Wie geht es weiter? Parteien in Thüringen ringen um Ausweg

Erfurt · Das Modell einer lagerübergreifenden Übergangsregierung ist geplatzt. Linke, SPD und Grüne erhöhen nun den Druck auf die CDU.

 Vertreter von Linken, SPD, Grünen und CDU treffen sich zu einer erneuten Gesprächsrunde im Thüringer Landtag. Sie wollen einen Ausweg aus der Regierungskrise finden.

Vertreter von Linken, SPD, Grünen und CDU treffen sich zu einer erneuten Gesprächsrunde im Thüringer Landtag. Sie wollen einen Ausweg aus der Regierungskrise finden.

Foto: dpa/Bodo Schackow

In Thüringen ringen die Parteien um einen Ausweg aus der Krise, nachdem der Versuch gescheitert ist, eine rot-rot-grüne Übergangsregierung unter Ex-CDU-Regierungschefin Christine Lieberknecht zu bilden. Lieberknecht hatte ihre Bereitschaft dazu zurückgezogen und dies mit den unterschiedlichen Vorstellungen von Linken, SPD, Grünen und CDU vom Zeitpunkt einer Neuwahl begründet. Sie riet der CDU zur Kooperation mit der Linken – und damit zum Bruch eines gegenteiligen Bundesparteitagsbeschlusses. Linke, Grüne, SPD und CDU berieten den ganzen Mittwoch über. Erwartet wurde, dass das Ringen auch am Donnerstag weitergeht.

„Wer keine Neuwahlen will, muss Bodo Ramelow zu einer Mehrheit im Landtag verhelfen“, sagte Lieberknecht in Erfurt. Thüringens CDU-Fraktionschef Mike Mohring forderte ebenfalls mehr Spielraum beim Verbot, mit der Linken zusammenzuarbeiten. Der Unvereinbarkeitsbeschluss des Bundesparteitags stimme mit der Lebenswirklichkeit in einigen Bundesländern nicht überein, sagte er in Erfurt. Nach dem Parteitagsbeschluss kann die CDU nicht mit der AfD und auch nicht mit der Linken zusammenarbeiten. Das Verbot der Kooperation mit der AfD stehe nicht infrage, bekräftigte Mohring. Die Grünen im Bund forderten eine aktivere Mitarbeit der Bundes-CDU an einer Lösung in Thüringen. Es wäre „sehr hilfreich, wenn die Bundes-CDU hier ihrem Landesverband Türen öffnet“, sagte Grünen-Chefin Annalena Baerbock.

Mohring kündigte zugleich an, sich bereits Anfang März – und nicht wie ursprünglich angekündigt erst im Mai – vom Fraktionsvorsitz zurückzuziehen. Der CDU-Fraktionsvorstand soll am 2. März neugewählt werden. Über seine Nachfolge an der Spitze der Fraktion mit 21 Abgeordneten sei noch nicht gesprochen worden. Der 48-Jährige hatte nach dem politischen Chaos, in dem seine Partei steckt, auch den Rückzug vom Parteivorsitz angekündigt.

Der Linke-Politiker Ramelow ist weiterhin bereit, sich einer erneuten Ministerpräsidentenwahl zu stellen – wenn es dafür eine Mehrheit im Landtag ohne AfD-Stimmen gibt. Seinem favorisiertes Bündnis aus Linke, SPD und Grünen fehlen vier Stimmen für eine Mehrheit.

Die Linksfraktionschefin im Landtag, Susanne Hennig-Wellsow, forderte die CDU auf, den Weg für eine zügige Neuwahl frei zu machen oder Ramelow aktiv zu unterstützen „bei der MP-Wahl mit einer anschließenden Tolerierung von Rot-Rot-Grün“. Es gebe nur diese beiden Wege. Grünen-Fraktionschef Dirk Adams sagte, es werde mit den Christdemokraten hart verhandelt, „dass wir zu Neuwahlen kommen“.

Für eine Neuwahl ist im Thüringer Landtag eine Zwei-Drittel-Mehrheit der 90 Abgeordneten nötig. Linke, SPD und Grüne kommen zusammen nur auf 42 Sitze im Parlament. Gebraucht wird die Unterstützung der CDU mit ihren 21 Sitzen.

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