreter von Lothringen, Bertrand Masson, der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, André Sommerlatte, und Gerd Bauer, Gastgeber und Chef von Saarland Film und Medien einig. Größtes Hemmnis sind vielmehr die Fördersysteme der einzelnen Staaten, die "nationalen Egoismen", wie auch Moderator Peter Dinges, Vorstand der Deutschen Filmförderungsanstalt FFA, zugab. Denn die erlauben bisher keine FFA-Förderung für grenzüberschreitende Kooperationen. Ausnahme ist wiederum der Staat Luxemburg , der vormacht, wie es gehen könnte: Er hat sein Fördersystem geöffnet und unterstützt auf Basis eines Punktesystems Produktionen auch, wenn sie zum Teil in der Großregion und oder einem anderen Staat realisiert werden.

Gerd Bauer und seine Kollegen der Großregion erklärten, die Kooperation jetzt aber entschieden voranzutreiben. Im Herbst, so Bauer, hätten sie bereits einen Brief an den deutschen Kulturstaatsminister geschrieben mit der Bitte, die FFA-Förderstatuten so zu ändern, dass man auch für grenzüberschreitende Projekte FFA-Fördergelder bekommen kann. Nicht nur das Saarland (jährliches Film-Förderbudget: 58 000 Euro), auch andere bundesdeutsche Grenzregionen würden davon profitieren.

Eine gemeinsame Arbeitsgruppe soll dafür bis Herbst konkrete Vorschläge ausarbeiten. Auch einen gemeinsamen Entwicklungsfonds für Drehbücher wollen sie installieren. Den gebürtigen Saarbrücker Peter Dinges haben sie schon mal auf ihrer Seite.

fr.filmfund.lu

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort