Zum Geburtstag sorgt sich Südafrika um seinen größten Helden

Kapstadt. Noch vor kurzem hätte Nelson Mandela sicher auch Prinz Albert II. von Monaco und seine südafrikanische Braut Charlene oder die US-Entertainerin Oprah Winfrey empfangen. Sie alle waren kürzlich in Johannesburg. Aber die Ikone des modernen Südafrika, der große Versöhner und Freiheitskämpfer, meidet die anstrengenden Treffen mit Politikern und Prominenten

 Mandela trat nur noch selten in der Öffentlichkeit auf. Dieses Foto wurde im Juni 2010 gemacht. Foto: dpa

Mandela trat nur noch selten in der Öffentlichkeit auf. Dieses Foto wurde im Juni 2010 gemacht. Foto: dpa

Kapstadt. Noch vor kurzem hätte Nelson Mandela sicher auch Prinz Albert II. von Monaco und seine südafrikanische Braut Charlene oder die US-Entertainerin Oprah Winfrey empfangen. Sie alle waren kürzlich in Johannesburg. Aber die Ikone des modernen Südafrika, der große Versöhner und Freiheitskämpfer, meidet die anstrengenden Treffen mit Politikern und Prominenten. Einzige Ausnahme war Amerikas First Lady Michelle Obama, die mit ihren Töchtern im Juni kurz Mandela im feinen Stadtteil Houghton besuchen durfte.Als Mandela am 18. Juli 2008 seinen 90. Geburtstag feierte, war er noch Mittelpunkt einer rauschenden Dinnerparty in London, im Kreise von Hollywood-Stars wie Will Smith, Robert De Niro, Denzel Washington, Uma Thurman oder Pierce Brosnan. Jetzt zu seinem 93. Geburtstag ist "Madiba", so sein Clanname, in seinen Heimatort Qunu gereist. Er wird im Familienkreis feiern - auch wenn Südafrikas 12,4 Millionen Schulkinder um Punkt 8.30 Uhr aufgerufen sind, den größten Geburtstagschor der Geschichte anzustimmen.

Der Nationalheld und frühere Staatspräsident sei derzeit gesundheitlich gut beieinander, versicherte die Mandela-Stiftung. Allerdings zeigte ein Krankenhausaufenthalt im Januar seine Gebrechlichkeit. Er litt unter heftigen Atembeschwerden. Die Erkrankung versetzte das Land in spürbare Unruhe. Deutlich wurde auch, wie schon jetzt um das Vermächtnis des großen Staatsmannes gestritten wird. Die widersprüchlichen Angaben von Familie, Partei und Mandela-Stiftung über Mandelas Gesundheitszustand ließen ahnen, was passiert, wenn er stirbt. Mit Bangen sehen seine Landsleute diesem Tag entgegen.

In der weit verzweigten Familie Mandelas, der zum dritten Mal verheiratet ist, profiliert sich als politischer Erbe vor allem sein Enkel Mandla. Allerdings berichteten südafrikanische Medien von ominösen Aktivitäten und Geschäften des Enkels, der seit 2009 im Parlament sitzt. Der 37-Jährige, der sich auch zum traditionellen Häuptling in Mvezo, dem Geburtsort Mandelas, küren ließ, dementierte heftig, er habe für 280 000 Euro die Fernsehrechte für die Trauerfeierlichkeiten nach dem Tod Mandelas verkauft. Es gibt noch mehr solch unschöner Geschichten.

Der Name Mandela hat politisch wie finanziell einen enormen Wert. Sowohl Präsident Jacob Zuma als auch Mandla konnten den Freiheitskämpfer 2009 dazu bringen, ihnen trotz Widerständen in der Familie mit gemeinsamen Auftritten im Wahlkampf zu helfen. Während der Fußball-WM 2010 widersprachen sich dann Partei und Familie öffentlich in der Frage, ob Mandela an der Eröffnungsfeier teilnehmen werde.

Zahlreiche Stiftungen und Hilfsorganisationen nutzen mit Mandelas Erlaubnis seinen Namen. "Der Name ist viele Millionen Dollar wert", schrieb die "Cape Times". Im Namen Mandelas wird aber nicht nur legal für Hilfsprojekte und Bildungsprogramme gesammelt. Auch die Betrugs-Liste mit der "Marke" Mandela ist lang. Auf der Website der Mandela-Stiftung gibt es eine Sektion, auf der vor falschen Spendenaufrufen und "Mandela-Lotterien" gewarnt wird.

Gespaltenes Land

Schließlich wird kaum ein lebender Politiker weltweit so verehrt wie der 93-Jährige aus dem Xhosa-Stamm. Die UN haben 2008 seinen Geburtstag zum "Internationalen Nelson-Mandela-Tag" erklärt. Der Führer der früheren Freiheitsbewegung und heutigen Regierungspartei ANC verhinderte bei der Überwindung des Apardheid-Systems die politische Katastrophe, Blutbäder und Racheakte. Eine historische Leistung, die ihn in die Reihe der Giganten der Geschichte wie Gandhi, Winston Churchill oder John F. Kennedy stellt.

 Mandela tritt selten in der Öffentlichkeit auf. Dieses Foto wurde im Juni 2010 gemacht. Foto: dpa

Mandela tritt selten in der Öffentlichkeit auf. Dieses Foto wurde im Juni 2010 gemacht. Foto: dpa

Aber in Südafrika ist Nelson Mandela weit mehr als nur eine Ikone. Auch ohne politische Auftritte stellt er einen enorm wichtigen Stabilitätsfaktor in dem noch immer ethnisch und sozial gespaltenen Land dar. Mandela ist das Gewissen der "Regenbogennation", die lebende Mahnung, dass nur Rechtsstaat und Demokratie Menschenrechte und Gerechtigkeit ermöglichen, dass Hass zwischen Schwarz und Weiß, Klassenkampf und populistische Hetze Südafrika ins Verderben führen würden.

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