Nach Tankrabatt Spritpreise im Saarland explodieren: Tankrabatt in Frankreich lockt deutsche Autofahrer

Die Spritpreise in Deutschland sind unmittelbar nach Auslaufen des Tankrabatts in die Höhe geschossen. Unterdessen wird in Frankreich der Tankrabatt erhöht und auch Luxemburg wird für Sparfüchse wieder attraktiv – so viel können Tanktouristen jetzt sparen.

Der Tankrabatt ist ausgelaufen und die schlimmsten Befürchtungen deutscher Autofahrer sind eingetreten. Anders, als der ADAC es vorausgesagt hatte, sind die Spritpreise an deutschen Tankstellen bereits zum 1. September explodiert. Obgleich die Steigerung nicht der Anhebung der Energiesteuer von 35 Cent bei Benzin und 17 Cent bei Diesel entspricht, sind die Preissprünge von Mittwoch auf Donnerstag beträchtlich. So auch im Saarland, wo am Mittwochvormittag in Saarbrücken der Liter Super E5 vielerorts nicht unter zwei Euro erhältlich war. Besonders drastisch zeigt sich die Preissteigerung an den Tankstellen auf der A6 bei Saarbrücken. Hier lag der Super-Preis um 11 Uhr bei 2,389 Euro. Diesel kostete auf der Autobahn sogar 2,449 Euro.

Preisexplosion an deutschen Tankstellen

Nach Einschätzung von Experten ist das nicht das Ende der Fahnenstange. Das aus der Trockenheit resultierende Niedrigwasser im Rhein könnte zum Preistreiber bei Diesel werden, da der Transport von Treibstofffässern nur eingeschränkt möglich ist. Hinzukommt, dass noch billig eingekaufter Sprit im Umlauf ist. Spätestens wenn der Kraftstoff mit Steuernachlass aufgebraucht ist, dürften die Preise abermals anziehen.

„Remise carburant“ – der Tankrabatt in Frankreich

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Foto: dpa-tmn/Catherine Waibel

Während in Deutschland der Tankrabatt Geschichte ist, hat Frankreich den sogenannten „remise carburant“ aufgestockt. Bereits seit dem 1. April sah dieser einen steuerlichen Nachlass von 18 Cent ohne Mehrwertsteuer auf Benzin und Diesel vor. Der französische Steuerrabatt wurde zum 1. September um 12 Cent erhöht und beträgt nunmehr 30 Cent für Diesel und Benzin.

Wie bereits im Vorfeld erwartet hat der Tankrabatt in Frankreich zu einem Ansturm deutscher Autofahrer geführt. Französischen Medienberichten zufolge war bereits am 1. September die Total-Tankstelle in Forbach so überfüllt, dass es in der Rue Nationale zu Staus kam – und das lag nicht nur an den 30 Cent Steuernachlass. Der französische Mineralölkonzern TotalEnergies gewährt einen zusätzlichen Tankrabatt von 20 Cent.

So viel können Sie beim Tanken in Frankreich sparen (Stand: 1. September)

Nun fragen sich viele deutsche Autofahrer in Grenznähe, wie viel sie beim Tanken in Frankreich sparen können. Zunächst einmal, eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es nicht, da der Spritpreis täglich starken Schwankungen unterliegt. Jedoch zeichnet sich ein eindeutiger Trend ab, der den Vergleich von Durchschnittspreisen zulässt. Ausgehend von den Durchschnittspreisen im Stadtgebiet Saarbrücken und den Durchschnittspreisen in Forbach am Mittwochmittag ergab sich folgende Differenz (Total-Rabatt von 20 Cent ausgenommen):

  • Super Benzin E5 kostete in Saarbrücken durchschnittlich 2,06 Euro je Liter. In Forbach war der Liter Super bereits für 1,74 Euro zu haben. Die Ersparnis betrug folglich 32 Cent je Liter (Stand: 1. September)
  • Der Liter Diesel war in Frankreich ab 1,80 Cent zu haben. In Saarbrücken war der Kraftstoff durchschnittlich 37 Cent teurer. (Stand: 1. September)

Rechenbeispiel: So viel können Autofahrer aus Saarbrücken in Frankreich sparen

Steuert man aus zentraler Lage in Saarbrücken die nächstgelegene Tankstelle in Forbach an, müssen etwa 11 Kilometer je Richtung zurückgelegt werden. Je nach Verbrauch und Größe des Tanks fällt die Ersparnis unterschiedlich aus. Bei der Vollbetankung einer Mittelklasse Limousine mit einem Tankvolumen von 60 Liter liegt die Differenz bei etwa 19 Euro für Super Benzin E5. Hiervon müssen noch die Fahrtkosten in Höhe von etwa 2,50 Euro abgezogen werden und etwa ein Euro Abnutzungskosten beim Fahrzeug (fünf bis sechs Euro Abnutzung pro 100 Kilometer werden durchschnittlich angenommen). Das macht eine Netto-Ersparnis von genau 15,50 Euro.

Bei Diesel können Sparfüchse noch mehr sparen: abzüglich Verschleiß und Fahrtkosten in unserem Beispiel knapp 18,50 Euro. Bereits vor Tankrabatt-Ende beobachtete der ADAC Saarland, „dass die Autofahrer, die in Grenznähe wohnen, vermehrt in Frankreich tanken“, so der ADAC-Experte auf Nachfrage der Saarbrücker Zeitung.

Vor dem Ende des Tankrabatts in Deutschland schätzte ein Sprecher des ADAC Saarland den Unterschied zu Frankreich bei Benzin und Diesel auf circa 40 bis 45 Cent ein. Diese Werte werden voraussichtlich in den kommenden Wochen erreicht werden. Dann wäre der Tankausflug nach Frankreich für deutsche Autofahrer natürlich noch lukrativer.

Tankkanister mitführen – diese Regeln gelten

Zusätzlich dürfen Autofahrer einen Kanister mit einer Füllmenge von 10 Litern mitführen. Das ergibt nochmals eine Ersparnis von 3,20 Euro bei Super E5 und 3,70 Euro bei Diesel. Aber Vorsicht: Beim Transport und der Lagerung von Kraftstoffen gelten in Deutschland strenge Regeln.

Nach Angaben des Versicherers „Ergo“ müssen die Kanister sicher geladen werden und dürfen auch bei einem starken Bremsvorgang nicht verrutschen. Außerdem sind ausschließlich Kanister mit der DIN-Norm 7274 oder 16904 erlaubt. Sie sind bruchsicher, dicht und fest verschließbar.

Lohnt sich Sprit in Luxemburg für deutsche Autofahrer wieder?

Laut Angaben des ADAC ist die Mitnahme eines Tankkanisters in Luxemburg untersagt. Dem widerspricht der Pressesprecher der Luxemburger Polizei gegenüber dem SWR. Demnach dürfen 20 Liter Kraftstoff in Reservekanister mitgeführt werden. So oder so können grenznah wohnende Autofahrer aus Deutschland beim Tanken Großherzogtum Geld sparen. Wie in Deutschland ist in Luxemburg der Tankrabatt zum 1. September ausgelaufen. Dort betrug die steuerliche Ermäßigung bis dato 7,5 Cent.

Medienangaben zufolge stiegen die Kosten für den Liter Benzin um 8,2 Cent auf 1,72 Euro. Zu beachten gilt: Super 95 mit fünf Prozent Ethanol-Anteil wird seit 2019 nicht mehr verkauft. Im Luxemburg wird ausschließlich E10 angeboten. Diesel kostete 1,89 Euro im Durchschnitt.

Klar ist, je kürzer der Umweg nach Luxemburg, desto mehr Geld bleibt am Ende des Tankausflugs im Geldbeutel. Ausgehend vom Durchschnittspreis im Saarland, bei Vollbetankung (60 Liter) einschließlich Reservekanister (20 Liter) und ohne An- und Rückfahrtkosten liegt die Ersparnis bei:

  • Super E10: 23,20 Euro (Stand: 2. September, 10 Uhr)
  • Diesel: 28,80 Euro (Stand: 2. September, 10 Uhr)

Auch hier sind jedoch noch Fahrtkosten und Verschleiß beim Fahrzeug abzuziehen. Die Preise für Mineralölerzeugnisse in Luxemburg sind staatlich reguliert: Das heißt, es wird ein Höchstpreis festgelegt, der für alle Tankstellen gelten ist. Willkürliche Preissprünge seitens der Ölmultis kann es somit nicht geben.

Tanktourismus ist klimapolitisch problematisch

In Zeiten explodierender Energiepreise ist der Tankausflug ins günstigere Ausland für Autofahrer verlockend. Doch der zusätzliche Verkehr führt zugleich zum Ausstoß von mehr Treibhausgasen.

Nicht umsonst wird Benzin und Diesel in Deutschland hoch versteuert. Eine Verringerung des CO2-Ausstoßes ist angesichts zunehmender Hitze und Trockenheit klimapolitisch geboten. In diesem Sinne sollten nur jene im Ausland tanken, die ohnehin unmittelbar an der Grenze leben.

ADAC kritisiert Ölmultis und fordert Staat zum Handeln auf

Wie sich der Spritpreis im Laufe des Monats weiterentwickeln wird, lässt sich allenfalls spekulativ beantworten. Das vergangene Vorgehen der Ölmultis lässt jedoch nichts Gutes erahnen.

Bereits im August hatte der ADAC die Mineralölkonzerne massiv kritisiert. Nach Einschätzung des ADAC-Experten Stefan Gerwins haben die Ölmultis den Tankrabatt nicht eins zu eins an deutsche Autofahrer weitergegeben. Um diese Behauptung zu belegen, verglich Gerwins Abweichungen bei Wechselkurs und Rohölpreis gegenüber dem Monat März. Demnach war der Liter Benzin im Juni zwischenzeitlich bis zu 30 Cent teurer als es hinsichtlich der Marktlage zulässig gewesen wäre. Bei Diesel waren es zu diesem Zeitpunkt sogar 50 Cent mehr.

Aus diesem Grund forderte der ADAC die Mineralölkonzerne auf, die Spritpreise gerechter zu gestalten. Gleichzeitig wurde die Politik aufgefordert, den Wettbewerb am Mineralölmarkt in Deutschland zu gewährleisten. Beobachter vermuten in diesem Zusammenhang Preisabsprachen zwischen den Ölmultis zum Nachteil deutscher Autofahrer.

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